Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet XISCA
(getauft
am 06.06.2018)
Im
Laufe des 05.06. entwickelte sich über Frankreich an der Ostflanke eines vom
Hauptstrom abgetrennten Troges kalter Luft, der sich über der Biskaya und
Spanien befand, im Bodenniveau ein Tiefdruckwirbel,
der anhand der Analysekarte für den 06.06, 01 Uhr MEZ, auf den Namen XISCA
getauft wurde. Dieses Tief lag mit seinem Zentrum und einem Druck von knapp
1010 hPa am 06.06. über Frankreich, südlich von Paris. Ein zugehöriges
Frontensystem war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht analysierbar.
Aufgleitvorgänge im Kernbereich des Wirbels hatten ein markantes
Niederschlagsfeld entstehen lassen, welches sich im Tagesverlauf mit dem sich
gleichzeitig rasch ausprägenden Frontensystem über Frankreich hinweg nach Osten
verlagerte. Der Schwerpunkt der lokal sehr ergiebig ausfallenden Niederschläge
lag neben einigen Regionen Frankreichs vor allem im östlichen Alpenraum, wobei
die Niederschlagsmengen lokal äußerst unterschiedlich ausfallen konnten. So
fielen beispielsweise am Flughafen Paris-Orly binnen 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ
des folgenden Morgens 11,9 mm, an der Station Paris Le Bourget hingegen nur 2,4
mm. In Cannes wurden dagegen 20,6 mm, am Phare de Chassiron, ein Leuchtturm auf
der Île d'Oléron im Westen Frankreichs, 34,5 mm, sowie im schweizerischen
Langnau im Emmental 41,5 mm registriert. Ähnlich hoch fielen die
Niederschlagmengen während einzelner Schauer und Gewitter in Teilen Deutschland
aus. Während es im Norden und Osten des Landes trocken blieb, wurden aus
Lechfeld 16,0 mm, aus dem Ulmer Stadtteil Mähringen
29,8 mm und aus Mühldorf 41,9 mm gemeldet. An der Station auf dem Feldberg
fielen gar bis zu 105,3 mm, wobei hier ein Großteil der Regenmengen, knapp 49
mm, in nur 3 Stunden fielen. Entlang der Südostflanke
des Wirbels wurden schwül-heiße Luftmassen nach Süddeutschland geführt, wodurch
die Temperaturen verbreitet auf Tageshöchstwerte von 28 bis 30°C stiegen. In
der Nordhälfte Deutschlands hingegen erreichten die Höchsttemperaturen meist
Werte zwischen 22 und 26°C, direkt an den Küsten war es mit Höchstwerten von 16
bis 18°C zunächst noch vergleichsweise kühl.
Zum
07.06. hatte sich das Zentrum des Tiefdruckwirbels XISCA kaum verlagert und
befand sich gegen 01 Uhr MEZ mit einem leicht angestiegenen Kerndruck östlich
von Paris. Vom Kern gingen zu diesem Zeitpunkt mehrere Fronten aus: Eine
Warmfront erstreckte sich vom Zentrum nach Osten und ging nahe München in das
Frontensystem eines Tief mit Kern bei Kroatien über. Eine Kaltfront zog sich
über Genf nach Süden und verband sich über Monaco mit der Warmfront eines über
den Balearen liegenden Tiefs, sowie eine Okklusionsfront, die sich nordwestlich
den Kerns ausgehend in einem Bogen über Le Havre und Nantes bis etwa Salamanca in
Spanien erstreckte.
Als
Okklusion wird eine Mischfront bezeichnet, welche entsteht, wenn die schneller
ziehende Kaltfront die vorlaufende Warmfront einholt und vom Boden anhebt.
Daher vereint eine Okklusion auch Eigenschaften der beiden Frontentypen. Entlang
der Südostflanke des Wirbels wurden weiter schwül-heiße Luftmassen nach
Deutschland geführt, wodurch die Temperaturen nun auch in der Nordhälfte
verbreitet auf Höchstwerte zwischen 28 und 31°C anstiegen. So wurden
beispielsweise in Bremerhaven bei 15,1 Sonnenstunden ein Tageshöchstwert von
28,6°C, in Bremen bei 15,2 Sonnenstunden 30,4°C und in Lingen bei immerhin 12,9
Stunden Sonnenschein 32,3°C erreicht. Aufgrund des kühlenden Einflusses der
Ostsee stiegen die Temperaturen am Kap Arkona auf Rügen trotz 16,2
Sonnenstunden nur auf 19,2°C, während in der Münchener Innenstadt, in dem
aufgrund der einsetzenden Quellbewölkung nur 5 Sonnenstunden gemessen werden
konnten, in den Mittagsstunden ein Tageshöchstwert von 25,3°C erreicht wurde.
