Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet YODA
(getauft am 06.12.2013)
Das
Wetter in Europa war Anfang Dezember durch eine starke Nordwestströmung über
dem Nordatlantik geprägt. Aufgrund starker Temperatur- und Luftdruckgegensätze
in einer Höhe von 5,5 km bildete sich ein Windband, welches zu einer vermehrten
Bildung von Tiefdruckgebieten führte. Von Neufundland kommend zog einer dieser Wirbel
in Richtung Nordosten und befand sich am 06. Dezember 2013 über dem
Nordwestatlantik etwa 500 km vor der Küste Neufundlands. Da der Wirbel das europäische Wetter beeinflussen sollte, wurde dieses
Tiefdruckgebiet in der Prognosekarte für den Folgetag auf den Namen YODA getauft.
Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte das Tief einen Kerndruck von etwa 1000 hPa
und wies ein ausgeprägtes Frontensystem auf. Vom Kern aus hatte sich eine kurze
Okklusionsfont gebildet, die nach Osten verlief. Die
Okklusionsfront entsteht durch die zyklonale
Drehbewegung des Wirbels, bei der die nachfolgende Kaltfront, die vorangehende
Warmfront einholt und sich eine Mischfront bildet. Am Okklusionspunkt teilt sich die
Okklusionsfront in eine Warm- und eine Kaltfront auf. Die Warmfront verlief südostwärts bis über Südirland, wo sie in die Kaltfront des
Orkantiefs XAVER überging. Die vom Okklusionspunkt ausgehende Kaltfront
erstreckte sich in südlicher Richtung über dem Nordatlantik und verband sich
mit der Warmfront eines weiteren Tiefs.
Unter
leichter Verstärkung auf einen Kerndruck von 995 hPa bewegte sich die Zyklone
YODA bis zum 07.12.2013 nordostwärts in Richtung
Island. Vom Kern ging eine Okklusionsfront aus, welche sich am Okklusionspunkt
in eine über Großbritannien bis zur Bretagne reichende Warmfront und eine
Kaltfront aufteilte. Die Lage der Kaltfront hatte sich nur leicht Richtung
Europa verschoben und verlief weiterhin vom Okklusionspunkt aus in
südwestlicher Richtung über dem Nordatlantik. Die Warmfront hatte im
Tagesverlauf verbreitet über ganz Großbritannien leichte Regenfälle zur Folge,
die allerdings nur vereinzelt zu Regenmengen über 5 l/m² innerhalb von 24
Stunden führten.
Im
Tagesverlauf verlagerte sich der Wirbel YODA ostwärts und lag am Folgetag über
den Färöer. Die Okklusionsfront reichte nach Westen und ging in eine
Okklusionsfront einer nachfolgenden Zyklone über. Außerdem reichte vom Kern aus
die Kaltfront in einen kleinen Bogen nach Süden und ging in eine nach Westen
laufende Warmfront über. Die Warmfront von Tief YODA erstreckte sich vom Kern
aus in einem Bogen über die Küste von Südnorwegen über Deutschland bis über den
Bodensee. Im Gebiet nahe dem Tiefdruckzentrum wurden teilweise ergiebige
Niederschlagsmengen registriert. Die Wetterstation am Nordschottischen See Loch
Glascarnoch meldete um 13 Uhr MEZ eine 24-stündige
Regenmenge von 29 l/m². Auch an der norwegischen Küste wurden im Tagesverlauf
vereinzelt ebenfalls Niederschlagsmengen von bis zu 30 l/m² gemessen. Aufgrund
der Abkühlung durch Orkantief XAVER kam es an den beiden Vortagen vor allem im
Osten Deutschlands und in den höheren Lagen zu Schneefällen. Im Laufe des Tages
zog die Warmfront über den Osten Deutschlands hinweg und brachte weitere
leichte Niederschläge. Diese gingen bei steigenden Temperaturen langsam in
Regenfälle über. Bei einer Tageshöchsttemperatur in Berlin von rund 7°C waren spätestens
am Abend die letzten Schneereste geschmolzen.
Der starken Höhenströmung
folgend, verlagerte sich das Tief YODA unter Abschwächung schnell Richtung
Südosten. Am 09.12.2013 um 01 Uhr MEZ befand sich der Wirbel bereits etwa über
Kaliningrad. Der zu diesem Zeitpunkt gemessene Luftdruck lag hier bei 1002,4
hPa. Die Okklusionsfront erstreckte sich vom Kern aus nordwestlich bis zur
Ostküste Norwegens und die Kaltfront führte in einem Bogen über Nordpolen nach
Dänemark, wo sie in die Warmfront einer anderen Zyklone nahe Angmagssalik überging. Die Warmfront hatte sich stark
verkürzt und reichte etwa 700 km nach Süden bis zu den slowakischen Karpaten. Am
Morgen gab es aufgrund des Frontensystems im Baltikum einige Schneeschauer, die
allerdings bei Temperaturen um den Gefrierpunkt kaum zu Neuschneemengen
führten. Die litauische Stadt Klaipėda
meldete eine Schneehöhe von 8 cm, die am folgenden Tag bereits geschmolzen war.
In Polen kam es verbreitet zu Regen oder Regenschauer mit Mengen um 10 l/m²
innerhalb von 24 Stunden. Mit der weiteren Verlagerung von Tief YODA Richtung
Osten, hatte sich auch das Niederschlagsgebiet im Laufe des Tages verschoben.
Während es in Nordosteuropa aufgrund des Hochdruckgebiets WANDA am Nachmittag
und Abend überwiegend trocken blieb, traten beispielsweise in der Ukraine
verbreitet Schneefälle auf.
Bis zum Folgetag, dem 10.
Dezember 2013, bewegte sich die Zyklone bis zum Asowschen Meer. Die
Okklusionsfront hatte sich aufgelöst und die Kaltfront reichte nun in einen
langen Bogen über Rumänien bis nach Ostdeutschland. In der Nacht kam es östlich
der Kaltfront vielerorts zu Schneeschauern, die sich allerdings im Tagesverlauf
vermehrt auflösten.
Am 11.12.2013 befand sich
der Wirbel YODA nahe Wolgograd und damit am äußersten Rand des Analysebereichs
der Berliner Wetterkarte. Das Tief YODA schwächte sich allmählich ab und verlagerte
sich weiter Richtung Osten, sodass es am nachfolgenden Tag nicht mehr
analysiert werden konnte.
Geschrieben am 05.01.2014
von Fabian Wunderlich
Berliner
Wetterkarte: 08.12.2013
Pate:
Michael Otto