Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YUPPADEE

(getauft am 06.03.2012)

 

Am 5. März 2012 entwickelte sich aus einem Wellentief ein zunächst noch kleiner Wirbel, welcher vor der amerikanischen Ostküste lag. Dieser sich noch in der Entstehung befindende Wirbel zog recht zügig Richtung Osten und wurde am Folgetag, dem 6. März, auf den Namen YUPPADEE getauft. Am Tauftag befand sich der Kern vom Tief YUPPADEE mit einem Druck von 985 hPa im Bodenniveau südlich der Spitze Grönlands und auf der Breite Neufundlands. Vom Zentrum der Zyklone reichte eine kurze Okklusion, d.h. eine Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften, wenige Hundert Kilometer nach Osten bevor sie sich in Warm- und Kaltfront teilte. Die Warmfront beschrieb einen leichten Bogen westwärts über den Atlantik und verband sich mit einem vor Grönland liegendem weiteren Tiefdruckwirbel. Im Gegensatz dazu verlief die Kaltfront in einem Bogen nach Südwesten bis nahe der Bermuda-Inseln und weiter aus dem Analysebereich hinaus. Zu diesem Zeitpunkt wies die Zyklone einen sehr großen Warmluftvorrat auf und hatte damit das Potential, sich zu einem Orkantief zu entwickeln.

Bis zum 7. März verstärkte sich das Tief wie zu erwarten zunehmend. Innerhalb von 24 Stunden zog der Wirbel knapp 1500 Kilometer in Richtung Nordosten bis Island, wobei es einen anderen Wirbel vor der grönländischen Südwestküste in seine Zirkulation aufnahm. Der Druck im Kern des Wirbels YUPPADEE fiel bis 06 Uhr UTC, d.h. 07 Uhr MEZ, um 45 hPa auf einen Wert von knapp unter 945 hPa. Vom Zentrum der Zyklone YUPPADEE vor der Nordküste Islands ging eine Okklusionsfront aus, die sich nahe der Nordspitze Schottlands in eine Warm- und eine Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief entlang der Westküste von Wales und England, zog westlich an Frankreich vorbei und endete vor der nordwestlichen Spitze Spaniens, während die Kaltfront entlang der Küste Irlands lag und bis weit südwestlich über den Nordatlantik reichte. Dublin, die Hauptstadt Irlands, meldete bei einem starken Westwind, der in Spitzen stürmische 70 km/h erreichte, fast den gesamten Tag über Sprühregen und Regengenschauer, die einen Gesamtniederschlag von 3 l/m² innerhalb von 24 Stunden mit sich brachten. Deutschland teilte die heranrückende Front des Wirbels an jenem Tag in zwei Teile. Während sich weite Teile des Ostens Deutschlands über einen überwiegend sonnigen Tag freuen durften, setzten sich im Nordwesten des Landes Regenwolken durch, die sich aber in der Nacht auch nach Osten ausweiteten. Berlin konnte beispielsweise bei meist nur lockerer Bewölkung immerhin 8 von 11 möglichen  Sonnenstunden verzeichnen, wohingegen in Hamburg bei überwiegend bedecktem Himmel innerhalb von 24 Stunden 7 l/m² Regen fielen. Oberhalb von 400 m, wie zum Beispiel auf dem Brocken, fiel der Niederschlag als Schnee. Dort kamen zu den bereits vorhandenen 125 cm Schnee weitere 9 cm hinzu. Schon in der vergangenen Nacht wurden die Ausläufer des Sturmwirbels YUPPADEE über weiten Teilen Deutschland spürbar. Bis zum 8. März veränderte sich die Position des Sturmwirbels kaum. Allerdings gehörten nun die beiden sich östlich vor Grönland befindenden Wirbel zum System YUPPADEE, die sich beide im Vergleich zum Vortag leicht aufgefüllt hatten und einen Kerndruck von je knapp 970 hPa besaßen. Vom neu eingegliederten, westlichen Zentrum welches über dem Raum von Angmagssalik lag, verlief südlich des Kerns eine Okklusionsfront und nördlich eine nur in der Höhe von 850 hPa, d.h. ca. 1,5 km, analysierbare Warmfront. Das östliche, ursprüngliche Zentrum des Tiefdrucksystems, welches sich nordwestlich von Island über der grönländischen Ostküste befand, wies weiterhin ein weitreichendes und für den europäischen Raum wetterbestimmendes Frontensystem auf. Vom Kern ausgehend reichte nördlich eine Okklusionsfront entlang der grönländischen Ostküste, wo sich beim Scoresbysund eine Warmfront abspaltete, die bis zur Nordostküste Grönlands, nahe der Stadt Nord reichte. Die Okklusion hingegen vollzog einen weiten Bogen in Richtung Süden und überquerte das Europäische Nordmeer, sowie die norwegischen Städte Trondheim und Oslo. Bei Skagen, der nördlichsten Stadt Dänemarks und Treffpunkt von Nord- und Ostsee, spaltete sich eine weitere Warmfront ab, die in südwestlicher Richtung über Kopenhagen bis weit über das Oderbruch verlief. Von Dänemark aus verlief die weitreichende Okklusionsfront weiter, quer über Deutschland, wo sie einen leichten Bogen in Richtung Südwesten beschrieb und sich weiter über Frankreich und Nordspanien zog, wo sie in den Charakter eine Kaltfront wechselte.

Das schon am Vortag heranziehende Regengebiet weitete sich unter leichter Abschwächung weiter nach Osten aus. Bis in die Mittagsstunden meldete die Station Berlin-Dahlem fast durchgehend Regen und Sprühregen, sodass innerhalb von 6 Stunden etwa 2 l/m² Niederschlag gemessen wurde. Nach Durchzug des Niederschlagsfeldes klarte es in der Nacht zum 9. März über Berlin auf, wohingegen in Westpolen noch letzte leichte Schneefälle verzeichnet wurden. Auch im bayrischen Raum wurden Schneefälle gemeldet, so fielen beispielsweise auf der Zugspitze zu den bereits vorhandenen 480 cm innerhalb des Tages weitere 21 cm Neuschnee.

Bis zum Morgen des 9. März löste sich der westliche Kern auf und der verbliebene Kern verlagerte sich an die Position des ehemals westlichen Zentrums. Somit befand sich das mittlerweile vollständig okkludierte Tief YUPPADEE an diesem Tag vor der grönländischen Küste bei Angmagssalik und wies einen Druck von 970 hPa auf. Vom Zentrum aus verlief die Okklusionsfront entlang der grönländischen Ostküste bis zur Breite des Nordkaps Spitzbergens. Von dort aus beschrieb sie einen engen Bogen bis zum südlichen Spitzbergen und weiter über Norwegen, Schweden und Polen hinweg bis zu mittleren kroatischen Adriaküste. In der Nähe von Reykjavik, südöstlich vom Zentrum, kam es dabei zu mäßigen bis starken Schnee- und Regenschauern bei Höchsttemperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Bis zum Morgen des 10. März wurde der Wirbel YUPPADEE jedoch in die Zirkulation des nach Norden getriebenen Tiefs ZOE aufgenommen und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 18.04.2012 von Christian Ulmer

Berliner Wetterkarte: 07 oder 08.03.2012

Pate: Yuppadee Rückert