Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
YANNICK
(getauft am
15.10.2013)
Am
15.10. war ein ausgeprägter Tiefdruckwirbel in etwa 5,5 km Höhe bestimmend,
welcher fast den gesamten Atlantik nördlich des 35. nördlichen Breitengrades
beeinflusste. Im Südwestbereich dieses sogenannten Troges herrschte kräftige
Zyklogenese, bei der sich bereits in der Nacht ein neues Tiefdrucksystem
gebildet hatte und nach Osten zog. Dieses besaß in der Prognose für den
Folgetag zwei Kerne, welche auf die Namen YANNICK I und YANNICK II getauft
wurden.
In
der Analyse am Folgetag konnte zunächst jedoch nur ein Kern mit Namen YANNICK
erfasst werden. Dieses Tief folgte mit seinem Zentrum der Höhenströmung und lag
mit einem Kerndruck von etwa 985 hPa über dem Nordatlantik südwestlich von Island,
auf der Breite der Nordspitze Irlands. Die Okklusionsfront, d.h. eine
Mischfront mit Eigenschaften von Warm- und Kaltfront, des Wirbels YANNICK
reichte vom Zentrum aus südostwärts bis 300 km südwestlich von Irland und
teilte sich dort in eine kurze Warmfront, die bis zum Golf von Biskaya verlief
und in eine langgezogene Kaltfront, die in südwestlicher Richtung über die
Nordwestküste Spaniens bis zu den Azoren analysiert wurde. Im Laufe des Tages
entwickelte sich ein Teiltief zwischen Irland und dem Nordwesten Spaniens,
welches über den Ärmelkanal nach England zog. Dabei bildeten sich weitreichende
Regengebiete, die in vielen Gebieten zu ergiebigen Mengen führten, z.B. fielen
12-stündig in Dublin 25 l/m², in Edinburgh 20 l/m² und in Bournemouth
15 l/m².
Das
Teiltief lag am 17.10. über der Nordsee mit einem Kerndruck von etwa 1000 hPa
und erhielt den Namen YANNICK II. Das ursprüngliche Zentrum wurde in YANNICK I
umbenannt und befand sich weiterhin über dem Nordatlantik unterhalb des Höhenwirbelzentrums.
Die beiden Kerne waren über eine Okklusionsfront miteinander verbunden.
Außerdem reichte vom Wirbel YANNICK II eine weitere Okklusion nach Südosten
bevor sie sich an den Alpen in eine kurze Warmfront und eine bis zu den Pyrenäen
verlaufende Kaltfront teilte. Das Zentrum des Tiefs YANNICK II verlagerte sich
über Dänemark nach Südschweden. Dabei lag der Niederschlagsschwerpunkt bis zum
Abend über Schleswig-Holstein mit 12-stündigen Mengen von verbreitet 8 bis 13
l/m², in Bremerhaven wurden 14 l/m² registriert. In der Nacht bildeten sich an
der Nordseeküste einzelne Regenschauer, die örtlich begrenzt ergiebig waren. In
Bremerhaven kamen so weitere 15 l/m² hinzu, sodass sich die 24-stündige Menge
auf 29 l/m² summierte. Das Tief YANNICK I war durch die Okklusionsfront nur
über Schottland wetterwirksam, wo verbreitet bei Höchstwerten um 11°C in
Glasgow 7 l/m² und in Edinburgh 6 l/m² innerhalb von 24 Stunden verzeichnet
wurden.
Am
18.10. verlagerte sich der Höhenwirbel langsam nach Osten. Diesem folgte auch
das Tief YANNICK I mit einem Kerndruck von etwa 987 hPa am Boden. Das neu
ausgebildete Frontensystem erstreckte sich mit der Warmfront über Irland, den
Golf von Biskaya und die Pyrenäen. Die Kaltfront war nur sehr kurz ausgeprägt,
folgte aber dicht dahinter. Über der Iberischen Halbinsel drehte die Strömung
auf Südwest, sodass die Temperatur, durch leichte Föhneffekte verstärkt, am
Nordrand der Pyrenäen örtlich über 30°C stieg, z.B. in Bilbao mit 32°C. Bis zur
Bretagne wurden Maxima bis 20°C gemessen. Über Irland setzte erneut kräftiger
Regen ein, der sich beispielsweise in Dublin auf 19 l/m² und in Ballypatrick auf 30 l/m² innerhalb von 24 Stunden
summierte.
Das
Tief YANNICK II lag mit seinem Zentrum vor der estländischen Ostseeküste mit
Zugrichtung nach Nordosten. Der Kerndruck war mit etwa
995 hPa nicht so stark ausgeprägt wie der des Tiefs YANNICK I. Dennoch wurden
mehrere Frontensysteme des Wirbels YANNICK II analysiert. Die erste
Okklusionsfront verlief vom Zentrum bis nach Litauen und teilte sich dort in eine
nach Südosten verlaufende Warmfront, sowie eine nach Süden und später nach
Südwesten bis zu den Alpen verlaufende Kaltfront. Eine zweite Okklusionsfront
erstreckte sich südwärts bis nach Polen und von dort als Kaltfront weiter nach
Westen über Norddeutschland und die Beneluxstaaten bis zur südlichen Nordsee.
