Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet YVETTE

(getauft am 13.05.2014)

 

Im Tagesverlauf des 13.05.2014 bildete sich über dem südlichen Italien ein Tiefdruckgebiet aus, das in der Prognose für den Folgetag auf den Namen YVETTE getauft wurde. Das Tief entstand am Südrand eines kräftigen über Mitteleuropa befindlichen Höhentroges, also einem Kaltluftvorstoß nach Süden in einer Höhe von etwa 5,5 km.

Bis zum Folgetag verlagerte sich das Bodentief YVETTE etwas nach Nordosten bis über die Adria und verstärkte sich durch den sich weiter nach Süden ausdehnenden Höhentrog stark, sodass es 02 Uhr MESZ einen Kerndruck von etwa 1008 hPa aufwies. Zur Zyklone gehörte eine ausgeprägte Kaltfront, die sich vom Zentrum aus bis nach Libyen erstreckte. Die Wolkenfelder des Wirbels dehnten sich schon zu Beginn der Entwicklung von den Westalpen bis nach Istanbul und von Süditalien bis nach Südpolen aus. In diesem Bereich kam es bis 08 Uhr MESZ zu ersten Niederschlägen. Die Station Split-Resnik in Kroatien meldete in 24 Stunden 37 mm Niederschlag, im mazedonischen Skopje wurden 17 mm registriert. Im Tagesverlauf verstärkten sich das Tief und die Niederschläge weiter. In 12 Stunden wurden bis 20 Uhr MESZ z.B. 67 mm Regen in Belgrad gemessen, in Bukarest registrierten die Messgeräte 23 mm Niederschlag im gleichen Zeitraum. Durch die starke Bewölkung ging auch die Höchsttemperatur im Vergleich zum Vortag deutlich zurück. Während tags zuvor in Bukarest noch maximal 22°C gemessen wurde, lag das Maxima nun bei nur noch 13°C. Im serbischen Pljevlja sank die maximale Temperatur von 18°C am Vortag sogar auf 6°C. Bevor auch in Rumänien der Dauerregen einsetze, kam es an der Ostseite des Tiefs durch die Zirkulation des Tiefs gegen den Uhrzeigersinn und durch die somit vorherrschende Warmluftzufuhr aus Süden teils noch zu heftigen Gewittern an der sich im Tagesverlauf gebildeten Warmfront.

Bis zum 15.05. um 02 Uhr MESZ hatte sich der mächtige Höhentrog noch etwas verstärkt und leicht nach Nordosten verlagert, dabei schnürte er sich von der Hauptströmung ab und bildete nun ein abgeschlossenes Höhentief. Am Boden hatte sich demzufolge auch das Tief YVETTE verstärkt, was den Luftdruck im Zentrum auf ca. 997 hPa sinken ließ. Dabei war vom Zentrum über dem Westen Rumäniens bis nach Moldawien eine Okklusion, also eine Mischfront aus Warm- und Kaltfront, vorzufinden, die sich am Okklusionspunkt über dem Westen des Schwarzen Meeres in eine nach Südosten weisende Warmfront und eine bis nach Ägypten reichende Kaltfront aufspaltete. Bis um 08 Uhr MESZ wurden in 24 Stunden 108 mm Niederschlag in Belgrad und in Valjewo gemessen. Damit summierte sich der Regen in 48 Stunden z.B. in Lozinca auf 161 mm und in Tuzla noch bis auf 144 mm. In Rumänien fielen in 24 Stunden bis zu 75 mm Regen. Im serbischen Nis wurde an diesem Tag eine Temperatur von 10°C nicht überschritten, während am Vortag noch 16°C gemessen wurden. In Budapest sank das Maximum um 4 Grad auf 12°C. Dementsprechend fielen die Niederschläge im höheren Bergland als Schnee, auf dem bosnischen Bjelasnica, welcher eine Höhe von gut 2000 m aufweist, wurden minimal -5°C gemessen. Teils fiel ein halber Meter Neuschnee. Infolge der starken Niederschläge kam es verbreitet zu Hochwasser in der Balkanregion. Durch den starken Luftdruckgegensatz zum über Mitteleuropa liegenden Hoch STEFFEN kam es teils zu starken Winden, die im Bergland sogar Orkanstärke erreichten. Auf der Station Chopok auf 2000 m wurden 166 km/h gemessen, auf dem Kredarica auf etwa 2500 m gelegen, 133 km/h.

