Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  XENOCRATES

(getauft am 10.02.07)

 

 

Das Tief XENOCRATES entstand infolge einer Temperaturgradient-Verschärfung südlich von Neufundland als Randtief eines steuernden Tiefs mit Zentrum über Labrador. Eingelagert in eine zonale Strömung bildete sich rasch ein Kurzwellentrog und infolge dessen die typischen Frontensysteme aus. Auf der Vorderseite wurden subtropische Luftmassen advehiert, wohingegen auf der Rückseite polare Luftmassen einflossen.

In der Nacht zum 11.02.07 okkludierte Tief XENOCRATES bereits. Der nördliche Bereich der Warmfront wurde also bereits von der Kaltfront eingeholt. Es nahm weiter Kurs auf Mitteleuropa und hatte im Zentrum bereits einen Kerndruck von 995hPa entwickelt. Zum 12.02.07 verlagerte sich XENOCRATES zügig weiter Richtung Britische Inseln und erreichte seinen Höhepunkt. Im Kerndruck wurden hier 976hPa gemessen. Erste Ausläufer von XENOCRATES erreichten das westeuropäische Festland. So kam es im Bereich der Warmfront zu länger anhaltenden Regenfällen in England und Frankreich. Noch kräftiger fielen die Regenfälle über dem Nordwesten Spaniens und Portugals aus (z.B. Vigo 48,5 l/m², Santiago 44 l/m²).

Das okkludierte Frontensystem von XENOCTRAES griff bereits am frühen Morgen auf den Westen Deutschlands mit weiteren Regenfällen über. Aufgrund der feucht-milden Atlantikluft sank die Temperatur beispielsweise in Köln bis zum Morgen nur auf 7,2 °C. Seine Okklusionsfront überquerte im Tagesverlauf sowie in der Nacht zum 13.02.07 Deutschland von Südwest nach Nordost und brachte verbreitet Regen mit Niederschlagshöhen meist zwischen 2 und 8 mm. Nachfolgende stärkere Schauer führten zu 24-stündigen Niederschlagshöhen teils über 10 l/m² (z.B. Lingen 20 l/m², Osnabrück 14 l/m²). Nur auf den höchsten Mittelgebirgsgipfeln oberhalb 900 bis 1000 m fiel der Niederschlag als Schnee, wobei sich auf dem Brocken die Schneedecke um 10 cm erhöhte (nunmehr 75 cm). In der einfließenden erwärmten Meeresluft (mPs) stieg die Temperatur meist auf 5 bis 12°C, nur in Mecklenburg-Vorpommern blieb es mit 2 bis 7°C noch kälter. Letzte Schneereste im Nordosten Deutschlands schmolzen dennoch dahin.

Am Abend des 12.02.07 befand sich das Tief XENOCRATES schon nahezu senkrecht unter dem Höhentief mit Zentrum über der deutschen Bucht. XENOCRATES, das den Höhepunkt seiner Entwicklung bereits überschritten hat, zog gemäß der Höhenströmung unter Abschwächung weiter Richtung Ostsee und brachte auch am 13.02.07 noch deutschlandweit verbreitet Regenfälle, die im Tagesverlauf von Westen her langsam nachließen. Der Wind wehte in der Mitte und im Süden Deutschlands stark aus westlicher Richtung, im Norden nur mäßig aus Nordwest. In Küstennähe, sowie in Dänemark bildeten sich zudem zahlreiche Nebelfelder aus.

Am 14.02.07 verlagerte sich XENOCRATES zur polnischen Ostsee. Der Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt nur noch 1005 hPa. Es brachte Polen noch leichte Niederschläge und eine deutliche Milderung mit einstelligen Plusgraden. Richtung Litauen und Weißrussland fiel der Niederschlag meist noch als Schnee.

Die Höhenströmung verlief nun über dem osteuropäischen Kontinent zunehmend in nordöstliche Richtung. Am Rande des weiter nach Osten gezogenen Tiefs XENOCRATES entlang einer Zugbahn über die Waldaihöhe hinweg, gelegen zwischen Moskau und St.Petersburg, setzte sich am 15.02.07 im Raum Moskau kurzzeitig deutlich mildere Luft durch. Dort stieg die Temperatur bis auf 0°C und zeitweise schneite es. Auf seiner Rückseite blieben jedoch Eigenschaften polarer Luftmassen beständig. In Südfinnland und Estland sanken die Temperaturen nachts weiterhin unter -10 °C.

Am 16.02.07 schließlich zog XENOCRATES zum nordrussischen Landrücken und war noch wetteraktiv mit leichten Schneefällen nördlich - beziehungsweise mit leichtem Regen und Sprühregen südlich der Wolga – Kama Gabelung. Der Kurzwellentrog in der Höhenkarte hatte sich bis dahin schon stark rückentwickelt. Die Geschwindigkeit, mit der sich XENOCRATES seither bewegte, war nun deutlich langsamer, als zu Beginn seiner Entstehung. Warm - und Kaltfront waren nur noch schwach ausgeprägt, jedoch machte sich noch seine nachschweifende Kaltfrontokklusion als wetterwirksam bemerkbar. So brachte diese am 17.02.07 eine nachhaltige Abkühlung auch in Südrussland und Kasachstan verbunden mit Schneefällen. Über das südliche Uralgebirge ziehend, verschwand XENOCRATES dann am 18.02.07 mit einem Kerndruck von nur noch 1016 hPa von den mitteleuropäischen Wetterkarten. 

 


Geschrieben am 21.03.2007 von Robert Hausen

Wetterkarte: ?

Pate: Manfred Weber