Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet XIOMARA

(getauft am 19.08.2014)

 

Am 19.08.2014 war ersichtlich, dass sich auf der Rückseite eines sich in 5500 m Höhe befindenden Kurzwellentroges, also eines Kaltluftvorstoßes nach Süden, im Bodenniveau ein Tiefdruckgebiet über Island bilden sollte. Dieses Tiefdruckgebiet wurde in der Prognose für den Folgetag auf den Namen XIOMARA getauft.

Am 20.08. um 02 Uhr MESZ befand sich das Tief XIOMARA mit seinem Zentrum über dem südlichen Island. Es hatte einen Kerndruck von rund 1020 hPa und besaß zu diesem Zeitpunkt keine Fronten. Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tief XIOMARA nach Südosten und lag nun mit seinem Zentrum nur wenige Kilometer nördlich der Äußeren Hebriden. Die Okklusion, eine Mischfront mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront, reichte vom Zentrum ausgehend ca. 100 km nach Südwesten, wo sie sich im Okklusionspunkt in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Die Kaltfront verlief über den Atlantik nach Nordwesten in Richtung Grönland. Die Warmfront erstreckte sich hingegen nach Südwesten und endete ungefähr 200 km westlich von Irland. Die Zyklone XIOMARA transportierte arktische Meeresluft nach Schottland, wodurch in Stornoway an diesem Tag nur eine Höchsttemperatur von 14°C erreicht wurde. Des Weiteren bildeten sich unter dem Einfluss des Tiefs XIOMARA viele Schauer. So fiel in Stornoway innerhalb von 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ eine Regenmenge von 20 mm.

Am 22.08. befand sich das Tief XIOMARA mit einem Kerndruck von ca. 1005 hPa um 02 Uhr MESZ zentral über der Nordsee, ungefähr auf dem gleichem Breitenkreis wie Edinburgh. Die Okklusion verlief vom Zentrum aus nach Südwesten und spaltete sich westlich von Birmingham in eine Warm- und eine Kaltfront auf. Die Warmfront erstreckte sich nach Südwesten und endete rund 100 km westlich der Bretagne. Die Kaltfront verlief bogenförmig am Süden Irlands vorbei und reichte dann weit nach Nordwesten über den Atlantischen Ozean. Im Laufe des Tages zogen die Ausläufer des Tiefs XIOMARA nach Südosten. In deren Einflussbereich kam es durch Schauer und Regen zu teils hohen Niederschlagsmengen. In Amsterdam fielen innerhalb von 24 Stunden bis zum Morgen des nächsten Tages um 08 Uhr MESZ 23 mm Niederschlag. Die Niederschläge erreichten an diesem Tag auch den Norden Deutschlands. Auf Föhr wurden dabei in nur 6 Stunden 20 mm Regen registriert.

Bis zum darauffolgenden Tag verlagerte sich das Zentrum der Zyklone XIOMARA nach Nordosten und lag nun mit unverändertem Kerndruck von ca. 1005 hPa rund 150 km südwestlich von Oslo. Die Okklusionsfront begann nur einige Kilometer südlich von Bergen und reichte bogenförmig über Norwegen und Schweden bis nach Mecklenburg-Vorpommern, wo sie den Charakter einer Kaltfront annahm. Diese erstreckte sich ebenfalls bogenförmig von Deutschland über Frankreich bis über den Atlantischen Ozean, wo sie weiter nach Nordwesten verlief, und endete einige Hundert Kilometer westlich von Irland. Durch den Einfluss der Kaltfront wurde an diesem Tag in Lyon nur noch eine Höchsttemperatur von 21°C erreicht, während es am Vortrag noch 25°C waren. Auch in Deutschland wurden für die Jahreszeit recht niedrige Temperaturen erreicht. Norderney meldete nur eine Höchsttemperatur von 16,1°C. Darüber hinaus kam es unter dem Einfluss der Kaltfront zu weiteren Niederschlägen, so dass in Norderney innerhalb von 24 Stunden bis zum Folgetag um 08 Uhr MESZ 23,6 mm Regen fielen.

Am 24.08. befand sich das Tief XIOMARA mit einem Kerndruck von rund 1005 hPa knapp südlich von Oslo. Vom Zentrum ausgehend verlief eine Okklusion bogenförmig nach Nordosten über Schweden und Finnland bis nach Lettland und Litauen, wo sie südlich der Düna ihren Charakter in den einer Kaltfront wechselte. Diese erstreckte sich nach Südwesten über Polen und Deutschland, bevor sie ca. 100 km östlich von Genf endete. Im Einflussbereich der Zyklone XIOMARA kam es zu weiteren Niederschlägen, so wurden in Berlin-Dahlem innerhalb von 6 Stunden von 12 Uhr bis 18 Uhr MESZ 2,6 mm Regen gemessen. Im Osten Europas kam es zu erheblich höheren Niederschlagsmengen. In Wilna wurden ebenfalls innerhalb von 24 Stunden bis 08 Uhr MESZ des Folgetages 48 mm Regen gemessen. Des Weiteren wurde dort eine Höchsttemperatur von 16°C registriert, während es am Vortag noch 22°C waren.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Tief XIOMARA ungefähr 100 km weiter nach Osten und befand sich nun mit einem Kerndruck von 1005 hPa über dem Värmland in Schweden. Eine Okklusion reichte vom Zentrum bogenförmig nach Nordwesten über Norwegen und das Jämtland und ging dann südwestlich vom südfinnischen Turko in die Okklusion des Wirbels ZELDA über. Im Einflussbereich der Luftmassengrenze kam es nochmals zu Niederschlägen. Einige Stationen entlang der Okklusion meldeten um 02 Uhr MESZ Regen und in Trondheim fielen innerhalb von 24 Stunden bis zum nächsten Morgen um 08 Uhr MESZ 3 mm Niederschlag.

Im Laufe des Tages wurde das Tief XIOMARA in die Zirkulation der Zyklone ZELDA aufgenommen und konnte daher am 26.08. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 28.09.2014 von Franziska Drathschmidt

Berliner Wetterkarte: 22.08.2014

Pate: Frauke Drathschmidt