Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YAGO

(getauft am 10.05.2013)

 

Anfang der zweiten Dekade des Monats Mai bildete sich über dem Nordatlantik ein neues Tiefdruckgebiet aus. Als erkennbar wurde, dass dieses für das Wettergeschehen in Europa von Bedeutung sein würde, wurde es am 10.05. auf den Namen YAGO getauft.

An diesem Tag lag der Wirbel mit seinem Kern ca. 200 km südlich der grönländischen Stadt Ammassalik und der Druck des Kerns betrug etwas unter 1000 hPa. Bereits an diesem ersten Tag verfügte das Tief über  Okklusionsfronten. Beim Prozess der Okklusion holt die nachfolgende Kaltfront die vorlaufende Warmfront ein, wodurch sich eine Mischfront, die sogenannte Okklusionsfront, ausbildet. Die eine Okklusionsfront begann nördlich des Kerns und erstreckte sich wellenartig ca. 1500 km Richtung Südosten. Von dort aus verlief die Front weiter als Kaltfront, in westlicher Richtung bis weit über den Nordatlantik. Die andere Okklusionsfront hingegen begann südlich des Kerns und verlief über den Nordatlantik etwa 500 km in Richtung Süden. Hier spaltete sie sich wieder in eine Warm- und eine Kaltfront auf. Während die Warmfront des Tiefdruckwirbels YAGO in südwestlicher Richtung bis zum Südteil Neufundlands verlief, erstreckte sich dessen Kaltfront in einem westlichen Bogen bis ca. 500 km östlich der kanadischen Provinz Labrador.

Bis zum darauffolgenden Tag, dem 11.05. hatte sich das Tief YAGO ungefähr 900 km weiter Richtung Westen verlagert und befand sich mit seinem Kern nun ca. 200 km südlich der isländischen Südküste. Der Druck des Kerns lag unverändert bei etwas weniger als 1000 hPa. An diesem Tag zeigte sich das Tief YAGO bereits vollständig okkludiert. Seine Okklusionsfront verlief vom Kern aus in Richtung Südost, die Westküste Irlands passierend bis zum Ostteil des Ärmelkanals. In Gebieten, die von der Okklusionsfront überquert wurden, kam es verbreitet zu Niederschlag. So wurde beispielsweise an der Wetterstation der schottischen Stadt Glasgow von 03 Uhr bis 17 Uhr MESZ etwa 5,2 l/m² Niederschlag aus leichtem und mäßigem Regen registriert. In der irischen Hauptstadt Dublin waren es zwischen 02 und 20 Uhr MESZ immerhin knapp 4 l/m² Niederschlag aus Regenschauern. An der Station des Flughafens der nordirischen Hauptstadt Belfast wurde, bedingt durch zum Teil sogar starke Regenschauer innerhalb von 18 Stunden zwischen 02 und 20 Uhr MESZ sogar 7 l/m² an Niederschlag gemessen.

Bis zum 12.05. hatte sich die Zyklone YAGO bei einem unveränderten Kerndruck von knapp unter 1000 hPa weiter bis über die schottischen Shetlandinseln verlagert. Von dort aus verlief die Okklusionsfront über Belgien,  und Frankreich hinweg bis zum Golf von Biskaya. Innerhalb der Okklusionsfront war eine Wellenstörung in Form einer Kaltfront im Bereich der deutsch-holländischen Grenze zu beobachten. In Köln/Bonn, das von der Kaltfrontwelle erreicht wurde, fiel zwischen 02 Uhr und 14 Uhr MESZ 2,6 l/m² Niederschlag aus leichtem und mäßigem Regen. Im Anschluss daran konnte an der Station gegen 15 Uhr MESZ sogar ein Gewitter in der Ferne wahrgenommen werden, einhergehend mit einer gewaltigen Cumulonimbus-Wolke. Der Wind erreichte hier Spitzen von 13 m/s, was der Windstärke 6 auf der Beaufort-Skala bzw. einem starken Wind entspricht. Dies war jedoch der letzte Tag, an dem das lebhafte Tiefdruckgebiet YAGO in der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte, da es im Laufe des Tages in die Zirkulation des nachfolgenden Tiefs ZACHARIAS aufgenommen wurde.


 

Geschrieben am 02.06.2013 von Gregor Meusel

Berliner Wetterkarte: 12.05.2013

Pate: Timo Wiedenbrück