Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet XERXES
(getauft am 05.12.2005)
In der Nacht vom 4.
Dezember 2005 zum 5. Dezember 2005 zog eine Kaltfront von Frankreich kommend
über die Alpen hinweg in den Golf von Genua. Durch die gekrümmte Form des
Alpenbogens und die Kanalisierung des Windes durch das Rhonetal
entstand nur sechs bis zwölf Stunden später das Tiefdruckgebiet XERXES.
XERXES wies bei
seiner Geburt einen Kerndruck von weniger als 1005 hPa
auf und entstand im Golf von Genua. Er war aber keine klassische Genuazyklone,
da er schnell nach Italien weiterzog und somit nicht
über dem Golf von Genua stationär liegen blieb. Durch die mitgeführte
Höhenkaltluft, die auf das warme Mittelmeerwasser traf, bildeten sich kräftige
Schauer und Gewitter aus. So fielen an einigen Stationen Kroatiens am 5.
Dezember mehr als 50 Liter pro Quadratmeter Regen innerhalb von 24 Stunden
(z.B. Knin 65 Liter pro Quadratmeter, Gospic 60 Liter pro Quadratmeter). Ausläufer von XERXES
erreichten sogar die Alpen und erhöhten die Schneedecke um mehr als 15 cm (z.B.
Zugspitze 80 cm Gesamtschneehöhe, Wendelstein 55 cm Gesamtschneehöhe).
Am Nikolaustag lag
XERXES mit seinem Kern über der Adria mit Kurs Nordost. Seine lang gestreckte
Kaltfront zog sich von Mittelitalien bis zu den Azoren; seine Warmfront bis zum
Schwarzen Meer. In den Morgenstunden des 7. Dezembers zog XERXES unter
Beibehaltung eines Kerndrucks von weniger als 1005 hPa
nach Polen. Durch die aufgenommene Feuchtigkeit des Mittelmeeres kam es an
seinen Fronten, die sich langsam vereinigten (okkludierten),
zu intensiven und lang anhaltenden Regen- oder Schneefällen. In Kattowitz
schneite es in der Nacht zum 8. Dezember stundenlang bei Temperaturen nur wenig
über dem Gefrierpunkt. Die 24-stündige Niederschlagsmenge betrug dabei 29 Liter
pro Quadratmeter, was ca. 30 bis 40 cm Neuschnee entspricht. In Wien
(Österreich) fielen sogar fast 50 Liter pro Quadratmeter als Regen (genau 49
Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden), dieses entspricht ungefähr
der Berliner Niederschlagsmenge des Monats Dezember.
Am 8. Dezember lag
das Zentrum von XERXES über dem Baltikum. Im Bereich seiner Fronten kam es
immer noch zu stärkeren Niederschlägen, die jedoch nicht mehr so ergiebig
waren, wie noch am Vortrag. In Kattowitz und Kolberg
(beide Polen) fielen nochmals um die 15 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24
Stunden; dieses Mal allerdings als Regen.
In den
Morgenstunden des 9. Dezembers füllte sich XERXES langsam auf. Sein Kerndruck
stieg auf 1015 hPa an und sein Zentrum wanderte nach
Weißrussland. In seinem Bereich kam es weiterhin zu leichten Regen- oder
Schneefällen.
Insgesamt legte
XERXES auf seinem Weg vom Mittelmeer über Italien, Österreich, Polen zum
Baltikum und Weißrussland mehr als 1000 km zurück. Diese Zugbahn wird auch als Vb (fünf B) - Zugbahn klassifiziert und bringt vor allem in
Südost- und Osteuropa durch die aufgenommene Feuchtigkeit des Mittelmeeres sehr
hohe Niederschlagsmengen. Mit 50 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24
Stunden (Wien) zeigte sich somit auch XERXES eindrucksvoll als Vb-Zyklone. Seine Lebensdauer betrug fünf Tage und lag
damit leicht über dem Durchschnitt von 3-4 Tagen.
Geschrieben
am 03.03.2006 von Thomas Schartner
Wetterkarte: 07.12.2005
Pate: Nastassja
Juel Stork