Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet XENIA

(getauft am 13.12.2016)

 

Am 11.12.2016 bildete sich über dem westlichen Nordatlantik eine kleine Wellenstörung, die sich im weiteren Tagesverlauf stärker ausprägte und nach Osten verlagerte. Schon zum darauf folgenden Tag, dem 12.12.2016, entwickelte sich aus dieser Wellenstörung ein eigenständiges Tiefdruckgebiet mit einem minimalen Kerndruck von ca. 1000 hPa und einem Frontensystem, bestehend aus einer vorlaufenden Warmfront nach Südosten und einer nachfolgenden Kaltfront nach Südwesten. Im weiteren Verlauf des Tages verlagerte sich diese Zyklone nach Nordosten, sodass sie zum 13.12.2016 etwa 800 km südwestlich der isländischen Küste lag. Über dem östlichen Nordatlantik verstärkte sich dabei dieses Tief deutlich auf einen minimalen Kerndruck von ca. 965 hPa, da es sich vorher mit einem anderen Tiefdruckgebiet nahe Grönland zusammenschloss. Das Frontensystem verstärkte sich ebenfalls deutlich und war durch eine Okklusion, ausgehend vom Tiefzentrum bis über den östlichen Nordatlantik, geprägt. Eine Okklusion ist durch wärmere Luftmassen in höheren Schichten der Atmosphäre und kältere Luftmassen in niedrigeren Schichten gekennzeichnet, da die nachfolgende Kaltfront die vorlaufende Warmfront einholt und die wärmere Luft aufsteigen lässt. Aufgrund der prognostizierten Entwicklungen des umfangreichen Tiefdruckgebietes sowie dessen Wetterwirksamkeit für Europa wurde es am 13.12.2016 auf den Namen XENIA getauft.

Im Laufe des 13.12.2016 entwickelte sich ca. 800 km südwestlich der irischen Küste am Okklusionspunkt, an welchem die Kaltfront die wärmeren Luftmassen der Warmfront aufsteigen lässt, ein weiteres Tiefdruckgebiet, welches XENIA II genannt wurde. Mit Durchzug des Frontensystems von Tiefdruckwirbel XENIA über Island, welches nun den Namen XENIA I erhielt, wurden in dem Ort Gufuskalar Niederschlagsmengen von 16 mm zwischen 06 Uhr UTC, was einer Zeit von 07 Uhr MEZ entspricht, und 12 Uhr UTC gemessen. Auch das tägliche Maximum der Niederschlagsmengen von Island mit 20,2 mm wurde an diesem Ort gemessen. Sowohl dort, als auch in dem Ort Dalatangi wurden die höchsten Windgeschwindigkeiten registriert. Dabei erreichten allein die mittleren Windgeschwindigkeiten Werte der Stärke 9 auf der Beaufort-Skala mit 59,3 km/h um 18 Uhr UTC sowie 50 km/h um 15 Uhr UTC, welche starke bis stürmische Winde repräsentieren. Die Zyklone XENIA II brachte zwar keine derartigen Niederschlagsmengen in Großbritannien, jedoch sorgte dessen Warmfront für eine maximale Temperatur von 14,4°C um etwa 13 Uhr UTC in dem englischen Ort Chivenor.

Bis zum 14.12.2016 verstärkte sich das Tief XENIA II auf einen Kerndruck von rund 985 hPa und verlagerte sich nach Nordosten, etwa 400 km westlich der irischen Küste. Dabei erstreckte sich dessen Warmfront über Schottland, die Nordsee bis nach Dänemark, sowie dessen Kaltfront vom Tiefzentrum aus nach Süden über den östlichen Nordatlantik. Der Tiefdruckwirbel XENIA I verlagerte sich währenddessen nach Norden. Mit einem minimalen Kerndruck von knapp unter
970 hPa lag Tief XENIA I mit dem Zentrum zwischen Gr
önland und Island über dem 65. Breitengrad, wobei eine Okklusion entlang der Südostküste Grönlands, über Island bis zur Zyklone XENIA II führte. Mit Durchzug der Kaltfront des Tiefdruckgebietes XENIA II wurden im nordirischen Ort Castlederg die höchsten britischen Niederschlagswerte von 14,6 mm Regen gemeldet. Dabei fielen allein in den 6 Stunden ab 00 Uhr UTC bereits 11,6 mm Regen. Im schottischen Cairngorm, was etwa 1200 m über dem Meeresspiegel liegt, wurden die stärksten Windgeschwindigkeiten von bis zu 118,6 km/h bereits um 09 Uhr UTC gemessen. Aufgrund einer starken Südströmung in einer Höhe von etwa 5,5 km verlagerte sich die Zyklone XENIA II im weiteren Tagesverlauf deutlich nach Norden. Aufgrund dessen wurden erneut im isländischen Ort Dalatangi die höchsten täglichen Niederschlagsmengen von ca. 28 mm Regen gemessen, wobei bereits zwischen 09 und 12 Uhr UTC 10 mm fielen. Zudem wurden an diesem Ort um 15 Uhr UTC mittlere Windgeschwindigkeiten der Stärke Beaufort 8 von 72,3 km/h verzeichnet.

