Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YASMINA

(getauft am 04.12.2014)

 

Am 04.12. bildete sich am Rande eines namenlosen Tiefdrucksystems mit mehreren Kernen, welches sich über der Dänemarkstraße zwischen Island und Grönland befand, an einer verwellten Front ein Tiefdruckgebiet über Island, das daraufhin in der Analyse auf den Namen YASMINA getauft wurde.

Zu dem Tief YASMINA gehörte eine Kaltfront, die sich nach Südwesten bis weit über den Nordatlantik erstreckte, während eine Warmfront über die Skandinavische Halbinsel bis nach Finnland führte, wo sie mit dem Frontensystem eines anderen, unbenannten Tiefdruckgebietes verbunden war. Der Einfluss der Warmfront reichte jedoch weiter bis nach Russland, wohin die sich vor der Warmfront befindliche kalte Luft verdrängt wurde. Am Uralgebirge lagen die Temperaturen verbreitet unter -40°C, in Khoseda-Khardsky wurde sogar eine Tiefsttemperatur von -50,7°C gemessen.

Mit einem Kerndruck von 990 hPa befand sich der Wirbel YASMINA am 05.12. ungefähr 100 km nordöstlich der zu Norwegen gehörenden Insel Jan Mayen. Die Kaltfront erstreckte sich nach Süden über Schottland und Irland bis südwestlich der Azoren. Die Wetterstation in Aultbea an der schottischen Westküste verzeichnete um 06 Uhr UTC, also 07 Uhr MEZ, innerhalb von 12 Stunden eine Regenmenge von 6 mm. Im selben Zeitraum registrierte die Station Ballypatrick Forest in Nordirland 2 mm, in den darauffolgenden 12 Stunden kamen dort noch weitere 5 mm hinzu. Die Warmfront des Tiefs YASMIN führte über Skandinavien bis über das Baltikum und sorgte im weiteren Verlauf des Tages für markante Erwärmungen in Nord- und Osteuropa. Am Onegasee und in Moskau stieg die Temperatur wieder über dem Gefrierpunkt und in Khoseda-Khardsky in der Autonomen Region der Nenzen war die Tageshöchsttemperatur mit -33,8°C um über 16 Grad wärmer als am Vortag. Nahe dem Kern des Tiefdruckgebietes hatte sich bis zum Abend aus der Kalt- und Warmfront eine Mischfront entwickelt, eine sogenannte Okklusionsfront.

Bis zum 06.12. verlagerte sich das Tief YASMINA nur wenig nach Osten über das Europäische Nordmeer. Die Warmfront ist weiter nach Osten in Richtung Sibirien gezogen, sodass auch am nördlichen Ural die Kälte merklich nachließ und an der Barentssee die Temperaturen über den Gefrierpunkt stiegen. Währenddessen hatte die Kaltfront Norwegen erreicht und sich weiter südlich bis nach Mitteleuropa verlagert. Im Norden Deutschlands fiel an der Front kein nennenswerter Regen. In Berlin und Brandenburg, sowie hinter der Front an der Nordsee lösten sich die Wolken auf und es schien rund fünf Stunden lang die Sonne. Auf dem Kahlen Asten im Hochsauerland, auf dem eine Schneedecke von 2 cm gemessen wurde, hielt sich ganztägig der Nebel und die Höchsttemperatur betrug nur -0,1°C.

Am 07.12. befand sich die Zyklone YASMINA um 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von ca. 970 hPa rund 100 km östlich der Inselgruppe Spitzbergen. Von dort reichte ihre Okklusionsfront bis zum Okklusionspunkt, dem Ort, an dem Warm- und Kaltfront aufeinandertreffen, vor die Westküste der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja. Vom Okklusionspunkt erstreckte sich die Warmfront nach Süden bis über die Region Perm, dem äußersten Osten des europäischen Kontinents. Die Kaltfront erstreckte sich in Richtung Südwesten entlang des Weißen Meeres und der Ostsee bis über den Osten Deutschlands. Am Flughafen Helsinki-Vantaa wurde leichter Regen registriert, wodurch bis 18 Uhr UTC innerhalb von 12 Stunden 0,2 mm zusammenkamen. Das Tief YASMINA verlor im Verlauf allmählich seinen Einfluss auf das Wetter in Deutschland an das nachfolgende Tiefdruckgebiet ZOE.

Am 08.12. lag der Kern von Tief YASMINA über Spitzbergen, der Kerndruck betrug dabei 980 hPa. In Svalbard auf Spitzbergen betrug die Höchsttemperatur an diesem Tag -4,9°C bei einer Schneedecke von 5cm und leichtem Schneefall zwischen 06 und 12 Uhr UTC. Die zugehörige Okklusionsfront erstreckte sich währenddessen nach Osten über den Nordteil der Insel Nowaja Semlja bis nach Sibirien.

Am Folgetag hatte sich der Kern des Wirbels YASMINA im Vergleich zum Vortag weiter nach Süden über das Europäische Nordmeer verlagert, der Druck im Kern betrug nunmehr noch 985 hPa. Die zum Tief gehörende Front hatte teilweise den Charakter einer Warm- oder Okklusionsfront und erstreckte sich nach Nordwesten über die Karasee bis zur Jamal-Halbinsel und von dort weiter bis über das Westsibirien nach Süden. In Khoseda-Khardsky wurde nur noch eine Tiefsttemperatur von -4,0°C gemessen. Die Schneehöhe betrug dabei 50 cm. An der Wetterstation der Stadt Workuta am nördlichen Ende des Uralgebirges schneite es den ganzen Tag, teilweise auch stark. Trotz dessen wurden dort nur 12-stündige Niederschlagsmengen von unter 1 mm registriert. Die Höchsttemperatur betrug dabei -1,2°C.

Am 10.12. befand sich das Tiefdruckgebiet YASMINA über der Nordinsel von Nowaja Semlja. Die Insel, dessen Fläche der von Niedersachsen entspricht, ist seit umfangreichen Kernfusionswaffentests in den 1950er-Jahren unbewohnt. An das Tief angeschlossene Fronten konnten aufgrund ihrer abgelegenen Lage nicht auf der Berliner Wetterkarte festgestellt werden.

Am 11.12. konnte das Tief YASMINA nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 06.02.2015 von Sebastian Kugel

Berliner Wetterkarte: 06.02.2014

Pate: Stefan Effenberger