Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet YVONNE
(getauft
am 24.02.2014)
Ende der letzten Februardekade entstand unterhalb eines
Höhentroges im 500 hPa Niveau, was einer Höhe von etwa 5,5 km entspricht, am
Boden über Ostkanada ein Tiefdruckwirbel, der in der Analyse vom 24.02. auf den
Namen YVONNE getauft wurde. Mit einem Druck von etwas unter 975 hPa befand sich
das Zentrum gegen 00 Uhr UTC, also 01 Uhr mitteleuropäischer Zeit, südlich von
Grönland über dem Atlantik, auf einem Breitengrad mit Amsterdam. Östlich des
Kerns ging eine Okklusionsfront aus, die einen Bogen nach Süden beschrieb. Als
Okklusionsfront wird dabei eine Mischfront bezeichnet, die sowohl Warm- als
auch Kaltfronteigenschaften aufweist. Die Stelle, an der beide Fronten ineinander
übergehen und eine solche Okklusionsfront bilden, wird Okklusionspunkt genannt.
Vom Okklusionspunkt nordwestlich der Azoren verlief die Kaltfront nach
Südwesten, während die Warmfront nahe der Azoren über
dem Atlantik endete. Eine weitere Okklusionsfront verlief vom Kern nach Westen
in Richtung Neufundland. Bereits am Abend erreichten erste Ausläufer des
Tiefdruckwirbels YVONNE Irland und Großbritannien sowie in der zweiten
Nachthälfte auch Nordfrankreich. Binnen 12 Stunden fielen bis 06 Uhr UTC des
nächsten Morgens in Shannon and Claremorris je 7
Liter, an der Station Mace Head
13 Liter und im nordenglischen Shap sowie bei Landivisiau in der Bretagne 12 Liter Regen pro
Quadratmeter.
Gegenüber dem Vortag hatte sich die verstärkende Zyklone YVONNE
weiter nach Osten verlagert und lag um 00 Uhr UTC mit einem auf unter 970 hPa
gefallenen Kerndruck westlich vor Irland. Spiralförmig verlief eine
Okklusionsfront um das Zentrum herum zunächst nach Norden und Osten über den
Atlantik, weiter über Wales und England hinweg nach Süden bis Frankreich. Über
der Bretagne Kaltfrontcharakter annehmend erstreckte sie sich anschließend
weiter über Nordspanien und den Atlantik bis südlich der Azoren, wo sie sich
mit dem Frontensystem des bei Neufundland liegenden Tiefs ZARAH verband. Mit
dem Frontensystem überquerte auch das Niederschlagsband im Laufe des Tages
weite Regionen Frankreichs, Nordspaniens sowie Großbritanniens. Beim Auftreffen
auf die Pyrenäen sowie auf das französische Zentralmassiv wurden die
Niederschlagsintensitäten aufgrund von erzwungenen Hebungsvorgängen zusätzlich
verstärkt. Innerhalb von 24 Stunden wurden bis 06 Uhr UTC nahe San Sebastian
19,2 Liter und in Aubenas 28,4 Liter Regen je
Quadratmeter registriert, der in Nordspanien teils mit Gewittern durchsetzt,
und am Zentralmassiv mit Schnee vermengt war. Etwas weniger intensiv fielen die
Niederschläge mit Ausnahme von Schottland über Großbritannien aus, Shap meldete bis 06 Uhr UTC eine Niederschlagssumme der
vergangenen 24 Stunden von 4 Liter, Bournemouth 8,6 Liter und Benson 9,4 Liter pro Quadratmeter. Auf der schottischen
Insel Skye wurden im selben Zeitraum 18,6 Liter und
bei Tulloch Bridge bis zu 23,8 Liter pro Quadratmeter
gemessen.
Zum 26.02. war das Zentrum des Tiefdruckwirbels YVONNE nach
Nordosten gezogen und befand sich gegen 00 Uhr UTC mit einem auf 980 hPa
gestiegenen Druck nordwestlich vor Schottland. Vom Kern erstreckte sich in
nordöstlicher Richtung eine Okklusionsfront in einem engen Bogen südlich an
Island vorbei nach Norwegen und dessen Küstenverlauf folgend weiter nach Süden
bis sie nahe der deutschen Nordseeküste in eine nur in der Höhe analysierbare
Kaltfront überging. Diese Höhenkaltfront zog sich nahe Köln vorbei und über
Dijon weiter nach Süden bis sie sich bei Clermont-Ferrand
mit der Warmfront eines anderen, nahe Montpellier liegenden unbenannten Wirbels
verband. Das Niederschlagsband hatte sich in der Nacht vielerorts bereits stark
abgeschwächt und konzentrierte sich nun im Wesentlichen auf den skandinavischen
Raum. Bis 06 Uhr UTC fielen in 24 Stunden im schwedischen Blomskog
7,7 Liter, in Oslo 11,7 Liter und bei Valle in Südnorwegen
14,4 Liter Regen oder Schneeregen auf einen Quadratmeter. Die dem Tief YVONNE
zuzuordnenden Niederschläge beliefen sich über Deutschland dagegen zwischen 2
Liter in Köln und 5 Liter pro Quadratmeter in Offenbach.
Sich allmählich abschwächend zog die Zyklone YVONNE zum 27.02. weiter
Richtung Norden und lag gegen 00 Uhr UTC mit einem Kerndruck von circa 990 hPa
über dem Seegebiet zwischen Island und den Färöer-Inseln. Ausgehend vom Kern
verlief eine Okklusionsfront zunächst nach Nordosten, schlug über dem Nordmeer
einen Bogen über Norwegen und Schweden eine südliche Richtung ein und ging bei
Berlin in das Frontensystem des von Montpellier nach Wien gezogenen unbenannten
Tiefs über. Bis 18 Uhr UTC fielen innerhalb von 12 Stunden um Oslo 3,8 Liter in
Takle 4 Liter und im schwedischen Floda 3 Liter
Niederschlag pro Quadratmeter. Im Laufe des Tages schwächte sich der
Tiefdruckwirbel YVONNE jedoch zunehmend ab, sodass er am 28.02. nicht mehr auf
der Berliner Wetterkarte namentlich verzeichnet werden konnte.
Geschrieben von Christian
Ulmer
Berliner Wetterkarte: 25.02.2014
Pate: Yvonne
Olivier