Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YAP

(getauft am 06.10.2017)

 

Am 02.10.2017 bildete sich an einer Wellenstörung über dem westlichen Atlantik ein Tiefdruckgebiet aus, dass sich in den folgenden Tagen langsam nach Osten verlagerte ohne eine Wetterwirksamkeit auf Landmassen zu haben.

Am 06.10.2017 zeichnete sich ab, dass dieses Tief Einfluss auf das Wetter in Mitteleuropa haben würde und wurde daher in der Prognose für den Folgetag auf den Namen YAP getauft. Zum Zeitpunkt der Taufe lag die Zyklone YAP mit einem Kerndruck von ca. 1000 hPa südlich von Grönland über dem Nordatlantik. Wettereinflüsse auf Landmassen gab es zu diesem Zeitpunkt weiterhin nicht.

In den folgenden 24 Stunden verlagerte sich das Tiefdruckgebiet YAP unter leichter Abschwächung weiter nach Osten und befand sich am 07.10.2017 mit einem Kerndruck von 1005 hPa nördlich von Schottland über dem Nordostatlantik. Der Einflussbereich von Tief YAP umfasste dabei im Wesentlichen die Britischen Inseln. Dabei verlief die Warmfront über die Nordsee, den Großraum London bis über den Ärmelkanal. Die Kaltfront erstreckte sich in einem Bogen über Edinburgh, Nordengland und die Irische See, wo sie in eine Warmfront einer kleinen Wellenstörung über dem Ostatlantik überging. Bei wechselhaftem Wetter und maximal 15°C meldete Valentia Island im Südwesten Irlands eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 6 l/m².

Da die Zyklone YAP in eine starke Höhenströmung eingebettet war, erfolgte eine rasche Verlagerung nach Osten. So wurde Tief YAP am 08.10.2017 leicht verstärkt mit einem Kerndruck von unter 1000 hPa über der Ostsee analysiert. Das Frontensystem war inzwischen vollständig okkludiert und verlief über dem nördlichen Polen, den deutschen Mittelgebirgen, das Rheinland bis über den Großraum Paris. Okkludiert bedeutet hierbei, dass die Warmfront von der ihr nachfolgenden Kaltfront eingeholt und die warme Luft in höhere Schichten angehoben wurde. Die daraus entstehende Okklusion stellt dabei einen Frontentyp dar, welcher die Eigenschaften von Warm- und Kaltfront in sich vereint. Hinzu führte eine Kaltfront weiter nördlich entlang der deutschen Ostseeküste, über Dänemark bis über die zentrale Nordsee. Entlang der Okklusion kam es in den vergangenen 24 Stunden vor allem in den Staulagen oder auf den Gipfeln zu teils erheblichen Niederschlägen. So fielen auf dem Großen Arber, der höchsten Erhebung des Bayerischen Waldes, 25,4 l/m². In Braunlage wurden im selben Zeitraum 29,5 l/m² Regen registriert. Auch im Thüringer Wald wurden mehr als 20 l/m² Regen gemessen, z.B. in Schmücke auf 937 m Höhe. Dort wurde außerdem nur eine Maximaltemperatur von 5,6°C erreicht. Auch im Norddeutschen Tiefland viel verbreitet mehr als 10 l/m², wie z.B. in Berlin-Dahlem mit 14,8 l/m². Entlang der Kaltfront in der Nähe der Ostseeküste kam es zu teils kräftigen Schauern, die örtlich mehr als 15 l/m² Niederschlag brachten. So meldete Schleswig im selben Zeitraum eine Niederschlagssumme von 20,5 l/m². Weiter nördlich wurden in Kopenhagen bei einigen Schauern 17 l/m² Niederschlag gemessen. Auch in den Niederlanden brachte die Okklusion signifikanten Niederschlag. So fielen in den vergangenen 24 Stunden in Amsterdam 12 l/m² und in Rotterdam 13 l/m², weiter südlich meldete Brüssel noch 7 l/m² Regen.

