Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ZARA
(getauft
am 28.05.2012)
Am 28.05. befand sich ein Tiefdruckgebiet
über dem Polarmeer, nördlich des Nordkaps und besaß eine Kaltfront, die über
Skandinavien hinweg bis über die Norwegische See reichte. Im Laufe des Tages
verwellte diese Front über Südskandinavien und es entstand ein neues
Tiefdruckgebiet. Da dieser Prozess bereits am Morgen des 28.05. abzusehen war,
wurde dieses Tief in der Prognose für den Folgetag auf den Namen ZARA getauft.
Am frühen Morgen des 29.05. wurde der
Wirbel ZARA das erste Mal namentlich auf der Berliner Wetterkarte analysiert.
Zu diesem Zeitpunkt bestand das Tief aus zwei kleinen Zentren, die beide einen
Kerndruck von ca. 1005 hPa besaßen. Das westlichere der beiden Zentren lag über
dem Kattegat, dem Seegebiet zwischen Dänemark und Schweden, und das zweite Zentrum
lag über der südlichen Ostseeküste Lettlands. Vom Tief über dem Kattegat ging
eine Okklusionsfront, also eine Mischfront mit Warm– und Kaltfronteigenschaften
aus, die sich nur wenige Hundert Kilometer östlich vom Kern in eine sehr kurze
Warmfront und eine Kaltfront spaltete. Die Warmfront ging nach knapp Hundert
Kilometern direkt in die Kaltfront über, die zum östlicheren Tief gehörte. Vom
westlicheren Kern spaltete sich am Okklusionspunkt knapp nördlich von
Kopenhagen auch eine Kaltfront ab. Diese Kaltfront beschrieb einen Bogen
Richtung Nordwesten bis über Schottland hinaus. Der östliche Kern wies zudem
eine nur rund 100 km lange Warmfront in Richtung Osten auf, die dann in die
Kaltfront des Polarmeertiefs überging.
Im Tagesverlauf vereinten sich dann beide Zentren
über dem Baltikum miteinander. Im Norden Deutschlands sorgte das Tief ZARA im
Vergleich zum Vortag für deutlich kühleres Wetter. In Kiel erreichte das
Thermometer am 28.05. noch eine Temperatur von 24,4°C, an diesem Tag hingegen
waren es nur noch kühle 16,9°C. Auch die Temperatur in Hamburg besaß eine
Differenz von 6 Grad im Vergleich zum Vortag und erreichte nur noch
18,6°C. Im Süden Deutschlands blieben die Temperaturen mit über 25°C zwar noch
sommerlich warm aber es kam hier zu Gewittern und Niederschlägen. In Nürnberg fielen
beispielsweise innerhalb von 24 Stunden 10 mm Niederschlag.
Bis zur nächsten Nacht blieb der Wirbel
ZARA nahezu stationär. Er lag in der Nacht zum 30.05. mit nur leicht gesunkenem
Kerndruck über Riga. Nordöstlich des Kerns erstreckte sich eine Warmfront, die
nordöstlich von St. Petersburg in die Kaltfront eines weiteren Systems überging.
Zudem gingen zwei Kaltfronten vom Tief aus. Die erste verlief vom südöstlichen
Punkt des Tiefs in einem weiten Bogen über Ungarn, Österreich und Süddeutschland
bis zur niederländischen Küste. Die zweite Kaltfront verlief von der
Südwestflanke des Tiefkerns in einem engeren Bogen etwa parallel zur anderen
Kaltfront, über Polen bis nach Hamburg, wo sie endete.
In Norddeutschland sanken die Temperaturen im
Vergleich zum Vortag nochmals um wenige Grad. In Kiel erreichte die Temperatur
14,6°C und in Hamburg 15°C. Im Süden blieben die Temperaturen bei über 20°C. Am
wärmsten war es in Lahr bei Offenburg mit 26,8°C. Da sich im Süden im
Bodenniveau hohe Temperaturen befanden, aber in der Höhe trotzdem kalte Luft
hereinströmte, entstand ein starker vertikaler Temperaturunterschied. Dieser
steht für viel Energie in der Atmosphäre. Daher gab es im Süden die stärksten
Niederschläge. Hier meldete Staubigen mit 22 mm innerhalb von 24 Stunden die
höchste Niederschlagsmenge.
In der Nacht zum 31.05. lag die Zyklone
ZARA weiter nordöstlich, auf halber Strecke zwischen St. Petersburg und
Archangelsk. Vom Kern des Tiefs gingen drei Fronten aus. Die Warmfront beschrieb
einen östlichen Bogen über Archangelsk und ging über dem mittleren Ural in ein
anderes Frontensystem über. Die Kaltfront verlief nach Süden bis zur
Schwarzmeerküste der Ukraine. Außerdem existierte eine kurze rückläufige
Okklusion, die vom Kern aus nach Süden bis kurz vor Moskau reichte.
In Kiew, welches hinter der Kaltfront lag,
sank die Temperatur innerhalb von 24 Stunden deutlich. Wo am Vortag noch eine
Maximaltemperatur von 26°C registriert wurde waren es an diesem Tag nur noch nur
noch 19°C.
Im Tagesverlauf zog die Zyklone ZARA weiter
Richtung Norden bis sie in der Nacht zum 01.06. über der russischen Insel
Kolguev in der Barentssee lag. Der Kerndruck blieb wie die letzten Tage
unverändert bei 1000 hPa. Östlich vom Tief ging eine Okklusionsfront aus, die
sich nach rund 200 km in eine Warm– und Kaltfront spaltete. Die Warmfront verlief
in einem östlichen Bogen entlang der nördlichsten Berge des Urals bis nach
Sibirien, außerhalb des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte. Die
Kaltfront zog sich nach Süden entlang des Urals bis rund 200 km nordwestlich
der Stadt Perm.
Im Laufe des 01.06. verlagerte sich das Tief
ZARA mit seinen Fronten weiter nach Nordosten bis über die Sibirische See,
hinaus aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte. Daher war der Name ZARA
an diesem Tag letztmalig auf der Berliner Wetterkarte zu sehen.
Geschrieben von Maria Frädrich
Berliner Wetterkarte: 30.05.2012
Pate: Bernhard Bahners (www.radio.de)