Am Folgetag um 02 Uhr MESZ lag das nun vollständig abgeschlossene Höhentief mit Zentrum über Bulgarien. Das Bodentief YVETTE hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt auf ungewöhnlicher Zugbahn weiter nach Nordwesten verlagert und befand sich mittlerweile über Ostungarn mit einem Kerndruck von ca. 1004 hPa. Die Okklusion erstreckte sich vom Kern aus über die westliche Ukraine, von wo sich die Warmfront bis Südrussland und die Kaltfront bogenförmig über das Schwarze Meer und die Türkei hinweg bis zum Nildelta fortsetzte. In Belgrad wurden in 24 Stunden bis um 08 Uhr MESZ erneut 44 mm Regen gemessen.
In 72 Stunden fielen in Tuzla insgesamt 234 mm Regen. Großflächig summierten sich die Niederschläge von der Ukraine bis Italien in diesem Zeitraum auf 30 bis 100 mm, teils auch bis 200 mm, auf. Der Niederschlag verlagerte sich weiter nach Westen und Norden. An den Gebirgen stauten sich die Wolken und verstärkten die dabei auftretenden Niederschläge durch den erzwungenen Aufstieg der Luft nochmals. Somit wurden z.B. in Österreich innerhalb von 24 Stunden bis zu 124 mm in Lilienfeld registriert, auch in Lunz fielen 98 mm Regen. In der Hohen Tatra gab es z.B. in Strbkse Pleso 94 mm Niederschlag. Das Flusssystem der Donau führte durch diese erhöhte Niederschlagstätigkeit großflächig Hochwasser, was nach Abzug der Wolken sogar auf Satellitenbildern erkennbar war. Auch in Serbien, Kroatien und Rumänien führte die Zyklone YVETTE zu weiterem Hochwasser. Während mit der Nordwestverlagerung in der Balkanregion durch Warmluftheranführung die Temperatur wieder auf Werte um 20°C anstieg, sank sie in Teilen Polens und Österreichs. In Breslau fiel die maximale Temperatur von 17°C auf 12°C, in Linz von 12°C auf 10°C. Auch der Wind schwächte sich zwar etwas ab, trotzdem wurde auf dem Kredarica in Slowenien erneut eine Spitzenböe von 140 km/h registriert.

Am 17.05. lag das Zentrum des Tiefs YVETTE mit ca. 1012 hPa über dem Osten Ungarns. Eine Okklusion verlief von Ungarn bis Weißrussland, wo sie sich in eine nach Russland erstreckende Warmfront, sowie in eine bis über die südliche Ukraine reichende Kaltfront aufspaltete. Der Kern des Höhentiefs befand sich zu diesem Zeitpunkt über dem Kosovo. Der Niederschlagsschwerpunkt hatte sich weiter nach Norden verschoben, wodurch es in Lublin in Polen kräftige Gewitter und 50 mm Niederschlag in 24 Stunden bis um 08 Uhr MESZ gab. In 72 Stunden wurden somit an dieser Station 90 mm gemessen. Ganz ähnlich war es z.B. im ukrainischen Lemberg, wo im gleichen Zeitraum 76 mm registriert wurden. Durch Staueffekte traten Messwerte bis zu 129 mm im südpolnischen Bergland auf, wie an der Station Strbske Pleso auf etwa 1300 m Höhe gelegen. Auch in Ungarn regnete es in 24 Stunden nochmals 34 mm in Pecs. Die Niederschläge fielen auch in Österreich zum Teil zweistellig aus. In Kremsmuenster wurden 44 mm erfasst, in Aigen noch 30 mm. Auf der Zugspitze löste die Zyklone im gleichen Zeitraum 38 mm Niederschlag aus. Das Tief führte neben den ergiebigen Regenfällen auch zu großen Temperaturgegensätzen. Auf der Ostseite wurde in Südrussland Tropikluft herangeführt, welche die Temperatur auf Werte bis zu 35°C steigen ließ, während auf der Westseite kalte Luft aus Norden und Dauerregen zu Temperaturen von teils unter 10°C führten in Österreich.

