Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet YUKON
(getauft am 14.02.2021)
Südlich des Tiefs XANTHOS bildete sich
im Bereich eines Kurzwellentrogs über den Azoren Mitte Februar 2021 eine
Zyklone aus. Da die Meteorologen der Berliner Wetterkarte prognostizierten, dass
eben jene Zyklone in den darauffolgenden Tagen das Wettergeschehen Europas
beeinflussen würde, tauften sie das Tiefdruckgebiet bereits am 14. Februar in
der Prognose für den 15. Februar auf den Namen YUKON.
Der Kern des Wirbels YUKON mit einem
Druck von 995 hPa lag am Tag nach der Taufe, dem 15. Februar um 01 Uhr MEZ rund
600 km nördlich der Azoren. Vom Zentrum aus verlief die Okklusion, eine
Mischform aus Warm- und Kaltfront, und die Kaltfront, die ineinander
übergingen, in einem Bogen über den Azoren und dem nördlichen Atlantik. Dort
schloss sich eine Warmfront einer lang ausgeprägten Wellenstörung an.
Schauerartiger Regen fiel dabei in dieser labilen Luftmasse auf den Azoren, wo
in einer Stunde bis zu 5 l/m² in Angra do Heroísmo gemessen wurde. 12-stündig
bis 07 Uhr MEZ kamen so maximal 10 l/m² auf Pico zusammen. Die
Höchsttemperaturen lagen zwischen 14,7°C in Ponta Delgada und 16,2°C in Lajes.
Im Bereich des kleinräumigen Tiefs YUKON drängten sich zudem die Isobaren über
den Azoren recht eng zusammen. Das sorgte für Sturmböen bis knapp 90 km/h, die
durch die Landschaft der Inselgruppe fegten.
Unter Verstärkung zog die Zyklone YUKON
bis zum nächsten Tag nordostwärts in Richtung Britische Inseln. Rund 350 km
nordwestlich von Irland betrug der Luftdruck im Kern etwa 978 hPa. Die
Okklusion verlief vom Zentrum über dem nördlichen Irland bis zum
St.-Georgs-Kanal. Vom dortigen Okklusionspunkt erstreckte sich die Warmfront
vom nördlichen Teil von Wales bis in den Norden Frankreichs. Die viel längere
Kaltfront verlief in einem großen Bogen über Cornwall, der Bretagne und
Galicien bis in den zentralen Nordatlantik, wo sie dann in eine Warmfront der
bereits erwähnten und immer noch dort positionierten großflächigen
Wellenstörung überging. Entlang der Warmfront, wo sich warme Luft langsam über
kühlere Luft schob, und der Okklusion regnete es beispielsweise innerhalb von
12 Stunden bis 07 Uhr MEZ 2 l/m² in Charleroi, 4 l/m² in Finner und 5 l/m² in
Machrihanish. Viel vehementer floss an der Kaltfront die kalte Luft ein und
zwang die vorlaufende Warmluft zum Aufsteigen, sodass sich kräftige
Niederschläge ausbildeten. In derselben Zeitspanne regnete es 32,4 l/m² in
Vimianzo-Castrelo oder 17,2 l/m² in Casas Do Porto. Dazu betrugen die
Höchstwerte 10,6°C in London, 12,6°C in Quimper oder 16,7°C in La Coruña. Als
Folge eines zunehmenden Gradienten zwischen hohem Luftdruck über dem Mittelmeer
und Tief YUKON nordwestlich von Irland herrschte starker Wind auf den
Britischen Inseln. An Irlands Westküste traten vereinzelt orkanartige Böen von
115 km/h auf.
