Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ZAFER

(getauft am 28.11.2011)

 

In der Nacht zum 28.11. zog von Westen ein neues Tief  in den Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Dieses Tief wurde am 28.11. in der Prognose für den Folgetag auf den Namen ZAFER getauft.

Zum Zeitpunkt der Taufe befand sich das Tief ZAFER über der kanadischen Provinz Quebec und hatte einen Kerndruck von etwa 1004 hPa. Vom Zentrum aus reichte eine Warmfront über Neuschottland bis einige hundert Kilometer hinaus über den Nordatlantik. Weiterhin zog sich eine lang gestreckte Kaltfront über Neufundland, Halifax und Boston bis außerhalb des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte. Die Warmfront von Tief ZAFER markierte dabei die Grenze zwischen milden Luftmassen im Süden und kalter Polarluft im Norden. Während südlich der Warmfront um 19 Uhr Ortszeit in Ottawa 11°C gemessen wurden, lag die Temperatur im Norden und in der Mitte der Provinz Quebec bei -10°C oder noch darunter.

Die Zyklone ZAFER folgte in den nächsten Tagen der wetterbestimmenden Höhenströmung in rund 5,5 km Höhe, die sich über Neufundland hinaus über den Nordatlantik ostwärts erstreckte und vor der Küste Irlands auf Nordost drehte. Zwischen den kalten Luftmassen aus polaren Breiten im Norden und den warmen Luftmassen vom Atlantik im Süden konnte sich eine kräftige Frontalzone mit starken Höhenwinden ausbilden. Dadurch verstärkte sich auch Tief ZAFER weiter und unterschritt am 29.11. im Kerndruck die 1000 hPa. Über Ottawa war die Kaltfront inzwischen hinweggezogen. Mit Werten von nur noch um den Gefrierpunkt lagen die Temperaturen damit mehr als 10 Grad unter denen vom Vorabend.

Am Vormittag des 30.11. erreichte Tief ZAFER zuerst mit der nur wenige hundert Kilometer langen Warmfront Irland. An der Station Sherkin Island im Südwesten von Irland frischte der Wind deutlich auf und erreichte gegen Mittag im Mittel schon eine Geschwindigkeit von 50 km/h. Mit der schnell nachfolgenden Kaltfront nahm dieser noch weiter zu und erreichte eine höchste mittlere Windgeschwindigkeit von 65 km/h und in Böen sogar 80 km/h. Auch in Großbritannien erreichten die Böen beim Durchzug der Kaltfront verbreitet 80 km/h. Die größten Niederschlagsmengen wurden dabei in Schottland, also in der Nähe des Tiefzentrums, gemessen, wie z.B. in Eskdalemuir mit 30 l/m² und Tulloch Bridge mit 27 l/m².

In der Nacht zum 01.12. hatte sich die Zyklone ZAFER zu einem Sturmwirbel entwickelt. Der Kerndruck lag mit 970 hPa etwa 25 hPa unter dem Wert vor
24 Stunden. Vom Zentrum über den Färöer Inseln ausgehend reichte die weiterhin kurze Warmfront bis zur norwegischen Küste, während sich die Kaltfront über Großbritannien hinweg bis zu den Azoren erstreckte. Mit der weiteren Verlagerung des Tiefzentrums zur norwegischen Küste erreichte die Kaltfront auch den Nordwesten Deutschlands. In Verbindung mit der Warmfront eines unbenannten Tiefs über den Benelux-Staaten fielen im Nordwesten von Niedersachsen bei Temperaturen zwischen 6 und 11°C innerhalb von 24 Stunden bis zu 22 Liter Regen pro Quadratmeter.

Währenddessen erreichte der Okklusionsprozess der Zyklone ZAFER schon ein fortgeschrittenes Stadium. Bei diesem Prozess holt die generell schneller ziehende Kaltfront die Warmfront mehr und mehr ein. Dadurch bildet sich eine Mischfront, die sogenannte Okklusionsfront. In Verbindung mit dem Tief ARNO über Spitzbergen war der Sturmwirbel ZAFER am 02.12. Teil eines kräftigen Tiefdruckkomplexes geworden. Dieses System verlagerte sich weiter über den russischen Teil des Nordpolarmeeres. Dabei nahm die Niederschlagstätigkeit etwas ab, sodass z.B. in Helsinki 5 l/m² innerhalb von
12 Stunden fielen. Aufgrund der weiterhin noch starken Druckgegensätze zwischen dem Tiefzentrum und einem Hochdruckgebiet über Westrussland wehte von Norwegen über Finnland bis zum Baltikum sehr stürmischer Wind. Da das Hoch von Tief ZAFER nur langsam Richtung Osten abgedrängt werden konnte, verlagerte sich das Windfeld auch nur zögerlich bis zum Ural und schwächte sich dabei ab.

Das Zentrum der Zyklone ZAFER wurde am 04.12. mit einem immer noch kräftigen Kerndruck von unter 975 hPa östlich von Spitzbergen das letzte Mal namentlich auf der Berliner Wetterkarte geführt, da das Zentrum in nordöstlicher Richtung aus dem Analysebereich zog. Seine lang gezogene, von der Insel Nowaja Semlja über den Ural bis nach Westsibirien reichende, Okklusionsfront verließ erst am folgenden Tag den Bereich der Bodenwetterkarte.

 

 


Geschrieben am 30.01.2012 von Matthias Treinzen

Berliner Wetterkarte: 01.12.2011

Pate: Tobias Rimbach