Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet YASNA
(getauft
am 21.06.2004)
Eingebettet in eine westliche Höhenströmung verlagerte sich am Samstag, dem 19.Juni 2004 ein Höhentief von der Ostküste Kanadas auf den Atlantik. Nachdem es sich vorübergehend abgeschwächt hatte, wurde es am Montag dem 20.06. in die Zirkulation eines ausgedehnten Tiefdruckwirbels über Nordwesteuropa integriert, wodurch das Höhentief – mittlerweile nur noch als Wellentrog in der Höhenströmung erkennbar – nach Westen beschleunigt wurde.
Dadurch
wurden die Hebungsprozesse auf der Vorderseite dieses Wellentroges stark
intensiviert und am Boden begann zum Sonntagabend, dem 20.06.04, über dem
zentralen Atlantik der Druck zu fallen – dieses Tiefdruckgebiet wurde
Montagfrüh auf den Namen YASNA getauft.
Unter
rascher Vertiefung bewegte sich der Tiefdruckwirbel YASNA nun auf Mitteleuropa
zu. Auf der Ostseite des im
Gegenuhrzeigersinn rotierenden Tiefdruckgebietes wurde milde atlantische
Meeresluft nach Mitteleuropa transportiert, auf der Rückseite des Wirbels
befand sich erwärmte Polarluft. Am
Mittwoch, dem 23.06. erreichten die Fronten von YASNA Deutschland und brachten
am Morgen und vormittags verbreitet Regen. Am frühen Nachmittag hatte dann die
Kaltfront von YASNA Deutschland überquert und hochreichende, erwärmte maritime
Polarluft strömte ein.
Diese
ursprünglich aus hohen Breiten stammende Luft war über dem Atlantik erwärmt
worden und hatte dort Feuchte und Wärme aufgenommen. Über Land wurde sie tagsüber stark durch Sonneneinstrahlung
erwärmt, so dass sich Schauer und Gewitter bilden konnten. Ungewöhnlich war an
diesem Tag die Windverteilung: bodennah wehte der Wind aus südlichen
Richtungen, während er in wenigen Kilometern Höhe bereits aus südwestlichen
Richtungen wehte. Diese Winddrehung war
begleitet von starker Windzunahme mit der Höhe, bereits in ca. 1 km Höhe wehte
der Wind mit 35 Knoten (ca. 70 km/h).
Ein solches Windprofil tritt selten auf während es gleichzeitig zu
Schauern und Gewittern kommt. Ist diese
Kombination aus Feuchte und Windprofil vorhanden, können die Schauer- und
Gewitterzellen zu rotieren beginnen. So geschah es auch am Mittwoch, dem
23.06.04. Die Rotation der Gewitterzellen führte mancherorts zur Ausbildung von
Tornados (insgesamt gab es mindestens 6 in Deutschland), wobei das Dorf Micheln in Sachsen-Anhalt am stärksten
getroffen wurde.
Auch
in den folgenden Tagen gab es weitere Schauer auf der Rückseite von Tief YASNA
bis sich am Samstag, dem 26.06. Hochdruckeinfluss durchsetzte. YASNA zog derweil langsam unter Abschwächung
über Südskandinavien in Richtung Baltikum und war am Sonntag, dem 27.06. in den
Bodenanalysen nicht mehr auffindbar.
Geschrieben am 22.07.2004 von Johannes Dahl
Wetterkarte: 23.06.2004
Pate: Twentieth Century Fox