Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YODA

(getauft am 27.02.2015)

 

Ende Februar 2015 führte über dem Nordatlantik eine kräftige westliche Höhenströmung in der mittleren Atmosphäre, was etwa einer Höhe von 5,5 km entspricht, vom Nordosten Nordamerikas bis zur Biskaya. In dieser Höhenströmung war über dem westlichen Nordatlantik ein Tiefdruckgebiet eingebettet, welches am 27.02.2015 in der Prognose für den Folgetag auf den Namen YODA getauft werden sollte. Da sich der Wirbel schneller als erwartet entwickelte, wurde er bereits in der Analyse um 01 Uhr MEZ dieses Tages namentlich auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet.

Das Tief YODA befand sich zu diesem Zeitpunkt südlich von Neufundland und wies einen Kerndruck von etwa 1000 hPa auf. Vom Zentrum verlief einerseits eine Warmfront mehrere Hundert Kilometer nach Südosten und andererseits eine Kaltfront nach Südwesten in Richtung der Karibik bis außerhalb des Darstellungsbereichs.

Der Höhenströmung folgend zog die Zyklone YODA bis zum 28.02. weiter nach Nordosten und konnte um 01 Uhr MEZ mit einem Kerndruck von ca. 995 hPa über dem zentralen Nordatlantik analysiert werden. Eine Kaltfront führte vom Kern aus nach Südwesten bis zu den Bermudas und eine Warmfront erstreckte sich nach Südosten, wo sie sich rund 500 km nordwestlich der Iberischen Halbinsel mit der Kaltfront des Tiefs XENO II mit Zentrum südöstlich von Island verband. Bis zum Abend verlagerte sich das Tief YODA weiter in Richtung der Britischen Inseln und schob somit sein Frontensystem an die Ausläufer des Wirbels XENO II heran. Die der Zyklone YODA zuzuschreibenden Niederschläge setzten etwa zum Mittagstermin um 13 Uhr MEZ über Irland ein und erreichten im weiteren Verlauf auch den Rest der Britischen Inseln sowie die Westhälfte Frankreichs. Dabei konnten bis 19 Uhr MEZ innerhalb von 12 Stunden 8 l/m² im irischen Claremorris, 10 l/m² im schottischen Eskdalemuir, 12 l/m² an der Station Glasgow Bishopton und 13 l/m² Regen im nordirischen Castlederg gemessen werden. In Frankreich fielen währenddessen im selben Zeitraum entlang der Warmfront jeweils 5 l/m² Regen in Pau, Brest und Socoa. Des Weiteren strömten in den Warmsektor des Tiefs, welcher den Bereich zwischen Warm- und Kaltfront darstellt, subtropische Luftmassen ein, wodurch vielerorts auf den Britischen Inseln Temperaturanstiege verzeichnet werden konnten. So wurden in Edinburgh und Shannon jeweils um 3 Grad höhere Maxima als tags zuvor registriert. In Dublin wurde mit einem Höchstwert von 12°C sogar 4 Grad mehr erreicht. Die absoluten Höchsttemperaturen in Großbritannien und Irland konnten derweil aus Hereford/Credenhill mit 13,2°C und vom Flughafen in Shannon mit 12,4°C gemeldet werden. Außerdem verstärkte sich der Wirbel YODA in diesem Zeitraum zu einem Orkantief, wobei Spitzenböen von 122 km/h in Malin Head in Irland und von 130 km/h auf dem Aonach Mòr in Schottland gemessen wurden, welche der Stärke 12 auf der Beaufortskala entsprechen.

Um 01 Uhr MEZ am 01. März befand sich das Tief YODA nun über der Nordostküste Schottlands. Der Kerndruck verstärkte sich weiter und betrug zu diesem Zeitpunkt etwa 970 hPa. Die schneller ziehende Kaltfront hatte bereits begonnen Teile der Warmfront einzuholen. Dabei entstand am Punkt der Vereinigung der Luftmassengrenzen, welcher Okklusionspunkt genannt wird, eine Mischfront, die man als Okklusion bezeichnet und die die Eigenschaften beider Frontenarten in sich vereint. Die Okklusion des Wirbels YODA erstreckte sich vom Norden Schottlands nördlich um den Tiefdruckkern herum weiter nach Süden, wo sie sich nordöstlich von Norwich in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront führte weiter nach Süden über Frankreich bis zu den Pyrenäen und die Kaltfront wies nach Südwesten und ging nach Verlauf über die Bretagne über dem östlichen Nordatlantik in die Warmfront des Tiefs ZACHARIAS über. Bis zum Morgen nahm das Tief YODA außerdem eine vorlaufende Okklusion in sein Frontensystem auf, welche den Rest der Ausläufer des Wirbels XENO II vom Vortag darstellte. Bis 07 Uhr MEZ wurden hinter den Ausläufern nochmals 12-stündig jeweils 19 l/m² Niederschlag am Loch Glascarnoch, in Aultbea und in Eskdalemuir sowie 18 l/m² in Shap gemessen. Die Niederschläge erfassten nun auch den übrigen Teil Frankreichs. Im selben Zeitraum wie zuvor konnten in Limoges 9 l/m² und in den folgenden 12 Stunden sogar 10 l/m² in Cazaux sowie 11 l/m² in Biscarosse registriert werden. Auch über Deutschland brachte das Frontensystem nun Niederschläge mit sich, die bis 19 Uhr MEZ innerhalb von 12 Stunden für 9 l/m² auf dem Feldberg im Schwarzwald und 11 l/m² auf dem Brocken sorgten, wobei diese dort zum Teil in fester Form fielen. Mit der im Tagesverlauf stattgefundenen Verlagerung des Tiefs YODA nach Nordosten griff das Niederschlagsgebiet auch auf Skandinavien über. Bis 19 Uhr MEZ wurden die höchsten 24-stündigen Mengen in Fossmark mit 39 l/m², in Takle und Nedre Vats mit jeweils 42 l/m² und in Ualand-Bjuland mit 63 l/m² verzeichnet. Während in Irland hinter der Kaltfront maritime Subpolarluft einströmte, wodurch in Dublin nur noch maximal 6°C gemessen wurden, gelangte nun Frankreich in den Warmsektor und somit in den Bereich subtropischer Luftmassen. So stieg der Höchstwert in Toulouse um 4 Grad auf 15°C an und in Clermont-Ferrand wurden mit 16°C insgesamt 6 Grad mehr als tags zuvor erreicht. Auch in Deutschland stiegen die Temperaturen an. Am wärmsten wurde es hierbei in Andernach mit 13,4°C und in Freiburg mit 12,4°C. Auch der Wind wehte im Bereich des Tiefs weiterhin mit Orkanböen oder orkanartigen Böen. Auf dem Aonach Mòr wurden nochmals Spitzenböen von bis zu 124 km/h, auf dem Brocken von 112 km/h und 166 km/h auf dem norwegischen Hjartasen registriert.

