Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YANNIK

(getauft am 04.03.2017)

 

In der Meteorologie unterscheidet man im Allgemeinen zwischen thermischen und dynamischen Drucksystemen. Die thermischen Hoch- und Tiefdruckgebiete entwickeln sich aufgrund der sich mit der Temperatur verändernden Luftdichte. Sehr heiße Luftmassen beispielsweise besitzen besonders am Boden eine extrem kleine Dichte und sorgen dadurch für weniger Masse in der Luftsäule und folglich einen geringeren Bodendruck. Dynamische Tiefdruckgebiete dagegen entwickeln sich bevorzugt an Luftmassengrenzen, da dort Instabilitäten, sogenannte Wellenstörungen, auftreten. Prädestiniert dafür ist die Polarfront der mittleren Breiten, wo sich polare und subtropische Luftmassen treffen. Die Wellen können sich aber auch in kleinerer Skala an den Fronten größerer Zyklonen bilden. Die Entwicklung einer solchen Wellenstörung über dem Ostatlantik wurde am 4. März 2017 von den numerischen Wettermodellen vorhergesagt und dem dazugehörigen Bodentief daher als Prognosetaufe der Name YANNIK zugewiesen.

Am 4. März befand sich über dem Nordwestatlantik ein kräftiges Tiefdruckgebiet. An dessen Frontensystem entwickelte sich in der zweiten Tageshälfte wie vorhergesagt das Tief YANNIK. Der kräftigen Westströmung folgend, verlagerte sich die Welle weiter nach Osten und lag um 01 Uhr MEZ des Folgetages etwa 600 km westlich von Irland. Das Tiefdrucksystem YANNIK war zu diesem Zeitpunkt nicht abgeschlossen, sondern mit etwa 985 hPa Kerndruck eingelagert in eine Tiefdruckbrücke von Neufundland bis Irland. In der mittleren Atmosphäre als in etwa 30-80 km Höhe setzte sich diese Brücke als Höhentief durch. Das Frontensystem, in welches Tief YANNIK eingebettet war, wurde hauptsächlich durch die kräftige Westströmung auf der Südseite des Troges gesteuert. Es bestand aus einer Okklusion, also einer Front mit Warm- und Kaltfrontcharakter, welche sich westlich vom Kern YANNIK bis zu einem unbenannten starken Tief ungefähr 500 km vor Neufundland und nach Südosten in Richtung der Biskaya erstreckte, wo sie sich am sogenannten Okklusionspunkt in Warm- und Kaltfront aufspaltete. Das vergleichsweise kleinräumige Tief YANNIK steuerte also zunächst nicht das gesamte Frontensystem, sorgte aber lokal für mehr Hebung der Luft und dadurch für Verstärkung der Niederschläge. Bis 07 Uhr MEZ des 5. März registrierten die Stationen Roches Point in Irland und Milford Haven in Wales sechsstündige Niederschlagsmengen von 5 und 9 l/m². Entlang der Zugbahn des Wirbels YANNIK über England und Frankreich wurden in den darauffolgenden Stunden bis 19 Uhr MEZ 15 l/m² in Rostherne, 5 l/m² in London und 12 l/m² in Paris gemessen. Bei Temperaturen zwischen 5 und 11°C fiel der Niederschlag dabei als anhaltender Regen.

Bis 01 Uhr MEZ des 6. März verlagerte sich Tief YANNIK kaum und schwächte sich über der Nordsee auf einen Kerndruck von 995 hPa ab. Die Okklusion, welche mittlerweile nur noch durch die kleinräumige, zyklonale Strömung, also gegen den Uhrzeigersinn um den Kern YANNIK, gelenkt wurde, erstreckte sich bis zum Morgen über das Baltikum, Westdeutschland und über die westlichen Alpen. Zwischen 19 und 07 Uhr MEZ meldeten die Stationen in Beitem und Bad Homburg 11 und 13 l/m². Im Alpenraum sorgte die zusätzliche orographische Hebung der Luft für weitere Verstärkung der Niederschläge, sodass beispielsweise in Grenchen 15 l/m² Regen fielen. An der Gebirgsstation des Saentis wurden sogar 46 l/m² und 8 cm Neuschnee verzeichnet. Im Verlauf des Tages drehte sich der Wirbel YANNIK über Deutschland ein, wodurch die restlichen Niederschläge dort weiträumig ausfielen. In Berlin-Dahlem verzeichneten die Regenmesser 2 l/m², in Frankfurt am Main 2,8 l/m² und in Weimar 4,9 l/m² in zwölf Stunden bis 19 Uhr MEZ. Lokal hielt der intensive Regen auch über längere Zeit an, sodass beispielsweise in Neuruppin zwischen 13 und 19 Uhr MEZ 12,9 l/m² zusammenkamen.

Am 7. März konnte Tiefdruckgebiet YANNIK bereits nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden, da es sich über die Nacht aufgelöst hatte.


 

Geschrieben am 13.04.2017 von Jannick Fischer

Berliner Wetterkarte: 06.03.2017

Pate: Michael Röcker