Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
YASMIN
(getauft am
23.08.2014)
An einer verwellten Kaltfront über dem Nordatlantik
zwischen Neufundland und Irland war in der Prognose vom 23.08. für den Folgetag
zu erkennen, dass sich ein neues Tiefdruckgebiet bilden wird, welches daraufhin
auf den Namen YASMIN getauft wurde.
Am 24.08. befand sich das Tief YASMIN mit
dem Kern ca. 1000 km nordwestlich von den Azoren in einem Verband mit zwei
weiteren Tiefdruckkernen. Die Kaltfront des Wirbels YASMIN erstreckte sich nach
Südwesten und änderte dort ihren Charakter zu dem einer Warmfront, die zu einem
unbenannten Tief gehörte. Die Warmfront reichte nach Südosten bis etwa zu den
Azoren, wo sie in eine Kaltfront überging, die zu einer Zyklone vor der
irischen Westküste gehörte.
Bis zum 25.08. hatte sich der
Tiefdruckwirbel YASMIN deutlich verstärkt, ihr Kerndruck lag etwas unter
990hPa. Die Position des Kerns war rund 500 km westlich der Küste Irlands.
Nördlich vom Kern ausgehend reichte bogenförmig eine Okklusion nach Süden, wechselte
ihren Charakter in den einer Kaltfront und ging in eine andere sich nach Westen
erstreckende verwellte Front über. Die intensive Zyklogenese des Wirbels YASMIN
führte dazu, dass das Hochdruckgebiet ELMAR vom Azorenhoch abgeschnitten und
nach Osten abgedrängt wurde, sodass das Zentrum von Hoch ELMAR, das gestern
noch über der Biskaya lag, nach Bayern abgedrängt wurde. Durch das Aufklaren
gingen die Temperaturen in der vergangenen Nacht mit Ausnahme des Nord- und
Ostseegebiets überall in Deutschland unter die 10°C-Marke zurück. Die
Bodentemperaturen der Stationen Baruth und Holzdorf in Brandenburg meldeten
ihre Minimumtemperatur knapp über dem Gefrierpunkt. Die höchste Temperatur des
Tages wurde mit 22,4°C in Regensburg erreicht. Abends setzte der erste Regen im
Südwesten Deutschlands ein, der im Zusammenhang mit dem Frontensystem des Tiefdruckgebietes
YASMIN stand. Straßburg meldete leichten Regen ab 20 Uhr MESZ, der bis 04 Uhr MESZ
des Folgetages anhielt. In der Nacht vom 25. auf den 26.08. um 02 Uhr MESZ
wurde auf dem Great Dun Fell, der mit 848 m der zweithöchste Gipfel der
Penninen im Norden Englands ist, eine Spitzenböe von 107,5 km/h verzeichnet,
was der Stärke 11 Beaufort entspricht.
Bis zum 26.08. befand sich der Kern von
Tief YASMIN über dem Süden Irlands, die Okklusionsfront verlief nach Südosten
über Wales und reichte entlang der Themsemündung über den Ärmelkanal. Der
Okklusionspunkt, an dem sich die Mischfront in Kalt- und Warmfront aufspaltet,
befand sich über Belgien. Die Kaltfront verlief von dort nach Nordfrankreich bis
über die Biskaya. Die Warmfront erstreckte sich hingegen nach Ostfrankreich
über das Rhônetal bis in die Gegend von Marseille. Im Laufe des Tages zog diese
Warmfront weiter über den Süden Deutschlands und sorgte hier für lang
anhaltenden und ergiebigen Regen. Die Wetterstation auf dem Großen Arber in
Niederbayern meldete am Morgen um 08 Uhr MESZ des 27.08. eine Regenmenge von 45
mm in den letzten 24 Stunden, die Station in Stötten am Auerberg im
Regierungsbezirk Schwaben registrierte im selben Zeitraum eine Menge von 42,7
mm. Im süddeutschen Raum stiegen die Temperaturen in der einfließenden polaren
Luftmasse bei ergiebigem Regen und dichter Bewölkung über 20°C. Die Höchste
Temperatur wurde in Regensburg mit 23,2°C registriert. Um 08 Uhr MESZ meldete
die Wetterstation auf dem Säntis, dem mit 2502 m höchsten Berg im
Alpsteingebirge in der Ostschweiz, eine Spitzenböe von 124,2 km/h, was gleich
der Stärke 12 Beaufort ist.
Bis zum Folgetag hatte sich das Tief YASMIN
in zwei Wirbel aufgespaltet. Der Kern der Zyklone YASMIN I befand sich über der
Tschechischen Republik und besaß drei Ausläufer. Ihre Kaltfront führte nach
Südwesten über Niederösterreich und Tirol, die Warmfront reichte nach Osten
entlang der Karpaten. Die Okklusionsfront führte nach Westen über Franken, das
Rheinland und Belgien bis über den Ärmelkanal, wo sie mit der Okklusionsfront des
Wirbels YASMIN II verbunden war, dessen Kern über den Scilly-Inseln lag.
Größere Niederschlagsmengen im Zusammenhang mit diesem System fielen in
Deutschland südlich der Donau. Bis 20 Uhr MESZ betrugen die 12-stündigen
Regenmengen in Kempten im Allgäu 15 mm und in Lahr im Schwarzwald 18 mm. Die
Temperatur stieg in Süddeutschland erneut auf Werte um 20°C, was für die
Jahreszeit eher kühl ist. Die höchste Temperatur des Tages wurde mit 22,8°C in
Rheinstetten bei Karlsruhe verzeichnet. In der Nordhälfte Deutschlands war es
überwiegend sonnig, dennoch wurde hier die höchste Temperatur mit 22,6°C in
Lingen und in Meppen im Emsland registriert. Gleichzeitig näherte sich der
ehemalige Hurrikan CRISTOBAL, der in den vorangegangen Tagen im Gebiet der
Bahamas aktiv war und sich weiter nordwärts verlagert hatte. In den folgenden
Tagen hatte sich der Wirbel ex-CHRISTOBAL in eine außertropische Zyklone
umgewandelt und ist mit hohen Windgeschwindigkeiten über das Nordmeer und
Island gezogen.
Bis zum darauffolgenden Tag schwächten sich
beide Kerne soweit ab, dass der Wirbel YASMIN nicht weiter auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 02.10.2014 von Sebastian
Kugel
Berliner Wetterkarte: 26.08.2014
Patin: Jasmin Pfaudler