An der Station in Berlin-Dahlem waren, bei 15,9 von möglichen 16,4
Sonnenstunden, 28,8°C gemessen worden. Im Tagesverlauf bildeten sich im Süden
und der Mitte Deutschlands in der labil geschichteten Luft rasch dichte
Quellbewölkung, die, wie bereits tags zuvor, zur Entwicklung lokaler, mitunter
recht stark ausfallender Schauer und Gewitter führten. Innerhalb von 24 Stunden
fielen bis 07 Uhr MEZ in Wernigerode 20,4 mm, bei Nörvenich nahe Köln 31,5 mm
und im hessischen Wettenberg 45,1 mm. Im selben Zeitraum
wurden im schweizerischen Lugano 33,9 mm, auf dem
Monte Generoso 39,2 mm und im französischen Ambérieu-en-Bugey 43,4 mm
registriert. Etwas ausgeprägter fielen die Niederschlage weiter über
Süddeutschland aus. Hier fielen vierundzwanzigstündig 58,2 mm auf dem Schnarrenberg bei Stuttgart,
58,6 mm in Freudenstadt und bis zu 72,5 mm in Neuburg an der Donau. Direkt im
Norden sowie im Osten blieb es hingegen bei viel Sonnenschein erneut trocken.
Ein ausgeprägter, gewittriger Schauer führte laut Stationsmeldung im belgischen
Semmerzake,
welches im Tagesverlauf vom Zentrum des sich langsam noch Nordosten
verlagernden Wirbels XISCA gestreift wurde, in nur 6 Stunden bis zu 71 mm Regen
mit sich.
Am
18.06. lag das Zentrum des sich langsam nach Osten verlagernden Hitzetiefs
XISCA mit einem Druck von weiterhin knapp unter 1015 hPa um 01 Uhr MEZ über
Deutschland, östlich von Hannover. Eine Warmfront zog sich vom Kern über Prag
und Bacău in Rumänien in Richtung
Schwarzes Meer, über dem sie sich mit dem Frontensystem eines anderen Wirbels
verband. Des Weiteren reichte eine kleinskalige Kaltfront von Hannover nach
Südwesten, die bereits
über Ostfrankreich, nahe Besançon,
in die Warmfront des von den Balearen Richtung Sardinien gezogenen, unbenannten
Tiefs überging. Die Temperaturen blieben weiter sommerlich. Am Kap Arkona
stiegen die Höchstwerte auf 22°C, in Berlin-Dahlem auf 31,5°C und in Baruth,
bei Bautzen, auf 32,4°C. Im Süden Deutschlands wurden, je nach Schauertätigkeit,
ebenfalls zwischen 22 und 30°C erreicht. Hatten sich die Niederschläge in der
Nacht weitestgehend aufgelöst, entwickelten sich so im Tagesverlauf über Süd-
und Westdeutschland erneut lokale, teils gewittrige Schauer. Beispielsweise
brachten diese binnen 24 Stunden in Meßstetten 21,5 mm, in Klippeneck 22,3 mm
und in Bad Salzuflen 29,2 mm mit sich. Im Stadtteil Herlazhofen von Leutkirch
im Allgäu fielen innerhalb von 12 Stunden bis zu 97 mm. Auch in einigen
Regionen Frankreichs, der Schweiz sowie Österreichs führten die Schauer und
Gewitter teils ergiebige Regenmengen mit sich: Bis 07 Uhr MEZ wurden vierundzwanzigstündig in Besançon 29,7
mm, in Reckenhold 38,7 mm und am Flughafen von Salzburg 57,0 mm registriert.
