Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ZARAH
(getauft am 25.02.2014)
Mitte der dritten Februardekade war die Strömung
einer Höhe von ca. 5,5 km stark zonal ausgeprägt und über dem Norden Kanadas
befand sich in dieser Höhe ein Kaltluftvorstoß nach Süden, ein sogenannter
Trog. Im Bodenniveau bildete sich ein zugehöriges Tiefdruckgebiet, welches am
25. Februar auf den Namen ZARAH getauft wurde. Am Tauftag lag der Wirbel mit
ca. 995 hPa über Neufundland und zog mit der Höhenströmung nordostwärts.
Bis zum Morgen des 26. Februar verstärkte sich
durch die Weiterentwicklung des Höhentiefs auch die Bodenzyklone ZARAH, die nun
einen Kerndruck von unter 955 hPa aufwies. Durch die kräftige westliche
Strömung des Jetstreams hatte sich der Wirbel ZARAH gleichzeitig bis etwa 500
Kilometer südlich der Südspitze von Grönland verlagert. Dort betrug der
Luftdruck etwa 985 hPa, ein solcher Luftdruckgradient von 30 hPa wird sonst
teils über eine Strecke von mehreren Tausend Kilometern beobachtet. Vom Zentrum
des Tiefs ZARAH führte eine bogenförmige Okklusionsfront, eine Mischfront mit
Warm- und Kaltfronteigenschaften, zunächst nach Norden und dann nach Südosten
bis zum Okklusionspunkt etwa 500 km südöstlich des Kerns der Zyklone ZARAH. Von
dort erstreckte sich eine Warmfront in südöstlicher Richtung bis nach Madeira,
um dort in die Kaltfront eines unbenannten Tiefs über Südfrankreich
überzugehen. Außerdem ging vom Okklusionspunkt eine Kaltfront in südwestlicher
Richtung aus und führte weit über den westlichen Nordatlantik. Die großen Luftdruckunterschiede
auf relativ kleinem Raum führten an der Wetterstation Prins Christian Sund vor
der Südküste Grönlands am Morgen zu Spitzenböen von 67 Knoten oder 124 km/h,
was der Windstärke 12, also Orkan, entspricht. Am späten Abend wurden dort Windgeschwindigkeiten
von bis zu 65 Knoten oder 120 km/h gemessen,ebenfalls Windstärke 12 entspricht.
Am nächsten Tag lag das Zentrum des Wirbels ZARAH
mit einem Kerndruck von knapp unter 965 hPa etwa 300 km südöstlich der
Südspitze von Grönland. Von dort zog sich eine Okklusionsfront in südöstlicher
Richtung bis Irland und endete knapp südlich davon am Okklusionspunkt. Dort
traf eine über die Biskaya bis zur Nordwestspitze der Iberischen Halbinsel
verlaufende Warmfront mit einer weiter westlich gelegenen Kaltfront zusammen,
die nordöstlich der Azoren in die Warmfront des über dem zentralen Nordatlantik
liegenden Tiefs ANDREA überging. Im Tagesverlauf brachten die Fronten des Tiefs
ZARAH im Westen und Nordwesten Europas gebietsweise Regen. Im schottischen Glasgow
kamen dabei zum Beispiel innerhalb von 24 Stunden bis zum Folgetag um 06 Uhr
UTC, was 07 Uhr MEZ entspricht, 6 l/m² zusammen. Währenddessen hatte sich das
Tiefdruckgebiet ZARAH in zwei Teiltiefs aufgespalten. Das Teiltief ZARAH I befand
sich mit einem Kerndruck von knapp unter 990 hPa etwa 500 km südwestlich von
Island, während im Zentrum des Teiltiefs ZARAH II im Bereich der Faröer-Inseln
ein Luftdruck von 980 hPa herrschte. Beide Teiltiefs waren durch eine
Okklusionsfront miteinander verbunden. Vom Teiltief ZARAH II ging außerdem eine
Okklusionsfront in nördlicher Richtung aus, um auf der Breite des Polarkreises
nach Südosten umzuschwenken und entlang der Südküste Norwegens, über die
Nordsee und Deutschland sowie die Westalpen bis vor die Westküste Korsikas zu
reichen. Dort ging sie in eine Kaltfront über, die in westlicher Richtung bis
nördlich der Balearen verlief und ab da teils verwellt weiter über Madrid und
Lissabon, bis über den mittleren Nordatlantik reichte.
Die Niederschlagsmengen bis zum Morgen des 1. März
zeigen, dass das Tiefdruckgebiet ZARAH mit seinen Fronten in Deutschland in
abgeschwächter Form aktiv war, denn dort blieben die Niederschlagssummen meist
bei Werten um 3 l/m² oder darunter. Einen stärkeren Einfluss auf die
Niederschlagstätigkeit hatte des Tief ZARAH über Nord- und Nordwesteuropa. Die
Wetterstation Thorshavn auf den Faröer-Inseln registrierte 6 l/m² und im
norwegischen Oslo kamen 12 l/m² zusammen. Das Tiefdruckgebiet ZARAH besaß nun
wieder einen einzelnen Kern, der mit einem Luftdruck von knapp unter 985 hPa
bei den Faröer-Inseln lag. Von dort ging eine vor allem in höheren
Luftschichten ausgeprägte Okklusionsfront aus. Diese verlief zunächst in einem
nördlichen Bogen, überquerte die Ostküste von Island und entlang des Polarkreises
bis Trondheim in Norwegen. Von dort erstreckte sie sich weiter in südöstlicher
Richtung über Südskandinavien, die Ostsee, das östliche Polen und bis über den
Norden Rumäniens. Besonders in Skandinavien brachte das Tief ZARAH mit der
Okklusionsfront Regen, Schneeregen und vor allem in höheren Lagen und in
Mittelschweden Schnee. In Oslo betrug die 24-stündige Niederschlagsmenge bis
zum Morgen des Folgetages 6 l/m², wobei dort sowohl fester als auch flüssiger
Niederschlag fiel.
Am 2. März war das Tiefdruckgebiet ZARAH zum
letzten Mal als eigenes Druckgebilde auf der Berliner Wetterkarte zu erkennen. Es
befand sich mit einem Kerndruck von etwas unter 985 hPa knapp östlich von
Island. Vom Kern zog sich eine bogenförmige Höhenokklusion zunächst in
nordöstlicher Richtung bis zum Polarkreis, um dann nach Südosten zu schwenken
und bis an die norwegische Küste auf Breite der Stadt Alesund zu reichen. Das
Tiefdruckgebiet ZARAH ging mit den Tiefs BRIGITTE über Schottland und ANDREA I
über der Nordsee in das Tiefdrucksystem CHRISTINE über, welches vom zentralen
Nordatlantik nach Osten zog. Somit konnte das Tief ZARAH nicht weiter auf der
Berliner Wetterkarte analysiert werden.
Geschrieben von Heiko Wiese
Berliner Wetterkarte: 27.02.2014
Pate: Markus Richter