Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YVA

(getauft am 19.08.2012)

 

Das Tiefdruckgebiet YVA wurde am 19.08.2012 auf der Prognosekarte für den 20.08.2012 getauft. Seine Entstehung wurde entlang einer Luftmassengrenze vorhergesagt. Aus Süden stieß heiße Luft gen Norden vor, während kühlere subpolare Meeresluft vom Nordatlantik herangeführt wurde.

Am 20.08.2012 entwickelte sich schließlich die Zyklone YVA mit ihrem Kern Zentral über der Nordsee, ein wenig nördlich der Breite von Kopenhagen. Der Kern wies einen Druck von etwas unter 1015 hPa auf. Von dort ausgehend verlief eine Warmfront in östlicher Richtung über Kopenhagen hinweg, bis sie zwischen Südschweden und Bornholm in die Kaltfront eines weiteren Tiefs überging. Die noch recht kurze Kaltfront verlief hingegen in südwestlicher Richtung und ging über dem Raum von London in ein nachfolgendes Wellentief über. Wetterdaten von Meeresbereichen zu erhalten, stellt sich immer wieder als ein großes Problem dar, jedoch ist der Bereich der Nordsee stark von Schiffen befahren. So konnte ein Schiff, das sich auf der Nordsee befand, ein Gewitter in der Nähe des Zentrums des Tiefs YVA melden. Außerdem kam es an der Südwestspitze Cornwalls durch die herangeführte kalte Luft in den Morgenstunden zu ausgeprägtem Nebel, der sich auch am Tag nicht auflöste, sondern sich nur anhob. Dadurch kam es zu einem ganztägig bedeckten Himmel. Weiter östlich in London trat hingegen nur leichte Bewölkung auf, obwohl es hier wiederholt zu feinem Sprühregen kam.

Bis zum 21.08.2012 hatte sich der Kern des Wirbels YVA bis nach Oslo verlagert und seinen Druck dabei beibehalten. Das Tief YVA hatte nun eine ausgeprägte Okklusion gebildet. Hierbei handelt es sich um eine Mischform der Warm– und Kaltfront, die die Eigenschaften beider Frontentypen in sich vereint und durch das Einholen der Warmfront durch die schneller ziehende Kaltfront entsteht. Diese Okklusion reichte von Oslo bis über die Danziger Bucht. Dort befand sich der sogenannte Okklusionspunkt, an dem sich die Okklusion wieder in Warm– und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront beschrieb einen südöstlichen Bogen bis ca. 100 km südlich von Kiew. Die Kaltfront verlief vom Okklusionspunkt in westlicher Richtung knapp südlich an Berlin vorbei, über Deutschland hinweg und ging bei Metz in die Warmfront des nachfolgenden Tiefs über. Der Kaltfrontdurchgang brachte einen deutlichen Temperaturrückgang. So sank in Köln die Tageshöchsttemperatur von heißen 39°C am Vortag um 11 Grad auf 28°C. In Bayern gab es in der Nacht zudem ausgeprägte Hitzegewitter. Das Kloster Schäftlarn registrierte beachtliche 60 l/m² Niederschlag in 24 Stunden bis zum nächsten Morgen. Aber auch im westlich von München gelegenen Lechfeld kamen 44 l/m² zusammen.

Das sich weiter nach Nordosten verlagernde Tiefdrucksystem YVA befand sich am Morgen des 22.08.2012 bei Boden in Schweden. Der Kerndruck hatte sich auf rund 1005 hPa intensiviert. Von dort aus verlief eine Okklusion über die Ostsee hinweg bis zum Okklusionspunkt südlich von Wilna. Die Warmfront reichte von dort ausgehend südsüdöstlich bis zum Schwarzen Meer und ging über diesem in die Fronten eines vorherigen Tiefs über. Die Kaltfront reichte vom Okklusionspunkt bis nach Warschau und ging dort in die Warmfront eines in Entstehung befindlichen Tiefs bei Bremen über. Im Laufe des Tages summierten sich die Niederschläge in Helsinki über 24 Std. bis um 06 Uhr MESZ des Folgetages auf 9 l/m². Die Temperatur in Wilna fiel im gleichen Zeitraum von 24°C als Tageshöchsttemperatur auf nun nur noch 19°C. Ähnlich geschah es in Warschau, wo unter einem leicht bewölkten Himmel die Maximaltemperatur von 34°C am Vortag auf 30°C sank.

Die Zyklone YVA verlagerte sich nun ostwärts, erreichte bis zum 23.08.2012 das finnische Kemijärvi und hatte sich abermals verstärkt. Der Druck im Kern betrug dabei etwas unter 1000 hPa. Die Warmfront verlief in östlicher Richtung entlang des Polarkreises und der russischen Barentsseeküste auf Workuta zu und ging über der Mezener Bucht, einem Teil des Weißen Meeres, nordwestlich von Archangelsk, in die Kaltfront eines in Entstehung befindlichen Tiefs über. Die Kaltfront verlief in südwestlicher Richtung über die Ostsee und ging nördlich von Oslo in die Warmfront eines nachfolgenden Tiefs über. Trondheim erreichte beispielsweise hinter der Kaltfront eine Tageshöchsttemperatur von nur 14°C, 3 Grad weniger als am Vortag.

Das Tief YVA schwächte sich im Laufe des Tages zunehmend ab und geriet mehr und mehr in den Einfluss eines südlich entlang ziehenden, unbenannten Wirbels. Bis zum nächsten Tag veränderten sich die Frontenstruktur und der Kerndruck derart, dass das Tief YVA nicht mehr auf der Karte der Berliner Wetterkarte als eigenständiges Tiefdruckgebiet analysiert werden konnte.

Geschrieben 02.09.2012 von Patrick Ilmer

Wetterkarte : 21.08. alternativ 22.08  

Pate: Udo Schluhmeier (handwerker-versand.de)