Der
Tiefdruckwirbel XISCA blieb annähernd stationär in seiner Lage über
Mitteleuropa und befand sich gegen 01 Uhr MEZ des 09.06. mit seinem Zentrum und
einem Druck von circa 1010 hPa über der Pfalz, nahe Ludwigshafen. Dessen
Warmfront war von der ihr nacheilenden Kaltfront vollständig eingeholt worden,
sodass sich entlang derer eine Okklusionsfront hat ausbilden können. Diese
erstreckte sich vom Kern über Dresden bis nach Wodzisław Śląski in Oberschlesien, wo sie sich mit der Okklusionsfront des von
Sardinien in Richtung Adria gezogenen, unbenannten Tiefs verband. Nachdem im
Laufe der Nacht die Schauer des Vortages an Stärke verloren beziehungsweise
sich weitestgehend aufgelöst hatten, bildete sich im Laufe der Vormittags- und
Mittagsstunden abermals dichte Quellbewölkung mit lokalen Gewittern und
ergiebigen Schauern aus. Der Schwerpunkt der
Schauertätigkeit begann sich zudem allmählich von West- und Süddeutschland über
Tschechien nach Ostdeutschland zu verlagern. Innerhalb von 24 Stunden meldete
der Flughafen Köln-Bonn Niederschlagsmengen von 29,3 mm, Geisenheim bei Mainz
33,3 und das sächsische Oschatz 47,5 mm. In Roth nahe Nürnberg fielen bis zu
62,5 mm, wohingegen ein Gewitter im Raum Cottbus in nur einer Stunde bis zu 52
mm mit sich brachte. Die Niederschlagsintensitäten waren dabei aufgrund der
lokal begrenzten Schauer allgemein sehr unterschiedlich ausgeprägt: Waren in 24
Stunden bei Freising am Flughafen von München 19,3 mm gefallen wurde in der
etwa 30 Kilometer entfernten Innenstadt 8,7 mm registriert. In Meiningen waren,
zeitweise von Hagel begleitet, bis zu 56 mm gefallen, im ebenfalls knapp 30
Kilometer entfernen Schmücke hingegen blieb es mit einer
Tagesniederschlagssumme von 0,8 mm vergleichsweise trocken. Auch entlang der
Alpen sowie über Tschechien wurden lokal Niederschlagsmengen über 20 mm in 24
Stunden registriert. Beispielsweise fielen in Wädenswil 23,1 mm, bei Prag 24,5
mm und in Kalwang 35,1 mm. In Ost- sowie in Teilen Norddeutschlands wurden
zunächst noch weiter hochsommerliche Temperaturen jenseits der 30°C-Marke
gemessen, ehe auch diese in den folgenden Tagen zunehmend von kühleren
Luftmassen aus dem Nordwesten verdrängt werden sollten. So stiegen die
Tageshöchstwerte in Cottbus auf 31,8°C, in Berlin-Dahlem auf 31,9°C und in
Wunstorf bei Hannover auf 33,1°C.
Auch
am 10.06 lag das Zentrum des Tiefs XISCA weiter annähernd stationär und mit nur
geringfügig verändertem Druck über Deutschland, dessen Kern sich in den
vergangenen 24 Stunden von der Pfalz in Richtung Hannover verlagert hatte. Ein
zugehöriges Frontensystem konnte nicht mehr analysiert werden, jedoch
erstreckte sich eine Konvergenzlinie südwestlich des Kerns über den Schwarzwald
bis ins französische Zentralmassiv, welche sich im Laufe des Tages mit dem
Wirbel langsam nach Osten verlagerte. Eine Konvergenzlinie beschreibt hierbei
einen Bereich, in der im Gegensatz zu einer klassischen Front Luft innerhalb
derselben Luftmasse
ohne größere Temperaturgegensätze horizontal zusammenströmt und somit entlang
dieser Linie zum Aufsteigen in kältere Luftschichten gezwungen wird. Besonders in den Sommermonaten führt dies häufig zur
Ausbildung von Gewittern mit kräftigen Niederschlägen. Über Deutschland setzte
sich somit das schauerreiche Wetter der vergangenen Tage weiter fort, wobei die
Niederschläge ihren Schwerpunkt zunehmend nach Osten Richtung Polen und
Tschechien verlagerten. Auch fielen die Regenmengen aufgrund der zunehmenden
Verlagerungsgeschwindigkeit des Wirbels und der somit geringeren Verweildauer
der einzelnen Schauer über einem Ort trotz teils hoher Niederschlagsintensitäten
gegenüber dem Vortag geringer aus: Binnen 24 Stunden registrierten die
Messgeräte in Cottbus 14,8 mm, bei Meßstetten 15,6 mm und in Waren an der
