Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YODA
(getauft am 24.11.2011)

Am 24.11.2011 entstand südwestlich vom kanadischen Halifax ein Tiefdruckgebiet, das bereits am selben Tag auf den Namen YODA getauft wurde.

Zum Zeitpunkt der Taufe betrug der Kerndruck etwas unter 1000 hPa und der Wirbel besaß eine rücklaufende Okklusionsfront, d.h. eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, die vom Kern ausgehend parallel zur amerikanischen Küste nach Südwesten verlief. Weiterhin reichte vom Kern eine Warmfront bogenförmig nach Südosten bis zur Breite der Bermudas und Länge von Neufundland. Eine Kaltfron verlief einige Hundert Kilometer westlich der Okklusion, parallel zu dieser.

Bis zum 25.11.2011 zog das Tief über den Atlantik hinaus, vor die Südostküste Neufundlands. Der Druck vertiefte sich auf knapp 995 hPa. Mittlerweile besaß der Wirbel YODA nur noch eine kurze bogenförmige Warmfront, die nach Osten reichte. Die Kaltfront zog sich in einer geraden Linie nach Südwesten bis an den Rand der Berliner Wetterkarte. In der Nacht zum 26.11.2011 vollzog das Tiefdrucksystem YODA eine Teilung. Das entstandene Teiltief YODA I lag mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa über dem zentralen Nordostatlantik. Eine kurze rücklaufende Okklusion zog sich vom Kern nach Westen. Seine langgezogene Kaltfront erstreckte sich vom Tiefzentrum aus spiralförmig nach Südwesten bis zum westlichen Nordatlantik. Seine Warmfront verlief nordostwärts und ging in die Kaltfront des etwa 1300 km entfernten Teiltiefes YODA II über, das sich mit einem Druck im Zentrum von ca. 990 hPa etwa 900 km südlich von Island befand. Die relativ kurze Warmfront des Teiltiefes YODA II reichte bis nach Nordirland. Mit hoher Geschwindigkeit zog der Tiefdruckkomplex YODA im Laufe des Tages weiter nach Nordosten.

Am 27.11.2011 um 00 Uhr UTC, das entspricht 01 MEZ, lag das wieder vereinte Tief YODA mit seinem Zentrum, in dem ein Druck von ca.       970 hPa herrschte, nordwestlich von Schottland. Unter weiterer Verstärkung entwickelte sich das mittlerweile zu okkludieren beginnende Tief zu einem kräftigen Sturmwirbel. Beim Okklusionsprozess beginnt die Kaltfront die Warmfront einzuholen und hebt diese vom Boden ab, wodurch eine Mischfront entsteht. Die kurze Okklusionsfront reichte vom Kern bis nördlich von Schottland, dort teilte sie sich wieder in Warm- und Kaltfont. Die Warmfront zog sich vom dortigen sogenannten Okklusionspunkt bis kurz vor Oslo.

Die vom Okklusionspunkt aus südwestwärts verlaufende Kaltfront des Tiefdruckwirbels YODA überquerte im Laufe der Nacht die Britischen Inseln ostwärts und brachte vor allem in Schottland und Norwegen ergiebige Niederschläge. Im schottischen Loch Glascanoch fielen innerhalb von       24 Stunden 56 mm und im norwegischen Küstengebiet gab es im Raum von Bergen mit 60 bis 70 mm in diesem Zeitraum noch höhere Niederschlagsmengen. Das Sturmfeld von Tief YODA erfasste im Laufe der Morgen- und Vormittagsstunden Norddeutschland und verursachte im Küstengebiet Böen der Stärke 10. In List auf Sylt erreichten die Sturmböen mit 68 kn, d.h. Stärke 12 sogar Orkanstärke. In Nordjütland wurden an der Station Thyboron sogar 74 kn gemessen. Die stärkste Böe meldete jedoch die Station Lista Fyr vor Südnorwegen mit 80 kn. In der Nacht flaute der Sturm in Norddeutschland rasch ab. Lediglich auf dem Brocken im Harz wurde noch eine Böe mit 68 kn gemessen. Im weiteren Verlauf des Tages zog die Kaltfront der Zyklone YODA mit hoher Geschwindigkeit über Deutschland hinweg ostwärts.

In einer Höhe von rund 10 km brachte der Jetstream über Mitteleuropa verbreitet hohe Windgeschwindigkeiten mit sich. Seit dem 27.11.2011 blieb dieser von Labrador über den Nordatlantik hinweg nach Mitteleuropa reichende Strahlstrom nahezu unverändert. In seinem Bereich zogen in der Höhe Kurzwellentröge sehr schnell ostwärts. Dementsprechend verlagerten sich die zugehörigen Bodentiefs ebenfalls zügig ostwärts.

Das am 27.11.2011 bei Schottland gelegene Tief YODA erreichte 24 Stunden später Ostfinnland, blieb aber mit einem Kerndruck von etwa 965 hPa noch sehr wetteraktiv. Die Okklusion der Zyklone YODA erstreckte sich von deren Zentrum aus bogenförmig bis zum südlichen russisch-weißrussischen Grenzgebiet. Von dort aus verlief die zugehörige Kaltfront südwestwärts bis nach Norditalien und die Warmfront in Richtung Südsüdwest bis zur bulgarischen Hauptstadt Sofia. Zusätzlich reichte vom Kern eine weitere Okklusion bis kurz vor Nowaja Semlja, wo sie in die Okklusionsfront des Wirbels XAVER überging. Insbesondere im Bereich der Okklusionen kam es zu Niederschlägen, die z.B. in Moskau eine Niederschlagsmenge von 0,5 mm brachte.

Der Sturm- und Orkanwirbel YODA zog bis zum Folgetag um 00 UTC unter Abschwächung mit der gut ausgeprägten und stark mäandrierenden westlichen Höhenströmung weiter zur Barentssee. Der Kerndruck hatte sich auf 980 hPa erhöht. Er verursachte jedoch auch in Polen und im Baltikum schwere Sturm- und Orkanböen. In der vorangegangenen Nacht wurden in Klaipeda (Memel), sowie in Venispils in Litauen Böen bis zu 60 kn registriert, in Leba wurden 58 kn erreicht.

Das inzwischen fast vollständig aufgelöste Tiefdruckgebiet YODA verlagerte sich nach Nordosten und lag am 30.11.2011 mit einem Kerndruck von ca. 1000 hPa östlich der russischen Doppelinsel Nowaja Semlja, bevor es am Tag darauf aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte in Richtung Osten heraus zog.

 

Geschrieben am 19.12.2011 von Jasmin Krummel

Berliner Wetterkarte: 27.11.2011

Pate: Tobias Heitmann (Zimmermann & Heitmann GmbH)