Nach weiterer nordöstlicher Verlagerung war das Tief YODA Teil eines umfassenden Systems aus mehreren Tiefdruckgebieten zu dem ebenfalls der Wirbel XENO gehörte. Das Tief YODA wurde um 01 Uhr MEZ vor der Küste Mittelnorwegens über dem Nordmeer analysiert und besaß einen Kerndruck von ca. 965 hPa. Vom Zentrum verlief eine Okklusion nach Südwesten bis über Nordschottland und ging dort in das Frontensystem eines unbenannten Wirbels bei Island über. Außerdem erstreckte sich eine weitere Okklusion über Mittelnorwegen, Südschweden und Polen, nahm dann den Charakter einer Kaltfront an und führte daraufhin teils verwellt über die nördlichen Alpen und Südfrankreich bis weit hinaus über den Nordatlantik. Im Laufe des Tages nahm die Zyklone YODA ein unbenanntes Tief sowie das Tief XENO in seine Zirkulation auf und entwickelte sich somit zum steuernden Wirbel über dem Nordmeer. Die dem Tief YODA eindeutig zuzuordnenden Niederschläge fielen lokal sehr unterschiedlich aus. Zusammen mit einer dem Frontensystem vorlaufenden Okklusion, die sich am Tage größtenteils auflöste, wurden 12-stündig bis 07 Uhr MEZ jeweils 15 l/m² in den norwegischen Kvamskogen-Jonshogdi und Forde-Tefre sowie 17 l/m² an der Station Voss-Bo gemessen, während innerhalb von 24 Stunden bis zum selben Zeitpunkt in Trondheim nur 0,3 l/m² verzeichnet werden konnten. Weitere nennenswerte 24-stündige Niederschlagsmengen konnten aus Cazaux mit 27,2 l/m², aus Warth in Österreich mit 17 l/m² und aus dem schwedischen Torup mit 14,2 l/m² gemeldet werden. Bis zum Abend erreichte das Niederschlagsfeld auch Finnland, wobei in 12 Stunden bis 19 Uhr MEZ jeweils 6 l/m² am Flughafen Helsinki-Vantaa und an der Station Lohja-Porla fielen.

In der darauf folgenden Nacht befand sich das Tief YODA mit einem Kerndruck von knapp unter 970 hPa nordöstlich von Jan Mayen. Von dort wies eine Okklusion zunächst bogenförmig nach Osten bis zur Halbinsel Kola und verlief dann nach Süden über den Westen Russlands, die Ukraine und Rumänien bis über das Thrakische Meer. Bereits am Morgen war diese Okklusion zu großen Teilen in das Frontensystem des nachfolgenden Wirbels ZACHARIAS übergangen. Nochmals konnten dabei 4 l/m² in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ im finnischen Koivuniemi und jeweils 3 l/m² in Viitasaari und Jämsä Halli Lentoasemantie registriert werden.

Der Wirbel YODA blieb bis zum 04.03. fast stationär nördlich von Jan Mayen und schwächte sich dabei auf 985 hPa ab. Das Frontensystem bestand zum Nachttermin aus zwei Okklusionen, die vom Zentrum aus einerseits nach Nordosten und andererseits nach Südwesten führten. Die Niederschlagsintensität nahm ebenfalls deutlich ab und es wurden nur noch 24-stündige Schneemengen von 0,3 l/m² auf Jan Mayen und 0,5 l/m² auf Spitzbergen verzeichnet.

Bis zum Folgetag zog das Tief YODA weiter nach Nordosten und befand sich um 01 Uhr MEZ westlich von Spitzbergen. Der Kerndruck betrug zu diesem Zeitpunkt nur noch rund 1000 hPa. Westlich des Zentrums erstreckte sich eine nur noch in der Höhe analysierbare Okklusion in einem Bogen nördlich um den Kern herum über Spitzbergen bis vor die Nordküste Norwegens, wo sie in die Okklusion der Zyklone ZACHARIAS überging. In den 24 Stunden bis 07 Uhr MEZ dieses Tages fielen am Flughafen von Spitzbergen nochmals 0,3 l/m² Schnee.

Mit dem Heranrücken des nachfolgenden Wirbels BARDO verlagerte sich das Tief YODA unter weiterer Abschwächung im Laufe des 05.03. nach Norden bis außerhalb des Darstellungsbereichs der Berliner Wetterkarte und konnte somit nicht weiter auf dieser namentlich verzeichnet werden.

 

 

Geschrieben am 03.05.2015 von Sebastian Wölk

Berliner Wetterkarte: 01.03.2015

Pate: Julia Stoffer