Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ZACHARIAS
(getauft
am 08.10.2017)
Südlich der
polaren Hochdruckzone bildeten sich Anfang Oktober in der westlichen starken
Höhenströmung über dem Nordosten Kanadas verschiedene Tiefdruckgebiete, die den
Weg nach Europa antraten. Eines davon wurde anhand der Analysekarte vom
08.10.17 um 01 Uhr MEZ auf den Namen ZACHARIAS getauft.
Zu diesem
Zeitpunkt lag das Zentrum mit knapp 994 hPa als minimaler Druck ca. 270 km
südwestlich von Grönland. Die kurze Höhenokklusion verlief vom Bereich des
Kerns in einem leichten Bogen nach Süden und Südwesten über einer Länge von
etwa 330 km. Eine Okklusion bezeichnet eine Mischfront, bei welcher die
Kaltfront die vorlaufende Warmfront eingeholt und vom Boden angehoben hat.
Diese Höhenokklusion war dadurch gekennzeichnet, dass die Luftmassen vor und
hinter der Front die gleiche Temperatur aufwiesen und nur eine Konvergenzlinie
in der Höhe mit Wolken- und Niederschlagsbildung übrigblieb. Sie ging
unmittelbar in die ungefähr gleich lange Kaltfront über, die südwestwärts bis
zum äußersten Osten der Labrador-Halbinsel reichte. An dieser Front wiederum
schloss sich eine Warmfront über dem nordöstlichen kanadischen Festland an.
Während an der Goose Bay am Lake Melville auf der Labrador-Halbinsel über den
Tag verteilt nur einzelne Regentropfen an der Kaltfront fielen, kamen weiter
östlich in Cartwright an der Sandwich Bay in 24 Stunden 0,6 l/m² zusammen.
Dabei stiegen die Temperaturen an diesen beiden Stationen auf bis zu 12,2°C
bzw. 11,2°C.
Unter
Verstärkung zog die Zyklone ZACHARIAS innerhalb des nächsten Tages über den
Süden Grönlands und befand sich um 01 Uhr MEZ mit dem Zentrum etwa auf halber
Strecke zwischen Grönland und Island. Der Kerndruck betrug nun rund 989 hPa.
Die spiralförmige Okklusion wand sich über dem nördlichen Atlantik zwischen den
gerade erwähnten Inseln bis etwa 600 km südlich von Island. Wie am Vortag
schloss sich an die Mischfront die Kaltfront an, die sich im Bogen quer über
den nördlichen Atlantik zwischen den Britischen Inseln und dem amerikanischen
Festland über 1500 km Länge erstreckte. Im weiteren Verlauf ging diese
Kaltfront in eine kurze Warmfront über. Im Bereich der Okklusion regnete es an
der isländischen Station Grindavik in 12 Stunden bis 07 Uhr MEZ 5,8 l/m² oder
in Hellisskard bei Reykjavik 8,3 l/m². Die Tageshöchsttemperaturen lagen im
Einflussbereich des Wirbels ZACHARIAS zwischen 6,7°C in Gufuskalar auf Island
und 9,5°C in dessen Hauptstadt Reykjavik. Die grönländische Station Ammassalik
meldete 3°C als Höchstwert.
Bis zum
10.10.17 verlagerte sich der Tiefdruckkomplex ZACHARIAS nur wenig in Richtung
Island und lag mit seinem Zentrum praktisch unmittelbar vor der Südwestspitze
des Inselstaates. Der Druck im Kern wies dabei einen Wert von 987 hPa auf. Bei
diesem Weiterzug lief die Zyklone gewissermaßen auf ein weiter östlich
liegendes, kleineres Tief auf, was teilweise zu einer Doppelstruktur der
Fronten führte. So bildeten sich insgesamt drei Okklusionen aus. Die längste
verlief bogenförmig über dem südwestlichen Europäischen Nordmeer zwischen dem
Nordwesten Islands und Schottlands Norden. Zusätzlich erstreckte sich eine
kurze vorgelagerte Mischfront zwischen Grönland und der Insel Jan Mayen sowie
über den Äußeren Hebriden. Die Warmfront, wo die wärmere Luft langsam über der
kälteren vorgelagerten Luftmasse aufstieg, schloss sich der Okklusion bei Jan
Mayen an und verlief in südöstlicher Richtung über rund 2300 km Länge bis in
die Mitte Deutschlands. Die Kaltfronten befanden sich um 01 Uhr MEZ über bzw.
ein wenig nordwestlich der Britischen Inseln, wobei die längere und südlichere
bis über diese hinweg reichte und erst über dem Atlantik zwischen Irland und
den Azoren in eine Warmfront einer kleinen Wellenstörung überging. An der
kürzeren, weiter nördlich liegenden Kaltfront schloss sich eine vorlaufende
Warmfront des Tiefs ARKE an. Vor allem im südlichen Bereich der Warmfront kamen
erwähnenswerte Niederschlagsmengen zusammen. In Haale zwischen Neumünster und
Heide in Schleswig-Holstein regnete es innerhalb von 12 Stunden 8 l/m², an der
Station Herzberg-Lonau im Harz 8,8 l/m². An der Kaltfront, wo die warme Luft
von der einfließenden Kaltluft vom Boden angehoben wird, bildeten sich teils
kräftige Schauer aus. Im selben Zeitraum fielen im Norden von Wales an der
Messstation Capel Curig 13 l/m² oder am Lake Vyrnwy 10 l/m². Geringere
Regenmengen wurden an der Mischfront in Island registriert. In der gleichen
Zeit regnete es in Hellisskard 6,1 l/m² oder in Siglufjordur 5,7 l/m². Im gut
ausgebildeten Warmsektor zwischen Warm- und Kaltfront stiegen die Temperaturen
auf bis zu 17,6°C in Dünkirchen, 17,5°C in Plymouth oder 18,8°C in Pershore
südwestlich von Birmingham, während im Nordwesten der Britischen Inseln, hinter
der Kaltfront, nur 13°C am Flughafen Belfast oder 12,5°C in Glasgow erreicht
wurden.
Der
Tiefdruckwirbel ARKE lief auf dem Weg nach Osten auf die Zyklone ZACHARIAS auf
und verstärkte sich dabei deutlich. Vom ehemaligen Tief ZACHARIAS, das nicht mehr
auf der Berliner Wetterkarte erwähnt wurde, blieb nur noch eine Okklusion quer
über dem Süden Skandinaviens und Polens übrig.
Geschrieben von Matthias Janke am 17.11.17
empfohlene Wetterkarte: 10.10.17
Pate: Leonie Kaiser