Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ZACHARIAS

(getauft am 01.03.2015)

 

Im Verlauf des 01.03.2015 bildete sich unterhalb eines Kurzwellentroges, d.h. eines relativ kleinräumigen Vorstoßes kalter Luft in der mittleren Atmosphäre und daraus folgend geringen Luftdrucks, durch eine Wellenstörung ein Tiefdruckgebiet aus, welches auf den Namen ZACHARIAS getauft wurde.

An seinem Tauftag befand sich das Tiefdruckgebiet ZACHARIAS um 00 Uhr UTC, also um 01 MEZ, über dem zentralen Nordatlantik, wobei der Kerndruck rund 1020 hPa betrug. Die kurze Warmfront verlief nach Nordosten und ging in die Kaltfront des Tiefs YODA über. Die Kaltfront erstreckte sich nach Südwesten und verband sich nach mehreren Hundert Kilometern mit der Warmfront einer anderen Zyklone.

Bis zum folgenden Tag verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ZACHARIAS der vom Nordatlantik über die Britischen Inseln bis nach Skandinavien verlaufenden Höhenströmung folgend rasch nach Nordosten und lag somit um 00 Uhr UTC mit seinem Zentrum über der Nordsee. Der Kerndruck verringerte sich dabei wesentlich und wies einen Wert von etwa 990 hPa auf. Vom Kern aus verlief die Okklusionsfront, d.h. eine aus Warm- und Kaltfront zusammengesetzte Front, in einem leichten Bogen nach Süden. Eine Okklusion entsteht, wenn die etwas langsamere Warmfront von der schnelleren Kaltfront eingeholt wird. Der Punkt, an dem die Kaltfront die Warmfront erreicht und zur Okklusion wird, nennt man Okklusionspunkt. Von diesem ausgehend führte die kurze Warmfront nach Süden bis über Süddeutschland. Die Kaltfront erstreckte sich nach Südwesten über Frankreich und reichte bis über den mittleren Nordatlantik. Die Zyklone verursachte sowohl in den höheren als auch in den tieferen Lagen hohe Windgeschwindigkeiten. Dabei wurden Spitzenböen der Stärke 12 auf der Beaufortskala von bis zu 140 km/h auf der Zugspitze und auf dem Feldberg im Schwarzwald erreicht. Auf dem Brocken konnten noch Maxima von 130 km/h registriert werden. Auch in tieferen Lagen wurden noch schwere Sturmböen von bis zu 94 km/h beobachtet, wie an den Stationen Gießen-Wettenberg und Stuttgart-Echterdingen. Das Tief ZACHARIAS brachte vielerorts Regen und auch Schneefall mit sich. Bis 06 Uhr UTC konnten dadurch 24-stündig 23,2 mm auf dem Feldberg, 18,1 mm auf dem Großen Arber, 13,3 mm in Kempten und 13,1 mm in Freudenstadt gemessen werden. Darüber hinaus wurden in Goldberg um 06 Uhr UTC Eiskörner gemeldet. In den anschließenden 12 Stunden bis 18 Uhr UTC konnten des Weiteren in Stötten 7 mm, auf dem Hohenpeißenberg 18 mm, in Oberstdorf 19 mm und auf der Zugspitze 24 mm Niederschlag verzeichnet werden.

Die Zyklone ZACHARIAS verlagerte sich bis zum 03.03. weiter nach Nordosten, so dass sich diese über Gotland befand. Obwohl das Tief nun Anschluss an einen Höhenwirbel über der polnischen Ostseeküste fand und auch der Trog sich weiter ausdehnte, erhöhte sich der Kerndruck wieder etwas und betrug rund 995 hPa. Die Kaltfront erstreckte sich in einem großen Bogen nach Südwesten über Litauen, Serbien, Italien und reichte bis zu den Pyrenäen, wo diese in die Warmfront eines anderen Tiefs überging. Das Tiefdruckgebiet ZACHARIAS sorgte entlang seiner Kaltfront vielerorts für Niederschlag. So wurden zusammen mit den vorlaufenden Ausläufern des Nordmeertiefs YODA bis 06 Uhr UTC innerhalb von 24 Stunden Mengen von 14,7 mm im polnischen Sniezka, 16,2 mm im ungarischen Baja, 17,0 mm im tschechischen Churanov, 19,7 mm im serbischen Kopaonik und 32 mm im österreichischen Warth gemessen. Durch anhaltenden Regen wurden im kroatischen Rijeka sogar 50,2 mm erreicht.

Der Bewegung des korrespondierenden Höhenwirbels folgend zog das Tief ZACHARIAS weiter nach Nordosten und befand sich am 04.03. mit seinem Kern über Südfinnland, wobei der Kerndruck rund 1000 hPa aufwies. Das nun vollständig okkludierte Frontensystem erstreckte sich in einem Bogen nach Südosten und reichte bis über den Westen Russlands. Dort wurde die Verbindung zur Okklusion eines anderen Tiefdruckgebietes hergestellt. Trotz der mit der Okkludierung einhergehenden Abschwächung der Front konnten bis zum 06 Uhr UTC-Termin erneut nennenswerte 24-stündige Niederschlagswerte im Bereich des Tiefs ZACHARIAS registriert werden. Im estnischen Tallinn fielen dabei 7 mm, in Kiew sowie im lettischen Skriveri jeweils 8 mm, am Flughafen Helsinki-Vantaa 9 mm und im ukrainischen Nova Kakhovka 17,3 mm.

Bis zum Folgetag verlagerte sich der Wirbel ZACHARIAS nur wenig nach Nordosten. Der Kerndruck nahm weiter zu und erreichte 1015 hPa. Die nur noch in der Höhe analysierbare Okklusionsfront verlief bogenförmig nach Südosten und reichte etwa bis nach Moskau. Dort sank die Temperatur weiter ab, so dass der Tiefstwert in der Nacht nur noch -5°C betrug, wobei dieser am Vortag noch bei 0°C lag. Des Weiteren meldete die Station in Moskau um 06 Uhr UTC Schneeschauer. Auch in Königsberg fiel Niederschlag, dort wurde bis zum nächsten Morgen eine 24-stündige Niederschlagssumme von 0,6 mm gemessen. Im gleichen Zeitraum wurden in Wilna 2 mm Niederschlag registriert.

Das Tiefdruckgebiet ZACHARIAS löste sich im Verlauf des 05.03. vollständig auf und konnte somit am Folgetag nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert bzw. namentlich verzeichnet werden.

 


Geschrieben am 16.04.2015 von Barbara Szénási

Berliner Wetterkarte: 02.03.2015

Pate: Stefan Laps