Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ZACHARIAS

(getauft am 11.05.2013)

 

Anfang der zweiten Maidekade entstand an der Polarfront ein dynamisches Tiefdruckgebiet über dem Atlantik etwa 500 km südlich von Grönland. An dieser Polarfront treffen warme subtropische Luftmassen und kalte polare Luftmassen aufeinander. Durch diese hohen Temperaturunterschiede bilden sich an der Polarfront häufig Wellen aus, wobei dort der Luftdruck fällt und ein Tiefdruckgebiet entsteht. Auf der Bodenwetterkarte für die Nacht zum 11.05.2013 wurde ein solches Tiefdruckgebiet auf den Namen ZACHARIAS getauft und wies einen Druck von 1015 hPa auf. Die Warmfront des Tiefs erstreckte sich nach Südosten über den Atlantik. Die Kaltfront verlief westlich bis nach Neufundland.

Bis zur nächsten Nacht zum 12.05. zog die Zyklone weiter in Richtung Osten und lag wenige Hundert Kilometer vor der Südküste Islands. Der Kerndruck des Tiefs betrug etwa 1000 hPa, somit hatte sich das Tief ZACHARIAS zum Vortag deutlich verstärkt. Die Warmfront verlief südlich vom Kern des Tiefs ausgehend an Irland vorbei bis westlich des Golfs von Biskaya. Die Kaltfront, die sich allgemein schneller verlagert als die Warmfront, hatte diese im Bereich des Kerns bereits fast eingeholt. Die Kaltfront reichte vom Kern aus in einem leichten Bogen nach Südwesten und verlief Richtung Neufundland. Im Tagesverlauf überquerte das Tief mit seiner Warmfront Irland und England. Da diese Länder am Tage im Warmsektor, dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront lagen, stieg die Temperatur im Vergleich zum Vortag etwas an. Das Thermometer in Dublin und Edinburgh erreichte eine Maximaltemperatur von 14°C bzw. 13°C an, was 2 Grad bzw. 3 Grad mehr waren als am Vortag. Im Tagesverlauf fiel zusätzlich etwas Niederschlag, allerdings war dieser mit 2 l/m² in Dublin etwas höher als mit 0,4 l/m² in London.

In der Nacht zum 13.05. lag die Zyklone ZACHARIAS zwischen Island und den Färöern. Dabei hatte sie sich weiter verstärkt und entwickelte sich zu einem ausgeprägten Tiefdruckwirbel mit einem Kerndruck von knapp unter 980 hPa. Die Kaltfront hatte die Warmfront teilweise eingeholt wodurch eine Okklusionsfront entstand. Eine Okklusionsfront besitzt sowohl Eigenschaften einer Warm- als auch einer Kaltfront. Die Okklusion ging östlich des Tiefdruckkerns aus und verlief in einem engen Bogen um den Kern nach Süden, bevor sie sich über der Nordsee in eine Warm- und Kaltfront aufspaltete. Die Warmfront verlief weiter nach Süden bis über Frankreich. Die Kaltfront beschrieb einen Bogen über London in Richtung Nordwesten bis über den Atlantik, ehe sie in eine Warmfront eines über Labrador gelegenen Tiefdruckgebietes überging. Hinter der Kaltfront wurden feuchte, arktische und polare Luftmassen nach Süden geführt, dadurch sanken die Temperaturen im Bereich des Tiefdruckwirbels ZACHARIAS. Edinburgh, wo das Thermometer am Vortag noch auf 13°C stieg, meldete an diesem Tag nur noch 9°C. Ebenso sank die Maximaltemperatur in Stornoway von 10°C auf 5°C. Aber nicht nur die Temperatur sank, auch fielen mit Durchgang der Front an manchen Orten teils bis zu 10 l/m² innerhalb von 6 Stunden. Auch der Wind nahm deutlich zu, in Dublin zum Beispiel wurde ein Mittelwind von 32 km/h gemessen, was eine Windstärke 5 auf der Beaufort Skala entspricht.

Bis zur nächsten Nacht zum 14.05. hatte sich das Tief ZACHARIAS unter gleichbleibendem Druck nur ein wenig weiter südöstlich verlagert und lag nördlich von Schottland. Ein Hochdruckgebiet in der Höhe von ca. 5,5 km blockierte eine weitere Verlagerung nach Osten. Die Fronten des Wirbels ZACHARIAS waren mittlerweile vollständig okkludiert. Die Okklusionsfront verlief spiralförmig von Südosten aus um den Kern über Norwegen, Deutschland und ging über Frankreich in eine Warmfront des über dem Atlantik gelegenen Tiefs ALFRED über, das sich entlang der Kaltfront an der Südseite der Zyklone ZACHARIAS gebildet hatte. Auch Deutschland lag nun im Bereich feucht-kalter Luft subpolaren Ursprungs, wobei sich einzelne Schauer bildeten. Der meisten Niederschlag fiel an der Station Deuselbach in Rheinland-Pfalz, dort wurden 4 l/m² innerhalb von 24 Stunden gemessen. Zwar gab es aufgrund des vorangeschrittenen Okklusionsprozesses kaum noch Temperaturunterschiede im Bereich des Wirbels ZACHARIAS, jedoch war es deutlich windiger in Deutschland. Vor allem an den Küsten wurden Windspitzen von bis zu 75 km/h gemessen, was Windstärke 9, also Sturm auf der Beaufort Skala entspricht. Aber auch im Landesinneren wurden noch Böen der Stärke 7 erreicht.

Das Wellentief ZACHARIAS schwächte sich langsam ab und bis zur nächsten Nacht zum 15.05. stieg der Kerndruck auf 995 hPa. Das Tief war weiterhin nahezu stationär aufgrund des weiter anhaltenden Hochdruckeinflusses über Russland. Nördlich des Kerns ging die Okklusionsfront aus, die in einem leichten Bogen bis zur Küste Norwegens verlief. An diesem Tage nahm die Zyklone ZACHARIAS kaum noch Einfluss auf das Wettergeschehen in Europa, da es von dem Bodentief ALFRED abgelöst wurde. Der Wirbel ZACHARIAS wurde immer mehr vom Tief ALFRED verdrängt und war in der Nacht zum 16.05. noch als frontenloses Randtief von auf der Bodenwetterkarte analysierbar. Im Tagesverlauf hatte sich der Tiefdruckwirbel ZACHARIAS schließlich vollständig aufgelöst und konnte daher nicht weiter auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben von Maria Frädrich

Berliner Wetterkarte: 13.05.2013

Pate: Timo Wiedenbrück (www.schadenladen.de)