Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet XENIA

(getauft am 08.03.2018)

 

Ende der ersten Märzwoche hat sich aus dem Tiefdrucksystem VERENA-ULRIKE-WIEBKE ein Tief entwickelt, welches am 08.03. auf den Analysekarten der Berliner Wetterkarte auf den Namen XENIA getauft worden ist. Der Wirbel XENIA gehörte mit dem Antizyklon VERENA und dem Tief WIEBKE zu einem Tiefdruckkomplex, welcher sich zu diesem Zeitpunkt mit Schwerpunkt über Nordeuropa befand.

Am Donnerstag dem 08.03.2018, um 00 Uhr UTC, was 01 Uhr MEZ entspricht, hatte der Kern des Tiefs XENIA einen Bodendruck von ca. 990 hPa und lag im Süden Irlands. Die Kaltfront des Tiefs XENIA erstreckte sich aus dem Kern heraus, bogenförmig bis vor die Küste Süd-Großbritanniens und weiter über den Atlantik, wo sie den Charakter einer Warmfront annahm. Das Tief XENIA machte sich durch vereinzelte Schauer und Nebel über Großbritannien bemerkbar, beispielsweise fiel in London innerhalb von 24 Stunden 4 mm an Niederschlag. In den Niederlanden war es teilweise bedeckt und durch Regen- und Schneeschauer fielen zum Beispiel in Amsterdam über den gesamten Tag hinweg 5 mm. Die Niederschläge über Deutschland variierten ebenfalls, zunächst fiel der Niederschlag in flüssiger Form und zum Abend verbreitet auch als Schnee. Vergleichsweise zu erwähnen, betrug in Berlin- Dahlem die Niederschlagsmenge 2,2 mm. Die Maximaltemperatur für Berlin lag bei etwa 2,6°C.

Im Tagesverlauf zog die Zyklone XENIA der Höhenströmung folgend nach Osten, sodass die Front ab dem Abend über Deutschland lag. Dies hatte zur Folge, dass an der Station des Kahler Asten innerhalb von nur 6 Stunden 10 mm Niederschlag fiel, welcher die Schneedecke von 12 auf 20 cm ansteigen ließ. Im Hochland, wie zum Beispiel der Zugspitze ist in 24 Stunden Niederschlag in fester Form gefallen, welcher sich ebenfalls als Schnee geäußert hat. Die vorhandene Schneedecke ist dort von 148 cm auf 155 cm gewachsen.

Bis 18 Uhr MEZ betrug die Menge des 24-stündigen Niederschlags in der Nordwesthälfte Deutschlands verbreitet um die 5 mm. Die Intensität des Regens war dabei sehr wechselhaft. Es ist ebenfalls zu erwähnen, dass in den ersten acht Märztagen im Dahlemer Raum etwa 14 mm verzeichnet wurden, was einer größeren Menge entspricht als der, die im gesamten Februar dokumentiert wurde.

Am Folgetag, dem 09.03.2018 um 00 Uhr UTC, war der Wirbel XENIA mit dem Kern über der Nordsee und hatte eine Okklusion ausgebildet. Diese beschrieb einen Bogen vom Kern des Tiefs bis über die Grenze der Niederlande und Belgien und von da aus quer über Frankreich.

Eine Okklusion ist in der Meterorologie eine Front, die entsteht, wenn sich die Kalt- und Warmfront eines Tiefs zusammenschließen. Die Kaltfront holt die Warmfront durch ihre höhere Zuggeschwindigkeit ein und hebt die Luft an.

Die Verlagerung des Tiefs XENIA sorgte für Schauer über der Ostsee, welche über mehrere Stunden anhielten. Eine weitere Auswirkung für den deutschen Raum war die Verstärkung des Windes, denn in Berlin-Tegel wehte dieser mit 36 km/h, was Stärke 5 auf der Beaufort-Skala entspricht, und im weiteren Tagesverlauf stieg die Stärke des Windes bis auf 7 Beaufort, 57,6 km/h, an.

Die Verstärkung des Windes hatte auch zur Folge, dass in den Alpen über einen längeren Zeitraum ein Föhn entstand. Ein Föhn entsteht an Erhebungen, an der dem Wind zugewandten Seite des Gebirges, der Luvseite. Wenn Luft nach oben steigt und somit eine Wolkenentwicklung stattfindet, fällt aus diesen Wolken Niederschlag. Auf der dem Wind abgewandten Seite, die auch Lee genannt wird, wird ein abwärtsgerichteter Wind registriert und dieser wird Föhn genannt. Nach dem Niederschlag entwickeln sich die Wolken zurück und die trockene Luft sinkt ab. Der Föhn polarisiert die Luftmassen in den Alpen und in Folge dessen werden so hohe Temperaturen in die Region zugeführt. Die Station des österreichischen Bad Aussee erreichte so maximale 12,4°C, während am Vortag nur 8,3°C registriert wurden. Auch in Basel-Binningen gab es eine Erhöhung um mehr als 2 Grad auf warme 15,9°C.

Ebenfalls ist als Vergleich zu erwähnen, dass sich die Sichtweite vom Vortag, dem 08.03.2018 zum 09.03.2018 deutlich verbesserte. So wurde in Berlin-Dahlem am 08.03. um 7 Uhr MEZ eine Sichtweite von etwa 1,5 km verzeichnet, was einen feuchten Dunst ausmacht und am 09.03. um 7 Uhr MEZ betrug die Sichtweite ca. 35 km, was eine Verbesserung von über 30 km bedeutete. Feuchter Dunst tritt auf, wenn die Sichtweite zwischen 1 bis 8 Kilometern beträgt, außerdem muss die relative Luftfeuchte gleich oder größer 80% sein.

Im Tagesverlauf des 09.03.2018 zog Wirbel XENIA weiter in Richtung Osten über den Norden Polens und lag um 01 Uhr MEZ des 10.03. über der Ostsee nahe Stockholm. Die Temperaturen rund um den Kern betrugen etwa 2 bis 4°C. Das Himmelsbild nahe des Kerns um Danzig und Königsberg, sowie entlang der Kaltfront im Westen Polens und Osten Deutschlands und entlang der Warmfront vom Kern aus bis an die Nordspitze des Schwarzen Meeres gestaltete sich stark bewölkt. Im Warmsektor hinter der Warmfront im Süden Polens und der Ukraine betrugen die maximalen Temperaturen um die 10°C, wie in Przemysl mit 10,3 oder in Kozienice mit 10,9°C. Entlang der Front konnte zudem Niederschlag von 2-7 mm in 12 Stunden bis 18 Uhr UTC erfasst werden. So fielen in Olsztyn 5 und in Mikolajki 2 mm. Im Südosten Deutschlands fiel derweil vereinzelt Regen wie in Carlsfeld mit 0,5 mm in 6 Stunden bis 00 Uhr UTC des Folgetages, welcher oberhalb von 400 bis 600 Metern in Schnee überging. Im Norden des Landes blieb es vorerst trocken.

Im weiteren Verlauf des Tages fanden Abschwächungen des Tiefdruckkomplexes XENIA statt, in Folge dessen der Wirbel am 11.03.2018 nicht mehr auf den Karten verzeichnet werden konnte.