Müritz 28,5 mm. Im österreichischen Kremsmünster fielen im selben Zeitraum 25,0
mm, im polnischen Słubice,
direkt an der Grenze bei Frankfurt/Oder, 29,9 mm und im tschechischen Náměšť nad Oslavou bis zu 40,0 mm. Auf dem Fichtelberg wurden während anhaltender
Gewitter innerhalb von 12 Stunden noch bis zu 34,3 mm gemessen. Im Zusammenspiel
mit einem Tief über Skandinavien wurde auf der Rückseite des sich im Laufe des
Tages nach Polen verlagernden Wirbels XISCA zunehmend kühle Meeresluft aus
nordwestlicher Richtung nach Deutschland geführt. Allerdings war diese Strömung
aufgrund der geringen Druckgegensätze nur schwach ausgeprägt, wodurch die sonst
häufig in dieser Jahreszeit eintretende Schafskälte, ein Wetterphänomen
resultierend aus der unterschiedlich schnellen Erwärmung von Land und See,
wodurch nördliche Strömung einsetzt und es zu einem Kaltluftvorstoß und somit
zu deutlich zurückgehenden Temperaturen kommt, kaum ausgeprägt. Dennoch sanken
die Temperaturen gegenüber den zuvor hochsommerlichen Werten leicht. Während im
weiteren Bereich der Nordsee maximal 20 bis 23°C erreicht wurden, lagen die
Höchsttemperaturen im Rest des Landes zumeist zwischen 25 und 28°C. Lediglich
im Raum um Berlin sowie in Teilen Ostbrandenburgs und am Stettiner Haff stieg
das Quecksilber über die 30°C-Marke: In Cottbus wurden 30,2°C; in Berlin-Dahlem
30,5 und in Ueckermünde 31,0°C gemessen.
Zum
11.06. hatte sich das Zentrum des Wirbels XISCA nach Osten verlagert und befand
sich um 01 Uhr MEZ mit einem Druck von circa 1010 hPa über Polen, östlich von
Warschau. Die Konvergenzlinie, entlang derer sich die teils kräftigen Gewitter
des Vortages entwickelt hatten, reichte zu diesem Zeitpunkt von Danzig in
Richtung Kern sowie vom Kern weiter über Wodzisław
Śląski
bis nach Linz. Der Tiefdruckwirbel hatte
weitestgehend seinen Einfluss auf Deutschland verloren. Nachfolgend wurden die
Ausläufer des Tiefs YVONNE mit Kern über Frankreich vor allem für den Süden
Deutschlands und den Alpenraum wetterbestimmend, die der Region erneut teils
ergiebige Regenmengen brachte. Die dem Wirbel XISCA zuzuordnenden Niederschläge
konzentrierten sich im Wesentlichen auf Polen und verlagerten sich im
Tagesverlauf mit dem sich zunehmend abschwächenden Wirbel ins Baltikum. Dabei
fielen während Schauer innerhalb von 24 Stunden im weißrussischen Horki 9,0 mm,
in Vilnius 14,0 mm und von Gewittern begleitet im polnischen Kronso 19,5 mm. Im
ebenfalls polnischen Kłodzko brachten
teils gewittrige Schauer 37,6 mm binnen 6 Stunden. Nach Abzug des Wirbels
sanken nun auch im Osten Deutschlands mit einsetzender nordwestlicher Strömung
die Temperaturen. In Ueckermünde betrug der Tageshöchstwert 21,6°C, in Berlin
24,6°C und in Cottbus 25,3°C, während im Süden, wie beispielsweise im Raum
München, weiter Temperaturen von bis zu 28°C erreicht wurden.
Sich
allmählich auflösend war das Tief XISCA im Laufe des vergangenen Tages nach
Nordosten gezogen und lag um 01 Uhr MEZ des 12.06. mit einem Kerndruck von
etwas unter 1000 hPa über dem Baltikum, unweit von Riga. Vom Kern erstreckte
sich eine Kaltfront in einem weiten Bogen an Minsk und Warschau vorbei bis nach
Stuttgart, wo sie sich mit der Warmfront des Wirbels YVONNE mit Kern bei
Bordeaux verband. Des Weiteren reichte eine Konvergenzlinie von Minsk bis nach
Chișinău,
Moldawien. In den folgenden Stunden schwächte sich der Tiefdruckwirbel XISCA rasch ab, sodass dieser am
13.06. nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte als eigenständiger Wirbel
analysiert und somit auch nicht mehr auf jener namentlich verzeichnet werden
konnte. Seine Reste wurden in die Zirkulation eines unbenannten Wirbels mit
Kern über dem Weißen Meer aufgenommen, der im Laufe des Tages für das Baltikum
und Osteuropa wetterbestimmend wurde.