In Nord- und Ostdeutschland fielen nur sehr geringe Regenmengen, wobei das
Maximum mit 2 l/m² innerhalb von 24 Stunden auf dem Brocken auftrat. Nach einer
Höchsttemperatur von 12°C ging die Temperatur im Nordosten auf der Rückseite
der Kaltfront auf bis zu -3°C zurück. In Barth wurden sogar -6°C gemessen.
Die
höchste 24-stündige Niederschlagsmenge von den baltischen Staaten meldete
Tallinn mit 10 l/m. In Helsinki blieb es dagegen den ganzen Tag bei einem Tagesmaximum
von 3°C trocken und in der folgenden Nacht gab es dort mit -3°C auch leichten Frost.
Am
19.10. begann sich der Höhenwirbel über dem Nordostatlantik abzuschwächen. Dies
hatte auch Auswirkungen auf das Tief YANNICK I im Bodenniveau. Zwar blieb der
Kerndruck stabil, aber die Fronten lösten sich weitgehend auf, sodass im
Zentrum Schauerbewölkung vorherrschend war. Das Teiltief YANNICK II gelangte durch
eine Nordostverlagerung in den Bereich eines kräftigen Höhentiefs mit Zentrum
über Lappland. Dadurch vertiefte sich der Kerndruck sehr schnell auf unter 990
hPa und fiel im Laufe des Tages weiter. Beispielsweise meldete Murmansk bei
einer Höchsttemperatur von 1°C teilweise kräftige Schneeschauer, die sich auf
eine Niederschlagsmenge von 13 l/m² summierten. Zusätzlich traten Böen mit bis
zu 18 m/s auf, was Windstärke 8 entspricht. In der Hauptstadt Lapplands
Rovaniemi stieg die Temperatur nicht über -5°C und ging in der Nacht bis auf
-8°C zurück. Grund hierfür war die auf der Rückseite des Wirbels YANNICK II von
Norden her eingeflossene arktische Meeresluft.
Am
20.10. verlagerte sich das nur noch durch Schauer- und Gewitterwolken charakterisierte
Teiltief YANNICK I mit seinem Zentrum über Irland. Aufgrund der schauerartigen
Niederschläge fielen die örtlichen Niederschlagsmengen sehr unterschiedlich
aus. Während in Bournemouth 18 l/m² und in Plymouth
13 l/m² innerhalb von 24 Stunden registriert wurden, waren es in Shannon 2 l/m²
und in Dublin sogar nur 0,6 l/m². Die Höchstwerte der Temperatur waren an den
genannten Stationen mit 15 bis 17°C hingegen recht einheitlich.
Im
Einflussbereich des Tiefs YANNICK II mit Zentrum über der Halbinsel Kola sorgte
die arktische Meeresluft für winterliche Bedingungen. In Murmansk kam es erneut
zu zahlreichen kräftigen Schneeschauern mit umgerechnet 10 l/m² und bei Böen
bis Stärke 9 zu Schneeverwehungen. Durch den kräftigen Wind und leichte
Plusgrade reduzierte sich trotz des Neuschnees die Gesamtschneehöhe von 22 auf
18 cm. Im Ort Vilhelmina in Lappland konnte sich die
Luft bei Windstille dagegen auf -17°C abkühlen.
Am
21.10. zog die Zyklone YANNICK II zur westlichen Karasee und schwächte sich
dabei leicht ab. In der am Nordende des Urals gelegenen Stadt Workuta herrschte
bereits seit mehreren Tagen Dauerfrost. An diesem Tag wurden bei leichten
Schneefällen als Höchsttemperatur -4°C und in der folgenden Nacht als
Tiefsttemperatur -11°C registriert. Die Schauerbewölkung im Bereich des
Zentrums von Teiltief YANNICK I hatte sich immer weiter reduziert und es
erschien mit nur noch schwachen Luftdruckgegensätzen über der Inselgruppe der
Äußeren Hybriden.
Während
sich am 22.10. von Westen her das Tiefdruckgebiet ZENITH nach Irland und
Großbritannien verlagerte, wurde das Tief YANNICK I in Richtung Norden nach
Island gedrängt. Dabei gelangte der Wirbel in den Bereich eines kleinen
Höhentiefs, sodass sich eine neue Warmfront ausbilden konnte. Diese reichte vom
Zentrum aus in einem Bogen bis nach Südnorwegen und Südschweden. Auf ihrer
Rückseite wurde erwärmte Meeresluft westlich von Island nach Norden
transportiert. Die an der norwegischen Südwestküste gelegene Stadt Bergen
meldete eine Höchsttemperatur von 11°C und einen Tiefstwert von 8°C. Der
Großteil des Tiefs YANNICK II verließ im Laufe des Tages den Analysebereich der
Berliner Wetterkarte. Somit besaß das Tiefdruckgebiet YANNICK am Folgetag nur
noch einen Kern. Vom 23.10. bis zum 25.10. konnte es sich dank des
kleinräumigen Höhentiefs über Island noch auf der Bodenwetterkarte behaupten. Jedoch
erschien es nach einer beachtlichen Lebensdauer von insgesamt 11 Tagen am
25.10. letztmalig auf der Berliner Wetterkarte bevor es sich endgültig auflöste.
Geschrieben am 16.12.2013 von Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 17.10.2013
Pate: Oliver Schulz