Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet XYSTUS
(getauft am 22. 7. 2009)
Am 22. Juli 2009 bildete sich an einer
Luftmassengrenze, die sich von den BeNeLux-Ländern
über Frankreich und die Biscaya bis in den Nordwesten der Iberischen Halbinsel
zog, im Bereich der französischen Atlantikküste ein Wellentief, das auf den
Namen XYSTUS getauft wurde. Während das Tiefdruckgebiet XYSTUS am 23. Juli um 1
Uhr MEZ (Mitteleuropäischer Zeit, entspricht 2 Uhr Mitteleuropäischer
Sommerzeit MESZ) noch über der Biscaya befand, war es bis zum Mittag (13 Uhr
MEZ) bereits in den Westen Deutschlands gezogen (vgl. Berliner Wetterkarte vom
23. Juli). Während es zu diesem Zeitpunkt im Osten Deutschlands und in Bayern
warm bis heiß war (in Berlin-Brandenburger Raum um 26-28°C, in Oberbayern teils
33°C), lag der Bereich westlich des Tiefdruckgebietes XYSTUS im Einflussbereich
deutlich kühlerer Luft (Temperaturen im Münsterland, im westlichen
Niedersachsen und in den Niederlanden unter 20°C). Beim Durchzug des
Tiefdruckgebietes XYSTUS über Deutschland kamen zum Teil beträchtliche
Niederschlagsmengen im Zusammenhang mit schauerartigem Regen und Gewittern
zusammen. Am 24. Juli waren es bis 7 Uhr MEZ zum Beispiel in Schwerin 22 Liter
pro Quadratmeter, in Bad Hersfeld (Hessen) 52 l/m², auf der Wasserkuppe
(Hessen) 38 l/m². In Berlin erreichten
die Höchstwerte der Temperatur am 24. Juli nur noch 22 bis 24°C (am 23. Juli
waren es noch 29 bis 32°C). Das Tiefdruckgebiet XYSTUS befand sich zu dieser
Zeit schon über Schweden, wobei sich die Schauer- und Gewitteraktivität
überwiegend nach Polen verlagerte. Im nordostpolnischen Białystok kamen zum Beispiel bis zum
25. Juli, 6 Uhr UTC, 22 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zusammen. In Polen,
Österreich und Tschechien gab es bei unwetterartigen Schauern und Gewittern
verbreitet orkanartige Böen der Windstärke 11. Am 25. Juli war das
Tiefdruckgebiet XYSTUS über der nördlichen Ostsee zu erkennen, wobei im Bereich
der Kaltfront über dem westlichen Russland weiterhin Schauer und Gewitter
registriert wurden. Bis zum 28. Juli, wo das Tiefdruckgebiet XYSTUS zum letzten
Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen war, zog
es über Skandinavien Richtung Europäisches Nordmeer und war dann in eine
äußerst komplexe Tiefdruckzone über Nordeuropa integriert.
Geschrieben am 05.08.2009 von Heiko Wiese
Wetterkarte: 23. Juli 2009
Pate: Karsten Heinold