Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
YOHANNES
(getauft am
23.07.2013)
Anfang
der dritten Juli-Dekade war Zentraleuropa am Boden von nur geringen
Luftdruckgegensätzen geprägt, wobei sich von Südspanien bis nach Nordfrankreich
eine Tiefdruckrinne bildete. In dieser Tiefdruckrinne waren flache
Tiefdrucksysteme eingelagert, von denen eines am 23.07. auf den Namen YOHANNES
getauft wurde. Flach in diesem Sinne bedeutet, dass sich der tiefe Luftdruck
nicht in höheren Atmosphärenschichten zeigt. Am Tauftag lag das Zentrum des
Wirbels um 02 Uhr MESZ mit Kerndruck von etwa 1014 hPa nahe der französischen
Hauptstadt Paris. Zwar war der tiefe Luftdruck im Vergleich zum Normaldruck von
etwa 1013 hPa noch nicht sehr stark ausgeprägt, jedoch begünstigte das
Strömungsmuster im Bereich des Tiefdrucksystems Konvektion und dadurch auch die
Schauer- und Gewitterbildung. Zusätzlich dazu wurde durch den zyklonalen, d.h.
gegen den Uhrzeigersinn gerichteten, Drehsinn feuchtwarme Subtropikluft in den
Einflussbereich des Tiefs YOHANNES transportiert. Somit wurden verbreitet
tropische Nächte, bei denen die Tiefsttemperatur nicht unter 20°C beträgt,
registriert. Beispiele hierfür waren Paris und Lyon. Auch am Tage wurde es sehr
heiß, sodass verbreitet in Frankreich, sowie im Südwesten Deutschlands
sogenannte heiße Tage gemeldet wurden, wofür eine Maximaltemperatur von 30°C
oder mehr erforderlich ist. In
Clermont-Ferrand wurde 35°C und in Frankfurt am Main
immerhin fast 34°C als maximale Temperatur gemessen. Dazu wehte aufgrund nur
geringer Luftdruckgegensätze abgesehen von Schauer- und Gewitterböen nur ein
schwacher Wind aus unterschiedlichen Richtungen. Diese Schauer und Gewitter
traten insbesondere in Frankreich und der Schweiz auf. Im südschweizerischen
Genf in 24 Stunden 18 mm gemessen und auch in Deutschland gab es orographisch
bedingte Schauer mit Niederschlagssummen bis zu 22 mm im gleichen Zeitraum im
hessischen Bergland.
Bis
zum Folgetag verlagerte sich das Tief YOHANNES unter leichter Druckverminderung
etwas nordostwärts, sodass es sich um 02 Uhr MESZ über den Benelux-Ländern befand.
Im Verlauf schloss das Tief YOHANNES einen Teil eines unbenannten
Frontensystems über dem Atlantik in seine Zirkulation mit ein. Dadurch konnte
am Mittag dieses Tages dem Zentrum, das mittlerweile über den deutschen
Mittelgebirgen lag, eine Kaltfront zugeordnet werden, welche von der Deutschen
Bucht über die Alpen reichte. Die Nacht fiel erneut warm aus, zwar wurden keine
Tropennächte registriert, jedoch lagen die Tiefsttemperaturen zum Teil nur
wenig darunter, z.B. in Brüssel mit 19°C. Auch am Tag wurde es erneut sehr
warm, zum Teil auch heiß, in der Altmark vor der Kaltfront wurden Temperaturen
bis zu 33°C gemessen. Hinter der Front wurden hingegen keine 30°C mehr
erreicht. Im Nordosten der Bundesrepublik war es den ganzen Tag sehr sonnig mit
Sonnenscheindauern bis zu 15 Stunden am Kap Arkona, in der Westhälfte wurden
dagegen teilweise kaum 2 Sonnenstunden registriert. Auch Niederschlag wurde
wieder verbreitet gemeldet, welcher über der Schwäbischen Alb und dem Thüringer
Wald örtlich in 12 Stunden bis 20 Uhr MESZ 32 mm bzw. 30 mm brachte. Dabei
traten punktuell sehr hohe Mengen auf, wodurch es auf geringen Distanzen teils
große Unterschiede der registrierten Niederschlagsmenge gab. Im Fichtelgebirge
meldeten z.B. nahe beieinander liegende Stationen im gleichen Zeitabschnitt 24
mm gegenüber wenigen Tropfen.
Am
25.07. lag die Zyklone YOHANNES nur wenige hundert Kilometer weiter nordöstlich
über Schleswig-Holstein mit einem Kerndruck von etwas unter 1015 hPa. Dabei
wies das Tief zwei Okklusionen auf. Eine zog sich vom Kern in südliche Richtung
quer über Deutschland bis zu den Westalpen. Die andere reichte in
nordwestlicher Richtung über die Nordsee bis zum Tiefdruckgebiet ZAKI, das sich
über dem Ostatlantik befand. Die in dieser Nacht in Deutschland registrierten
Tiefsttemperaturen lagen vielerorts zwischen 15°C und 20°C, einzig eine
Berliner Station konnte mit 20,5°C eine Tropennacht verzeichnen. Entlang der
Okklusion gab es erneut teils sehr hohe Niederschlagsmengen, so meldete Martinroda in Thüringen 70 mm und in
Abtsgmünd-Untergröningen auf der Schwäbischen Alb fielen sogar mehr als 111 mm
bis 08 Uhr MESZ
Im
weiteren Verlauf schwächte sich das Tief YOHANNES zunehmend ab, da sich der in
der Höhe dominierende Hochdruckeinfluss endgültig bis zum Boden durchsetzte.
Daher konnte der Wirbel bereits am Folgetag nicht weiter auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben
am 13.08.2013 von Dustin Böttcher
Berliner
Wetterkarte: 24.07.2013
Paten: Yohannes & Tirit