Somit lag zu Beginn des 15.12.2016 das Tiefdruckgebiet XENIA II ca. 150 km nördlich der isländischen Küste. Bis dahin verstärkte sich die Zyklone XENIA II auf einen minimalen Kerndruck von etwa 975 hPa, wobei dessen Frontensystem nur noch aus einer Okklusion bestand, die sich ausgehend vom Tiefzentrum über das Nordmeer bis zur Nordsee erstreckte und sich dort in eine schwache Warmfront Richtung Dänemark und in eine schwache Kaltfront nach Südwesten bis nach Schottland aufteilte. Der Wirbel XENIA I verlagerte sich nur geringfügig nach Südwesten und befand sich weiterhin südöstlich von Grönland. Dabei schwächte sich das Tief XENIA I deutlich auf einen Kerndruck von 985 hPa ab. Da sich dessen Frontensystem komplett auflöste, sorgte es somit für keine nennenswerten Wettereinflüsse mehr. Die Zyklone XENIA II führte nur noch maximal zu 0,5 mm Regen in den 9 Stunden ab 00 Uhr UTC in der isländischen Hauptstadt Reykjavík. Hohe Windgeschwindigkeiten wurden in Island nicht mehr gemessen. Auf der norwegischen Insel Jan Mayen im Nordmeer sah es hingegen anders aus. Dort wurden besonders in der ersten Tageshälfte maximale Windgeschwindigkeiten der Stärke Beaufort 9 bis 10 von 85 km/h bis 90 km/h gemessen. Die höchste Windgeschwindigkeit wurde aber um 12 Uhr UTC mit 93,7 km/h registriert, was einer schweren Sturmböe der Stärke Beaufort 10 entspricht. Trotzdem blieben auch dort die hohen Niederschlagsmengen aus. So wurden auf der Insel zwischen 18 und 00 Uhr UTC gerade einmal 0,6 mm an Regen verzeichnet. In der zweiten Tageshälfte zog die Okklusion von Tief XENIA II über den Norden von Norwegen und sorgte in den 6 Stunden ab 12 Uhr UTC nochmals für hohe Niederschlagsmengen von 23 mm. Dabei wurden im naheliegenden Hasvik-Sluskfjellet auf einer Höhe von ca. 440 m maximale Windböen von 108,1 km/h um 18 Uhr UTC gemessen. Aber auch im schwedischen Ort Tarfala sorgte der Einfluss des Tiefdruckwirbels XENIA II für maximale Windböen bis 104,5 km/h um 21 Uhr UTC.

Bis zum 16.12.2016 schwächte sich das Tiefdruckgebiet XENIA I weiter ab und löste sich allmählich auf. Die Zyklone XENIA II, die von da an nur noch Tief XENIA genannt wurde, verlagerte sich aufgrund einer langanhaltenden Südströmung in einer Höhe von ca. 5,5 km nach Norden bis etwa 200 km westlich der norwegischen Insel Spitzbergen. In dieser Zeit schwächte sich Tief XENIA jedoch ebenfalls stark auf einen minimalen Kerndruck von etwas unter 990 hPa ab. Dessen Okklusion zog sich dabei über Spitzbergen, den westlichen Teil der Barentssee bis nach Finnland und teilte sich im Süden des Landes in eine schwache Warmfront bis nach Riga und in eine schwache Kaltfront bis nach Zentralschweden auf. Bereits auf der norwegischen Insel Spitzbergen konnte aber der Wirbel XENIA bzw. dessen Okklusion nicht mehr für hohe Niederschlagsmengen sowie hohe Windgeschwindigkeiten sorgen. Ebenso wenig wurden im Norden von Norwegen, Schweden und Finnland nennenswerte Messwerte registriert. Einzig im norwegischen Hasvik-Sluskfjellet wurden um 06 Uhr UTC noch maximale Windböen von 108,1 km/h gemessen. Im weiteren Tagesverlauf löste sich dann anschließend nicht nur das Frontensystem, sondern auch das Tiefdruckgebiet XENIA selbst allmählich auf und konnte dementsprechend am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 

 

Geschrieben am 17.02.2016 von Florian Ruff

Berliner Wetterkarte: 15.12.2016

Pate: Kerstin Ruff