Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YADID

(getauft am 16.12.2019)

 

Am 16.12.2019 wurde prognostiziert, dass ein sich zu dem Zeitpunkt über Nordostkanada befindliches Tiefdruckgebiet im Laufe der kommenden Tage das Wetter in Mitteleuropa beinflussen würde und wurde deshalb auf der Prognosekarte zum 17.12. um 00 UTC, also 01 Uhr MEZ, YADID getauft.

Das Tief entstand zuvor an der Vorderseite eines Trogs des sich in der mittleren Atmosphäre befindlichem Jetstreams. Hier kommt es üblicherweise zu Divergenz, also außereinderströmen von Luft, in der Höhe, was ein Tiefdruckgebiet am Boden zur Folge hat.

Am 17.12. um 1 Uhr MEZ befand sich die Zyklone über Neufundland sowie Labrador und war mit einem Kerndruck von 975 hPa bereits stark ausgeprägt und im okkludierten Zustand. Von einer Okklusion spricht man, wenn die Warmfront anhebt und die Kaltfront sich darunter schiebt und somit eine gemeinsame Okklusionsfront bildet. Im Fall von Yadid verlief die Okklusionfront vom Kern aus südöstlich über den Atlantik und hatte noch keinen Einfluss auf das Wetter in Europa.

Bis zum 18.12. 01 Uhr MEZ verlagerte sich Tiefdruckgebiet YADID südöstlich über den Atlantik und befand sich rund 2000 km westlich von Irland. Der Kerndruck betrug nun knapp 970 hPa. Die Okklusionsfront verlief vom Kern des Tiefs südöstlich. Der Okklusionspunkt, also der Punkt an dem Kalt- und Warmfront aufeinandertreffen, befand über dem Atlantik zwischen Irland und Nordwestspanien. Von dort aus verlief die Warmfront südlich entlang der portugiesischen Küste, die Kaltfront südöstlich über dem Atlantik und beeinflusste das Wettergeschehen auf den Azoren. Im Tagesverlauf durchquerte die Warmfront die westlichen Regionen der Iberischen Halbinsel, vor allem Nordwest-Spanien war von starken Regenschauern und Gewittern betroffen. 12-stündige Niederschlagsmaxima bis 19 Uhr MEZ gab es in Vimianzo-Castrelo mit 74 mm. In Küsten- und Bergregionen wurden vereinzelt Windböen der Stärke 10-11 Beaufort gemessen, zum Beispiel in Ouria de Taramundi in Nordspanien, hier wurden um 19 Uhr MEZ maximale Windgeschwindigkeiten von  107 km/h gemessen.     

Bis zum 19.12. 01 Uhr MEZ bildeten sich aus der Zyklone zwei Tiefdruckkerne, YADID I und YADID II, mit einem Kerndruck von jeweils fast 970 hPa. YADID II befand sich zu dem Zeitpunkt vor der Nordwestküste Irlands, YADID I weiter westlich über dem Atlantik. Eine Okklusionsfront reichte von YADID I nach Westen bis über Neufundland. Die Okklusionsfront von YADID II verlief westlich über Nordengland mit einem Okklusionspunkt in der Nähe von Edinburgh. Von dort aus erstreckte sich die Warmfront Richtung Südosten über Norddeutschland und Polen bis diese über Kiew in die Kaltfront von Tief XANDER überging, die Kaltfront verlief südwestlich über England bis vor die Küste Portugals. Vorallem über der Iberischen Halbinsel gab es mit dem Durchlauf der Kaltfront viel Regen, zum Beispiel bei Puerto del Pico in Spanien, hier fielen bis um 19 Uhr MEZ 12-Stündige Niederschlagsmengen von 146 mm. Außerdem wurden in höher gelegenen Regionen Spaniens Orkanböen bis Stärke 12 gemessen, z.B in Soba-Alto Miera um 15 Uhr MEZ mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 137 km/h, im Flachland gab es teils Sturmböen der Stärke 9-10.

Bis zum 20.12. 01 Uhr MEZ verlagerte sich YADID I kaum und befand sich mit einem Kerndruck von rund 975 hPa weiterhin westlich von Irland über dem Nordatlantik. Die Okklusionsfront des Kerns verlief weiterhin westlich bis nach Kanada. Mit einem Kerndruck von circa 970 hPa war YADID II etwas stärker ausgeprägt und verlagerte sich Richtung Nordwesten bis südlich vor Island. Eine Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern der Zyklone nordöstlich vor die Küste Islands und endete westlich vor Norwegen. Über Grönland befand sich zu dem Zeitpunkt ein Hochdruckgebiet mit einem Druck von ca. 1020 hPa. Der starke Luftdruckgradient führte vor allem im Bereich von Island zu hohen Windgeschwindigkeiten. So wurden im Verlauf des Tages auf der Insel Sturm– und Orkanböen gemessen. Auf Stórhöfði, einer Halbinsel von Island, wurden um 20 Uhr MEZ sogar Windböen mit einer Geschwindigkeit von 270 km/h gemessen, also mehr als das doppelte der für Windstärke 12 benötigten Windgeschwindigkeit. An der Ostküste kam es auch zu mäßigem Niederschag, maximale Werte gab es in Fraskrudsfjordur Ljosaland mit 36 mm 12-stündigen Niederschlag bis 19 Uhr MEZ.

Am Folgetag um 01 Uhr MEZ befand sich YADID I mit unverändertem Kerndruck und mit weiterer Verlagerung nach Westen weiterhin über dem Nordatlantik, wobei sich seine Okklusionsfront bis nach Grönland erstreckte. YADID II befand sich nordwestlich von Aberdeen, der Kerndruck betrug weiterhin 970 hPa. Eine Okklusionsfront reichte von Kern des Tiefs nach Nordosten bis zur nörwegischen Küste. Die Lage des Tiefs sorgte in Island weiterhin für orkanartige Böen bis Windstärke 12, außerdem war die Ostküste Islands weiterhin von starken Niederschlägen betroffen. Hier fielen bis 19 Uhr MEZ 12-stündige Niederschlagsmengen von 32mm.

Bis zum 22.12. verlagerte sich YADID I bis zur Südspitze Grönlands und YADID II löste sich auf, aufgrund des stärkeren Tief ZELIO, folglich beeinflusste das Tiefdruckomplex das Wetter in Europa nicht weiter und wurde auf den Wetterkarten der Berliner Wetterkarte e.V nicht weiter namentlich erwähnt.