Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  YANNICK

(getauft am 19.02.2005)

 

 

 

Durch einen kräftigen Kaltluftvorstoß in der Höhe bildete sich am 19. Februar 2005 über dem warmen Wasser des Mittelmeeres das Tiefdruckgebiet YANNICK. Es wies bei seiner Entstehung einen Druck von weniger als 1005hPa auf und lag mit seinem Zentrum über Korsika.

In den darauf folgenden zwei Tagen intensivierte sich YANNICK aufgrund der hochreichenden Kaltluft auf weniger als 1000hPa. Seine Kaltfront reichte dabei von Mittelitalien über die Balkanhalbinsel hinweg in einem großen Bogen bis nach Spanien. Auf seiner Nordseite fielen dabei erhebliche Neuschneemengen mit bis zu 30cm (z.B. Piacenza in Norditalien 27cm). Dieses Schneefallgebiet griff im Laufe des 21. Februars auf Bayern über und wanderte langsam nordwärts.

Am 22. Februar bildete sich über Tunesien ein zweiter Kern von YANNICK aus. Dieses Teiltief mit einem Kerndruck von weniger als 1005hPa wurde fortan als YANNICK II in den Wetterkarten geführt, während das Tiefdruckgebiet über dem Alpenraum mit YANNICK I bezeichnet wurde.

YANNICK I führte auf seiner Vorderseite feuchtwarme subtropische Luft nach Norden, die auf die dort liegende Kaltluft aufglitt Dieser Aufgleitvorgang führte zur Ausbildung eines umfangreichen Schneefallgebietes, das sich von Österreich über Bayern nach Tschechien erstreckte. In Mühldorf in Bayern fielen 5 Liter pro Quadratmeter, was zu einer Neuschneemenge von 5-10cm führte. In Österreich gab es sogar 10 Liter auf dem Quadratmeter (ca. 10–20 cm Neuschnee). Dieses Schneefallgebiet griff am Nachmittag des 22. Februars auch auf Thüringen und Sachsen über und so fielen bis zum Abend in Dresden 5 cm Neuschnee. In Zinnwald/ Georgenfeld wurde der bisherige Rekord mit einer Gesamtschneehöhe von 125cm eingestellt.

Im Tagesverlauf des 23. Februars vereinten sich die beiden Kerne von YANNICK I und YANNICK II wieder. Durch neuerliches Aufgleiten von warmer Luft auf die bodennahe Kaltluft über Westpolen bildete sich erneut ein umfangreiches Schneefallgebiet, das am Vormittag des
23. Februars auf den Nordosten von Deutschland übergriff. So meldete die Station Greifswald über mehrere Stunden starken Schneefall. Gleichzeitig nahm der Wind durch die Verstärkung des Druckgradienten zu: Auf Rügen wurden orkanartige Böen (Windstärke 11) registriert, so dass der Schnee stark verwehte und teilweise Schneeverwehungen von mehr als 1m entstanden. Beachtlich dabei waren auch die Niederschlagsmengen, die verbreitet bei 10 bis 20 Liter lagen, in Greifswald sogar bei 26 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden.

Am 24. und 25. Februar zog YANNICK unter Abschwächung über Deutschland hinweg zum Ärmelkanal und nach Frankreich, wo er am
26. Februar zum letzten Mal auf der Wetterkarte analysiert wurde.

Mit acht Tagen lebte YANNICK überdurchschnittlich lange für ein Tiefdruckgebiet. Sein Weg führte ihn dabei von Korsika über Deutschland und Polen hinweg nach Frankreich. Er sorgte in Deutschland für starke Schneefälle und in Polen für vorübergehendes Tauwetter. Die Niederschlagsmengen und Schneezuwächse waren dabei erheblich.

 


Geschrieben am 09.03.2005 von Thomas Schartner

Wetterkarte: 22.02.2005

Pate: Yannick Garbe