Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet XENIA
(getauft am 21.02.2014)
Am 20.02.2014 erschien über dem Nordwestatlantik bei Neufundland ein
Tiefdruckwirbel im Darstellungsbereich der Berliner Wetterkarte.
Dieser wurde am
Folgetag auf den Namen XENIA getauft, wobei der Kerndruck um 00 Uhr UTC, das
entspricht 01 MEZ, etwas unter 985 hPa betrug. Vom Kern zog sich eine
Okklusion, eine Mischfront mit Eigenschaften vom Warm- und Kaltfront,
bogenförmig nach Südosten, bevor sie sich nach einigen Hundert Kilometern in
Warm- und Kaltfront teilte. Die Warmfront zog sich bis über den zentralen
Nordatlantik und die Kaltfront beschrieb den Bogen der Okklusion weiter
Richtung Bermudas.
Das Tief XENIA
verlagerte sich in den folgenden 24 Stunden rasch ostwärts und lag am 22.02.2014
mit seinem Zentrum über dem zentralen Nordatlantik. Der Kerndruck sank dabei im
Verlauf um 10 hPa und der Aufbau des Frontensystems blieb bestehen.
Bis zum nächsten
Tag zog die Zyklone XENIA nach Nordosten und lag am 23.02.2014 um 00 UTC mit
ihrem Schwerpunkt knapp südlich von Island und westlich von Schottland. Sie
nahm weiter rasch an Intensität zu und wies zu diesem Zeitpunkt einen Kerndruck
von etwa 965 hPa auf. Die Okklusion reichte vom nördlichen Kernbereich ostwärts
und beschrieb über den Färöern einen Bogen nach Süden. Vom Okklusionspunkt über
Schottland erstreckte sich die Kaltfront nach Südwesten hinaus auf den
Nordatlantik und ihre Warmfront verlief südlich bis zur Bretagne. Der
Sturmwirbel XENIA erfasste die britischen Inseln mit Niederschlägen, dadurch
fielen in Irland bis zum Frühtermin, d.h. bis 06 UTC, des 23.02.2014 innerhalb
von 12 Stunden bis zu 19 mm Regen und im Norden Schottlands verbreitet mehr als
20 mm, örtlich sogar bis 40 mm. Im Tagesverlauf verlagerte sich das Sturmtief
XENIA mit seinem Schwerpunkt weiter nach Nordosten bis zu den Lofoten.
Im Bereich des zum
Nordmeertief XENIA gehörenden Frontenzuges regnete es in Norwegen und auf den
Britischen Inseln ergiebig. Vor allem schottische Stationen meldeten am frühen
Morgen des 24.02.2014 24-stündige Niederschlagsmengen von zum Teil mehr als 40
mm wie beispielsweise Eskdalemuir mit 40,4 mm und Shap mit 46 mm. Die norwegische
Station Bergen-Florida meldete eine Regenmenge von
32,3 mm und die etwas weiter nördlich gelegene Station Forde-Vie
33,7 mm. Dabei stieg die Temperatur in einigen Fjorden bis 15°C, wie z. B. im Tafjord auf 15,3°C. Mittags lag dort die Temperatur bei
13,8°C. Zwischen hohem Luftdruck über Ost- und Nordosteuropa und dem
Tiefdruckgebiet XENIA gelangten sehr milde Luftmassen nach Nordrussland,
wodurch es am Weißen Meer zu Tauwetter kam. Selbst in der Nacht zum nächsten
Tag sank die Temperatur zum Beispiel in Archangelsk nicht unter den
Gefrierpunkt.
Am 25.02.2014 war
das sich zunehmend abschwächende und aus zwei Kernen bestehende Tiefdruckgebiet
XENIA nahezu stationär. Das Teiltief XENIA I lag mit seinem Zentrum südöstlich
von Jan Mayen nördlich des Polarkreises und das Teiltief XENIA II südöstlich
von Spitzbergen. Diese Anordnung, in Verbindung mit einem ausgedehnten Hochdruckgebiet
über Russland, sorgte dafür, dass es im Norden Europas ungewöhnlich mild war. In
ganz Nordskandinavien gab es bei Werten über dem Gefrierpunkt Tauwetter. Selbst
im sonst für seine niedrigen Temperaturwerte bekannten schwedischen Ort Nikkaluokta stieg die Temperatur auf +5°C. In Finnland
wurden generell +2 bis +5°C gemessen. In Nordrussland setzte sich das extrem
milde Wetter fort. In Archangelsk stieg die Temperatur auf +5°C, in Koynas auf +4°C und etwas südlich in Shenkursk
sogar bis auf +7°C.
Die weiter an
horizontaler Ausdehnung verlierende und sich abschwächende Zyklone XENIA
verlagerte sich bis zum 26.02.2014 zur Barentssee, sodass sie ihren Einfluss
auf Nordeuropa verlor. Im weiteren Verlauf schwächte sich das Tief XENIA weiter
ab, bevor es am 27.02.2014 letztmalig im Analysebereich der Berliner
Wetterkarte erschien.
Geschrieben am 11.06.2014 von Jasmin
Holzapfel
Berliner Wetterkarte: 23.02.2014
Pate: Tobias Tammen