Das Tief YVETTE hatte sich bis zum Folgetag um 02 Uhr MESZ nach Norden bis nach Ostpolen verlagert. Der Kerndruck betrug weiterhin
ca. 1012 hPa. Die kurze Okklusion reichte bis zur polnischen Ostseeküste, wo sie sich in eine bis nach Mittelrussland reichende Warmfront und eine bis zur Ukraine reichende Kaltfront aufspaltete. Das Höhentief hatte an Intensität verloren und lag nun mit dem Kern über der Tatra. Weiterhin gab es zum Teil durch Schauer und Gewitter verstärkte Niederschläge von der Ukraine bis zum Osten Deutschlands. In der Ukraine fiel in 24 Stunden bis um 08 Uhr MESZ nochmals bis zu 46 mm Niederschlag in Chernihiv, auch in Weißrussland summierte sich der Regen auf bis zu 45 mm in Gomel auf. In Polen gab es Niederschlagssummen bis zu 27 mm in Kielce oder 24 mm in Oppeln. Sogar der Osten und Südosten Deutschlands wurden noch von den Ausläufern des Tiefs YVETTE beeinflusst, auch wenn bei weitem nicht in dieser Intensität, wie in der Balkanregion. Bis 14 Uhr MESZ wurden in 24 Stunden bis zu 25 mm in Grünow in der Uckermark gemeldet, in Dresden fielen 19 mm Regen und auch Berlin-Dahlem meldete 12 mm. In Bayern registrierten die Messgeräte bis 20 Uhr MESZ in 24 Stunden auf dem Großen Arber noch 19 mm, am Salzburger Flughafen in Österreich wurden noch 18 mm verzeichnet. Durch die Wolkenfelder und den Regen sank die Temperatur z.B. in Berlin auf 14°C, nachdem am Vortag noch 21°C gemessen wurden. Die Temperatur- und Niederschlagsgegensätze in Deutschland waren auf wenigen hundert Kilometern recht stark. Während in Chemnitz bei nur maximal 9°C 22 mm Regen registriert wurden, stieg die Temperatur in Frankfurt a. M. auf bis zu 23°C an und es blieb trocken.

Am 19.05. um 02 Uhr MESZ wurde der Kern des Höhentiefs über Brandenburg analysiert. Gleichzeitig befand sich das Bodentief YVETTE mit etwa 1011 hPa über Sachsen-Anhalt. Es wies eine Okklusion auf, die sich bis zu den Aland-Inseln fortsetze. Dort reichte eine Warmfront bis über St. Petersburg und eine Kaltfront bis nach Litauen. Die Niederschläge ließen in der Nacht über Deutschland deutlich nach. In der Nordosthälfte wurden in 12 Stunden bis 08 Uhr MESZ noch bis zu 5 mm in Marienberg gemessen, meist blieben die Messwerte aber unter 1 mm Niederschlag. Bis zum Abend um 20 Uhr MESZ fielen im Erzgebirge in 12 Stunden noch bis zu 2 mm Regen, ansonsten blieb es aber überwiegend trocken. Die Höchstwerte der Temperatur stiegen auch im Osten Deutschlands wieder an, in Südbrandenburg in Kirchhain wurde nun ein um 10 Grad höherer Maximalwert von 23°C gemessen.

Im weiteren Verlauf schwächte sich das Tiefdruckgebiet YVETTE weiter ab und wich somit dem auf Mitteleuropa zunehmenden Einfluss des Hochs THIS mit Zentrum über den östlichen Karpaten, wodurch es am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden konnte.

 


Geschrieben von Dustin Böttcher

Berliner Wetterkarte: 15.05.14

Pate: Yvette G. (www.fensterfolienmarkt.de)