Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YASMINA

(getauft am 02.11.2012)

 

Am 01.11. war in der mittleren Troposphäre ein großräumiger Kaltlufttrog, also ein Vorstoß kalter Luftmassen nach Süden in einer Höhe von ca. 5,5 km Höhe, über Nord- und Westeuropa bestimmend. Dessen Strömung verlief von der Labradorsee direkt bis zur Iberischen Halbinsel und von dort weiter über Mitteleuropa nach Finnland bzw. Nordwestrussland. Diese Strömung markierte die Grenze zwischen warmen Luftmassen über dem Nordatlantik und kalten Luftmassen von Island bis zu den Britischen Inseln. Dort war im Bodenniveau das steuernde Tief XANTHIPPE wetterbestimmend. Innerhalb dieser kräftigen Höhenströmung bildete sich am gleichen Tag südwestlich von Grönland ein neues Tiefdruckgebiet mit einem anfänglichen Kerndruck von etwa 1008 hPa.

Am 02.11. wurde dieses neue Tiefdruckgebiet auf den Namen YASMINA getauft und hatte sich in seinem Kerndruck schon auf 998 hPa verstärkt. Die Fronten von Tief YASMINA markierten weiterhin den Strömungsverlauf in der mittleren Troposphäre, wobei die Warmfront die nördlichen Provinzen Spaniens erreicht hatte. Das Zentrum lag etwa 500 km nordwestlich der Küstenregion von Galizien, in seinem Einflussbereich meldete die Station La Coruna 4 l/m² Regen. Die Kaltfront des Wirbels reichte vom Kern aus weit nach Westen bis etwa zu einer Schnittlinie von der Südspitze Grönlands und Neufundland.

Bereits am 03.11. lag das Zentrum des Tiefdruckgebietes YASMINA mit einem Kerndruck von etwa 985 hPa von über der Nordsee. Dadurch entfernte sich das Tiefzentrum aus dem Bereich der Höhenströmung, die zu diesem Zeitpunkt von Frankreich bis nach Polen und von dort aus weiter nach Finnland verlief. Die Fronten schoben sich dabei enger zusammen und bildeten vom Zentrum aus eine etwa 800 km lange Okklusionsfront, die sich erst über Tschechien in eine kurze, bis nach Kroatien reichende Warmfront und eine über die Westalpen bis nach Südwestfrankreich verlaufende Kaltfront aufspaltete. In Deutschland blieb das Wetter an diesem Tag zweigeteilt. Während die Nordhälfte von maritimer Subpolarluft beeinflusst wurde, war über der Südhälfte warme Luft subtropischen Ursprungs wetterbestimmend. Die Höchstwerte lagen z.B. in Hamburg, Berlin und Köln nur bei 9 bis 10°C, während in München 18,9°C und in Freiburg 19,1°C gemessen wurden. Die höchsten Niederschlagsmengen wurden ebenfalls aus der Südhälfte gemeldet, z.B. fielen in Freudenstadt 34,8 l/m² innerhalb von 24 Stunden, in Stuttgart wurden 15 l/m² registriert. Nennenswerte Böen wurden besonders in der vorangegangenen Nacht auf den Gipfeln der Mittelgebirge gemessen, z.B. wurde auf dem Großen Arber mit 21 m/s Windstärke 9 erreicht und auf der Zugspitze wurde mit maximal 44 m/s, was 158 km/h entspricht, die Grenze zur Orkanstärke deutlich überschritten. Hier zeigte sich die Nähe zur vorherrschenden kräftigen Höhenströmung besonders eindrucksvoll.

Am 04.11. gelangte Tiefdruckgebiet YASMINA über dem Baltikum in den Bereich, wo die Höhenströmung begann sich aufzuteilen. Dadurch wurde dem Wirbel YASMINA die Grundlage entzogen, weiterhin als kräftiges Tiefdruckgebiet in Erscheinung zu treten und schwächte sich daher auf einen Kerndruck von etwa 1002 hPa ab. Vom Kern reichte bogenförmig eine Okklusion nach Südosten, welche nach wenigen Hundert Kilometern in eine Kaltfront überging, die bis zur weißrussischen Stadt Mahiljou am Dnepr reichte.

Dabei fielen mit z.B. 3 l/m² in Wilna und St. Petersburg, sowie 6 l/m² in Königsberg die höchsten Regenmengen in seinem Einflussbereich.

Am folgenden Tag konnten von Tief YASMINA wieder je eine Warm- und Kaltfront analysiert werden. Vom Zentrum aus, welches sich nördlich von Moskau befand, reichte die Warmfront bis über die südlichen Regionen vom Ural, die Kaltfront zog sich östlich an Moskau vorbei bis zur Ukraine. Am markantesten waren die Temperaturunterschiede vor und hinter der Warmfront. Davor wurden z.B. um 03 Uhr Ortszeit bis 1°C gemessen, dahinter wurden bis 7°C erreicht. Auf dem weiteren Weg nach Osten gelangte Tiefdruckgebiet YASMINA immer mehr in den Einflussbereich eines kräftigen Hochdruckgebietes über Nordwestsibirien und wurde mit dem Erreichen des Urals nur noch mit einem Kerndruck von knapp 1015 hPa auf der Bodenwetterkarte geführt. Gleichzeitig lösten sich die Fronten auf, sodass Tief YASMINA am 06.11. letztmalig auf der Berliner Wetterkarte erschien.

 

Geschrieben am 02.01.2013 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 02.11.2012

Pate: Horst Moser