Nachfolgend verblieb die Zyklone YAP stationär über der Ostsee. Auch der Kerndruck änderte sich dabei kaum. Jedoch hatte sich die Lage der Okklusion stark geändert. Sie verlief am 09.10.2017 vom Kern des Tiefdruckgebietes YAP zunächst nach Norden über Südfinnland, dem Baltikum bis über den Raum Warschau, wo sie den Charakter einer Kaltfront annahm und sich über die Hohe Tatra, den Raum Wien bis über das Alpenvorland erstreckte. Im Bereich der Fronten fielen innerhalb von 24 Stunden nochmals erhebliche Niederschläge, deren Schwerpunkt nördlich von Stockholm lag. So meldete Helsinki 15 l/m², auf Gotland fielen in Visby im gleichen Zeitraum 22 l/m². Uppsala nördlich von Stockholm registrierte zwar eine 24-stündige Niederschlagssumme von 29 l/m², das absolute Maximum wurde aber mit 54,4 l/m² in Gävle 100 km nördlich von Uppsala gemessen. Auch im Bereich der Kaltfront traten einige, teils kräftige Schauer auf. So fielen im Chiemgau und östlich von Passau örtlich mehr als 20 l/m² Niederschlag, wie z.B. an der Station Ruhpolding-Seehaus mit 24,2 l/m².

Nachfolgend verlagerte sich Tief YAP bei konstantem Kerndruck weiter nach Osten und befand sich am 10.10.2017 über dem Finnischen Meerbusen. Dabei fiel im Bereich der Okklusion, welche weiter nach Nordosten gezogen war, weiterhin nennenswerter Niederschlag. So meldete Helsinki eine 24-stündige Niederschlagssumme von 17 l/m², weiter nördlich in Jyväskylä waren es 19 l/m². Auch im Baltikum und im Nordwesten Russlands wurden Niederschlagsmengen von mehr als 15 l/m² gemessen, so z.B. in St. Petersburg mit 22 l/m² und in Tallinn mit 21 l/m², wobei dort die Maximaltemperatur nur auf 9°C stieg. In der russischen Exklave Kaliningrad, früher Königsberg, wurden im gleichen Zeitraum noch 15 l/m² gemessen.

Auch am Folgetag, dem 11.10.2017, verblieb das Tief YAP bei unverändertem Kerndruck stationär über dem Finnischen Meerbusen und sorgte dabei weiterhin für kräftige Niederschläge in der Region. Dabei fielen innerhalb von 24 Stunden in Helsinki 21 l/m², in Tallinn 20 l/m², in Riga 19 l/m² und in Vilnius 11 l/m² Regen. In Kaliningrad waren es nochmals 16 l/m² Niederschlag.

Bis zum Folgetag schwächte sich das Tief YAP bei leichter Verlagerung nach Nordosten deutlich ab und befand sich nun mit einem Kerndruck von 1005 hPa über Karelien im Nordwesten Russlands. Die Okklusion verlief über Zentralfinnland über den Raum St. Petersburg in einem Bogen über die Region Moskau bis hin zum Schwarzen Meer. Durch die Abschwächung der Zyklone YAP waren auch die Niederschläge nicht mehr so ausgeprägt wie an den vorherigen Tagen. So meldete Moskau eine 24-stündige Niederschlagssumme von 5 l/m². In St. Petersburg und somit in der Nähe des Tiefdruckkerns fielen nochmals 12 l/m² Regen.

Bis zum 13.10.2017 schwächte sich Tief YAP weiter ab und die Okklusion über dem Westen Russlands war kaum noch wetterwirksam. Der Kerndruck war mittlerweile auf über 1005 hPa gestiegen. In den folgenden 24 Stunden wurde die Zyklone YAP von dem nachfolgenden Tiefdruckwirbel ARKE eingeholt und in dessen Zirkulation aufgenommen. Dadurch konnte das Tiefdruckgebiet YAP nicht mehr namentlich auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet werden.

 


Geschrieben am 05.12.2017 von Tobias Mahnkopf

Berliner Wetterkarte: 08.10.2017

Pate: Erik Schmidt