Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet YUKI
(getauft am 22.02.2016)
Am Rande eines Hochdruckgebietes über dem Nordosten
von Kanada konnte an dessen Ostflanke kalte arktische Luft nach Süden strömen.
Bei dem Aufeinandertreffen von dieser kalten mit warmer Luft bildete sich eine
sogenannte Wellenstörung aus, die sich am 19. Februar 2016 zu einem
Tiefdruckgebiet verstärkte. Zeitgleich befand sich über den Azoren ein sehr
stark ausgeprägtes Hoch mit einem Druck im Zentrum von ca. 1048 hPa. Dieses
Druckgebilde blockierte die sonst klimatologisch vorherrschende Westströmung,
sodass das Tief vor der Küste von Neufundland stationär blieb. Im weiteren
Verlauf schwächte sich das Azorenhoch kontinuierlich ab und das Tiefdruckgebiet
konnte sich langsam nach Osten verlagern. Mit weiterer Annäherung an Europa
erfolgte am 22. Februar die Taufe des Tiefdruckgebietes auf den Namen YUKI. Um
01 Uhr MEZ befand sich die Zyklone ca. 4000 km südlich von Grönland und ca.
2500 km westlich der Bretagne über dem zentralen Atlantik. Dabei war das Tief
im Bodenniveau sowie in der Höhe ausgeprägt. Der Druck im Kern erreichte Werte
von ca. 1007 hPa.
Ein Tiefdruckgebiet dreht sich gegen den
Uhrzeigersinn. Vorlaufend, meist südöstlich des Kerns verläuft die Warmfront,
welche von der Kaltfront gefolgt wird. Die Kaltfront weist eine höhere
Zuggeschwindigkeit auf, sodass diese im Laufe des Lebenszyklus des Tiefs die
Warmfront einholt. Dann entsteht eine Mischfront, die sogenannte Okklusion. Am
22. Februar wurden eine ca. 900 km lange Warmfront und eine ca. 1500 km lange
Kaltfront analysiert. Die Warmfront von Tief YUKI ging in die Kaltfront des
über der Norwegischen See liegenden Tiefs XIN über. Auch eine ca. 1000 km lange
und nach Südwesten weisende Okklusion wurde bereits dem Tief YUKI zugehörig
analysiert.
Am 23. Februar um 01 Uhr MEZ verlagerte sich die
Zyklone ca. 500 km nach Osten. Das Frontensystem wies ein ähnliches Bild auf
wie am Vortag. Im Tagesverlauf griff die Warmfront auf den Nordwesten von
Frankreich über und befand sich am Abend über den Pyrenäen. Die Kaltfront und
Okklusion befanden sich noch über dem Atlantik und waren somit für das Festland
noch nicht wetterbestimmend. Bis um 01 Uhr MEZ am 24. Februar fielen 12-stündig
entlang der Westküste Frankreichs 2 bis 7 mm Regen. Brest verzeichnete
beispielsweise 3 mm, Pau 4 mm und Saint-Sauveur
7 mm. Maximal konnten 9 bis 14°C erreicht werden. In Quessant
in der Bretagne wurde eine Windböe von 63 km/h, im spanischen Lekeitio nahe den Pyrenäen sogar maximal 72 km/h gemessen.
Sonst wurden entlang der Küste meist 50 bis 60 km/h als Spitzenböe registriert.
Am 24. Februar um 01 Uhr MEZ befand sich das Tief YUKI
mit seinem Kern südwestlich von Irland. Die Warmfront erstreckte sich über die
Pyrenäen, die Kaltfront führte bogenförmig nach Südwesten und überquerte den
Nordwesten von Portugal. Erneut konnte eine ca. 500 km lange Okklusion
analysiert werden. Der Druck im Kern lag nur knapp unter dem Normaldruck und
betrug ca. 1012 hPa.
Am Tagesende befand sich der Okklusionspunkt über dem
Alpenraum. Am Okklusionspunkt holt die Kaltfront die Warmfront ein, sodass dort
die stärksten Hebungsprozesse stattfinden und länger anhaltende Niederschläge
auftreten. Die Warmfront überquerte den Norden von Italien, die Kaltfront
passierte die Iberische Halbinsel. Die Okklusion griff auf die zentralen Gebiete
von Frankreich über. Somit beeinflusste das Tief YUKI am 24. Februar
hauptsächlich Frankreich, Spanien, Portugal, den Alpenraum und den Norden von
Italien. Besonders in den zentralen Regionen und im Nordwesten von Frankreich
konnten am 24. Februar hohe Niederschlagssummen registriert werden. Die
Warmfront und Okklusion von Tief YUKI befanden sich östlich des Kerns, sodass
mit östlicher Verlagerung des Tiefs diese Gebiete den ganzen Tag unter Einfluss
der Fronten standen. Bis 01 Uhr MEZ am 25. Februar konnten 24-stündig
verbreitet 15 bis 30 mm gemessen werden. Spitzenreiter war die Station Nantes
mit 31 mm. Im Norden und Süden von Frankreich blieb es dagegen nahezu trocken.
