Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
YANN
(getauft
am 23.12.2009)
Am Mittwoch, den 22. Dezember, entstand,
mit einem Kerndruck unter 980 hPa, ein Tiefdruckgebiet über den Azoren. Bis zum
24.12. zog es weiter vor die portugiesische Küste. Da absehbar war, dass es
auch Mitteleuropa beeinflussen würde, bekam es den Namen YANN.
Schon am selben Tag brachte YANN der
Iberischen Halbinsel ergiebige Niederschläge. Beispielsweise fielen in 24
Stunden in Malaga 58, in Sevilla 25 und in Madrid 22 Liter Regen pro Quadratmeter.
Geradezu sommerlich warm wurde es in Algerien, Tunesien und Libyen, wo beim
Zustrom tropischer Warmluft stellenweise sogar 25°C überschritten wurde. Am
wärmsten war es im tunesischen Medenine mit einem Höchstwert von 28,5°C.
In den Niederungen Deutschlands setzte sich
diese milde Luft nur an den Nordrändern der Mittelgebirge stärker durch, so
dass die Temperatur am ersten Weihnachtsfeiertag um 4 Uhr morgens in Dresden
7°C, in Oppeln 13°C und in Mährisch- Ostrau sogar 15°C betrug. Der
Tiefdruckwirbel brachte verbreitet Niederschläge mit sich, die auch in den
Gipfellagen der Mittelgebirge vorübergehend als Regen, im Laufe des Vormittags
und Mittags aber bei Temperaturrückgang unter den Gefrierpunkt bereits wieder
als Schnee fielen. Auf der Südseite von YANN gelangte mildere Meeresluft
subpolaren Ursprungs von Westen her auch in den Berliner Raum, so dass hier
mittags die Temperatur auf Werte um 5°C, in Cottbus und Dresden sogar bis 10°C
stieg.
In Osten Österreichs und in Kroatien hielt
sich dagegen noch die Warmluft subtropischen Ursprungs, so dass die Temperatur
im Burgenland noch über 15°C und Bugojno südöstlich von Zagreb bis 22°C stieg.
Auf der Rückseite des Sturmwirbels YANN
gelangte kältere Meeresluft subpolaren Ursprungs von Nordwesten her zur Iberischen
Halbinsel. Im Übergangsbereich zu der Warmluft über Nordafrika kam es vor allem
in Südspanien und in Marokko gebietsweise zu weiteren ergiebigen
Niederschlägen, die teilweise auch von Gewittern begleitet waren.
So fielen innerhalb von 24 Stunden in Granada 36 und in Jerez de la Frontera 39
Liter Regen pro Quadratmeter. In Tanger gab es in diesem Zeitraum eine
Niederschlagsmenge von 51 und an der weiter südöstlich 300m hoch gelegenen
Station Chefchaouen sogar 155 mm! An der algerischen Mittelmeerküste war es
auch Vortags wieder sommerlich warm, stieg doch die Temperatur gebietsweise
erneut über 25°C, in Bejaia wurden 27,2°C als Maximum erreicht. Ungewöhnlich
mild war es auch im Süden Frankreichs, wo am Nordrand der Pyrenäen die
Temperatur auf Höchstwerte um 20°C stieg.
Eingelagert in die südwestliche
Höhenströmung verlagerte sich YANN im Tagesverlauf mit seinem Kern von
Nordostfrankreich nach Dänemark. An seiner Südflanke herrschte ein großer
Druckgradient, so dass es zu Sturmböen kam. In der Nacht wurden im Berliner
Raum teilweise Windspitzen der Stärke 10 registriert. Es verstärkte sich
weiterhin vorübergehend der Zustrom sehr milder Luft, so dass in Dresden 11°C
und in Cottbus 10°C erreicht wurden.
Auch im östlichen Mitteleuropa und in
Teilen Osteuropas setzte sich die milde Luft langsam durch. So stieg die
Temperatur bis nach Lettland, Weißrussland und in der Ukraine über den
Gefrierpunkt an. Warschau meldete dabei ein Maximum von 10°C. Noch wärmer wurde
es in Bosnien- Herzegowina, wo in Banja Luka 23°C gemessen wurden.
Am 26.12. wanderte YANN von Südschweden
nach Estland. Dabei wehte milde Luft bis weit nördlich von Moskau, wo ein
Maximum von 3,4°C gemessen wurde. In der russischen Hauptstadt schmolz die
Schneedecke auf 10 cm ab. Dagegen hielt sich am Nordrand des Wirbels in St.
Petersburg Frostluft, in der die Temperatur bis -4,1°C stieg.
Bis zum 29.12. zog YANN weiter zum Ural, wo
er sich, mit einem Kerndruck unter 1009 hPa, auflöste.
Geschrieben am 07.01.2010 von Norbert Rupsch
Wetterkarte: 26.12.2009
Pate: Yann Michel