Die Mischfront des Tiefs YUKON I, wo
die Kaltluft vollständig von der Warmluft ersetzt wurde, kringelte sich bis zum
nächsten Tag weiter ein und verlief vom Zentrum bei den Färöer-Inseln aus, wo
ein Druck von ungefähr 974 hPa herrschte, spiralförmig über Island und ging in
der Nähe von Bergen in die Okklusion des Wirbels YUKON II über. Der Kern dieser
Zyklone mit einem Druck von etwa 1003 hPa befand sich über der östlichen
Nordsee. Vom Okklusionspunkt des Tiefdruckgebietes YUKON II über Dänemark
erstreckte sich die Warmfront nach Südosten bis nach Kroatien. Die Kaltfront
lag quer über Deutschland und verlief anschließend bogenförmig über dem
westlichen Alpenraum. Im Süden Frankreichs schloss sich eine Warmfront an.
Entlang der beschriebenen Fronten gab es vor allem Regen; in Island mitunter
Schneeregen und im Bereich der Kaltfront vereinzelt auch gefrierenden Regen.
Die höchsten Regenmengen im erwähnten Zeitabschnitt meldeten Seyðisfjörður mit
28 l/m², Landvik mit 18,9 l/m² und Schwyz mit 15,8 l/m². In erwärmter
Subpolarluft wurden dabei zum Beispiel 7,1°C in Lerwick, 7,5°C in Bergen, 8,3°C
in Hamburg und 10,3°C in Regensburg gemessen. Zwischen dem Tief YUKON I und dem
Hochdruckgebiet über Finnland war der Luftdruckunterschied auf kurzen Weg recht
groß und daraus resultierte starker Wind mit schweren Sturmböen über den
mittleren Landesteilen Norwegens.
Am nächsten Tag, dem 18. Februar, war
die verbindende Okklusion zwischen beiden Teiltiefs nicht mehr vorhanden. Um 01
Uhr MEZ befand sich der Kern des Tiefs YUKON I unweit der isländischen
Nordküste bei einem minimalen Druck von etwa 977 hPa. Von dort verlief die Mischfront
nach Norden und ging nördlich von Jan Mayen in die Warmfront über, die bis
Trondheim reichte. Warm- und Mischfront hatten zusammen eine bogenförmige
Ausrichtung. Es fiel nur noch wenig Niederschlag im Einflussbereich der Zyklone
YUKON I. Maximal betrug die 24-stündige Niederschlagsmenge auf Jan Mayen 3 l/m²
bis 07 Uhr MEZ. Dazu stieg die Temperatur auf 4,1°C in Orland bei Trondheim und
2,7°C in Hornbjargsviti im Nordwesten Islands. Da über dem Nordosten Grönlands
ein Hochdruckgebiet lag, war der Druckunterschied zum Tief YUKON I groß und
rief gebietsweise im Osten Grönlands Sturmböen hervor. Das Teiltief YUKON II
lag mit dem Zentrum östlich von Rügen über der Ostsee. Rund 1017 hPa wurden
dort gemessen. Ausgehend vom Kern erstreckte sich eine Warmfrontokklusion, also
eine Mischfront mit Warmfronteigenschaften. Entlang dieser Front regnete und
schneite es mit 12-stündigen Mengen bis 07 Uhr MEZ von 5 l/m² in Cluj-Napoca
oder 3 l/m² in Krakau. Der Temperaturunterschied vor und hinter der
Warmfrontokklusion war bedeutend. Vor der Front war es in Arktikluft
mancherorts bitterkalt mit Höchstwerten von -6,2°C in Siedlce und -4,0°C in
Kozienice. Hinter der Warmfrontokklusion stieg die Temperatur auf 9,6°C in
Prag, 11,7°C in Budapest oder 11,2°C in Słubice.
Bis zum nächsten Tag zog zum einen der
Wirbel YUKON I weiter nach Norden in Richtung hohen Drucks und löste sich auf
und zum anderen verschwand die Zyklone YUKON II zwischen dem verstärkenden Hoch
über der Ukraine und dem nachrückenden Tief ARVIN von der Berliner Wetterkarte.
Somit konnte das Tiefdruckgebiet YUKON eine Lebensspanne von 4 Tagen
nachweisen.