Die Höchstwerte der Temperatur gestalteten sich dabei zweigeteilt. Nördlich der
Fronten wurden nur 5 bis 9°C gemessen, südlich dagegen 10 bis knapp 18°C an der
Grenze zu Spanien. Auch in der Schweiz und im südwestlichen Baden-Württemberg
setzten am Abend Regenfälle ein, welche bis 01 Uhr MEZ 3 bis 9 mm brachten. Ein
weiterer Niederschlagsschwerpunkt stellte die Iberische Halbinsel dar. Mit
Kaltfrontdurchgang konnten 24-stündig 1 bis maximal 16 mm gemessen werden. Nur
im östlichen Spanien blieb es trocken. Mit der Kaltfront floss deutlich kältere
Luft ein. Madrid erreichte am Tag maximal 12°C, vermeldete am Abend nach
Frontendurchgang bei nur noch knapp 3°C leichten Regen. In der nachfolgenden
Nacht klarte es in der eingeflossenen Kaltluft auf, sodass sich verbreitet bei
Tiefstwerten von 8 bis 1°C dichter Nebel bilden konnte. Stärkere Windböen
blieben aufgrund nur geringer Luftdruckgegensätze aus.
Am 25. Februar um 01 Uhr MEZ befand sich der Kern von
Tief YUKI über der Schweiz mit einem Druck von ca. 1012 hPa. Die Okklusion verlief
vom Kern aus über Frankreich bis zu Biskaya, die Kaltfront von Südfrankreich
bis Südostspanien und die Warmfront über Nord- und Mittelitalien. Bis zum
Tagesende schwächte sich die Zyklone ab, sodass sich die Fronten im
Tagesverlauf komplett auflösten. Die Wetteraktivität blieb aber besonders in
der Nähe des Kerns hoch. Im Süden von Baden-Württemberg und Bayern, in der
Schweiz und im südlichen Frankreich wurden bis 01 Uhr MEZ am 26. Februar
24-stündig gebietsweise zweistellige Niederschlagsmengen registriert. Kempten
vermeldete 20 mm, Freiburg 11 mm, Luzern 15 mm und 26 mm fielen in Biarritz im südwestlichen Frankreich. Nördlich des
Tiefdruckkerns trat im südlichen Deutschland bei Temperaturen um 0°C der
Niederschlag meist als Schnee auf. So konnte beispielsweise in Freiburg eine
Schneedecke von 4 cm vermeldet werden, in München sowie in Friedrichshafen
waren es je 6 cm. Im höheren Bergland konnten 15 bis 20 cm Neuschnee in 24
Stunden verzeichnet werden. Ein zweiter Schwerpunkt der Niederschläge zeichnete
sich entlang einer Luftmassengrenze von Mittelitalien bis Kroatien und
Bosnien-Herzegowina ab. In Norditalien und Nordkroatien wurden maximal nur 8
bis 10°C gemessen, in Mittelitalien, Südkroatien und in Bosnien-Herzegowina
dagegen 12 bis 18°C. Gebietsweise traten starke Schauer und Gewitter an dieser
Grenze auf. Florenz konnte 8 mm verzeichnen, Pisa 23 mm, das kroatische Zadar
33 mm und das ebenfalls kroatische Zavizan
unwetterartige 45,3 mm. Die Kaltfront über dem westlichen Mittelmeer löste sich
am Abend auf, es reichte noch für 3 mm Regen in Palma de Mallorca.
Am 26. Februar um 01 Uhr MEZ befand sich das Tief YUKI
ohne Fronten mit einem Druck von 1008 hPa über Nordostitalien. Der gut
ausgeprägte Trog, was einen Kaltluftvorstoß nach Süden in 5,5 km Höhe
darstellt, sorgte für eine Destabilisierung der Atmosphäre und somit für eine
verstärkte Gewitteraktivität. Bei 12 bis 19°C konnten sich von Italien über
Kroatien, Rumänien bis Griechenland intensive Regenfälle ausbilden. Besonders
betroffen davon war Montenegro. In 24 Stunden wurden in Bar 40 mm, in Podgorica-Grad 48 mm und in Niksic
sogar 74 mm registriert. Zum Vergleich fallen in Berlin im gesamten Februar
durchschnittlich gerade einmal 33 mm. Auch in Serbien und Bosnien-Herzegowina
wurden stellenweise über 20 mm verzeichnet.
Bis zum 27. Februar löste sich die Zyklone YUKI auf
bzw. wurde vom Tief ZISSI aufgenommen. Der 26. Februar war somit der letzte Tag
an dem das Tief YUKI auf der Berliner Wetterkarte verzeichnet wurde.
Geschrieben am 18.04.2016 von Dennis Schneider
Berliner Wetterkarte: 25.02.2016
Pate: Yuki Kono