Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ZED

(getauft am 30.10.2019)

 

Während Ende Oktober über Mitteleuropa Hoch OLDENBURGIA wetterbestimmend war, verlagerte sich in der Westströmung eine neu entwickelte Zyklone über den Ostatlantik, welche in den folgenden Tagen das Wetter Europas mitbestimmen sollte. Aufgrund der Prognose am 30.10.2019 wurde das Tief in ebendieser für den Folgetag von den Meteorologen der Berliner Wetterkarte auf den Namen ZED getauft.

Erstmalig erschien Tief ZED auf der Analysekarte von 00 Uhr UTC (01 Uhr MEZ) des 31.10.2019. Dabei lag der Kern über dem mittleren Nordatlantik mit einer bereits gebildeten Okklusion, einer Mischfront aus Warm- und Kaltfront. Dieser kurze, aus den verschiedenen Zuggeschwindigkeiten der Fronten entstandene, Ausläufer zog sich vom Kern nach Osten, wo er sich am Okklusionspunkt in die Kaltfront nach Süden und eine langgestreckte Warmfront bis an die Westküste Portugals aufspaltete. Mit der ostwärtigen Verlagerung erreichten erste leichte Niederschläge im Tagesverlauf diese Küste. So fielen in Lissabon 12-stündig bis 18 Uhr UTC 0,3 mm.

Zum Tagesbeginn des 01.11. befand sich der knapp unter 1000 hPa starke Kern der Zyklone ZED über dem irischen Limerick. Die weiterhin kurz ausgeprägte Okklusion reichte bis an die südöstliche Küste Irlands. Von dort ausgehend lag die Kaltfront in südlicher Richtung über der Biskaya, wo sie in eine Wellenstörung überging, während die Warmfront südöstlich verlaufend kurz vor Madrid endete. Insbesondere in der Nähe des Kerns und des Okklusionspunkts kam es zu höheren Niederschlägen von etwa 16 mm 24-stündig im irischen Mullingar oder gar 19 mm im selben Zeitraum von 18 bis 18 Uhr UTC am Flughafen der Kanalinsel Guernsey. Mit dem Durchzug der Warmfront konnten zudem mit einem Luftmassenwechsel von subpolarer zu subtropischer Luft höhere Temperaturen erreicht werden. Am eben genannten Flughafen stieg die Maximaltemperatur von 13,7 auf 15,5°C, im nordfranzösischen Saint-Brieuc gar um 3,2 Grad auf 18,2°C wobei es dort ganztägig bedeckt und regnerisch war.

Zum 00-Uhr-UTC-Termin des 02.11. konnte das Tief ZED mit seinem Kern, der nun unter 975 hPa stark war, weiterhin über der Westküste Irlands analysiert werden. Die Okklusion lag Richtung Osten, wo sich am Okklusionspunkt kurz vor Liverpool die bogenförmige Warmfront über die Benelux-Staaten, Frankreich und Teile Deutschlands sowie der Schweiz reichend abspaltete. Die ebenfalls bogenförmige Kaltfront verlief über London, den Westen Frankreichs und den Nordwesten Spaniens hinaus auf den Atlantik. Durch die Verstärkung und die damit höheren Druckunterschiede traten hervorgerufen durch Zyklone ZED starke Böen auf. So wurden am 02.11. maximale 51,9 km/h, was Stufe 7 auf der Baufort-Skala entspricht, in Aberdaron gemessen oder gar 105,6 km/h, orkanartiger Sturm, am Flughafen des britischen Shoreham. Im gleichen Zuge traten dort auch 12-stündig 31 bzw. 17 mm Niederschlag bis 18 Uhr UTC auf. Entlang der Ausläufer wurden ebenfalls Regenmengen von etwa 5 mm im belgischen Buzenol oder 6 mm im spanischen Pontevedra im selben Zeitraum erfasst.

Am 03.11.2019, dem letzten Tag an dem Tiefdruckgebiet ZED auf den Karten erschien, bestand Zyklone ZED aus einer langen, sich eindrehenden Okklusionsfront über den gesamten Britischen Inseln, welche aber auch Richtung Osten bis zum Okklusionspunkt über Schweden analysiert werden konnte. Von dort ausgehend gab es die Warmfront nach Südosten über die Ostsee bis in den Nordwesten der Ukraine sowie die Kaltfront über Polen, Süddeutschland und Österreich bis Monaco, wo sie in die Warmfront eines unbenannten Tiefs überging. Es brachte durch den immer noch starken Minimaldruck von unter 975 hPa im Kern erneut starken Wind mit Schwerpunkt in der Nordseeregion. So maßen die Stationen in Vlissingen (Niederlande) zu Tagesbeginn noch 61,2 km/h, Beaufort 7, St-Auban-sur-Durance (Frankreich) maximale 75,6 km/h, Beaufort 9, Inverbervie (Großbritannien) 68,6 km/h, Beaufort 8 oder gar 86,5 km/h, Beaufort 9 am Lindesnes Fyr (Norwegen). Die Niederschlagswerte auf dem Festland blieben dabei verbreitet im einstelligen Bereich, nur in exponierten Lagen traten zumeist höhere Summen auf, sodass im österreichischen Dorf Obergurgl in fast 2000 m Höhe 24-stündig 17,2 mm erfasst wurden während bspw. das schwedische Hanö lediglich 6,5 mm und das polnische Koszalin 7,0 mm erreichten.

Bereits im Tagesverlauf des 03.11. nahm der Einfluss des nachfolgenden Tiefdruckgebietes ARNE auf Mitteleuropa immer weiter zu. Auch das dahinter folgende Tief BENEDIKT erreichte in den Morgenstunden des 04.11.2019 die Britischen Inseln. Infolge dessen löste sich das bereits weit okkludierte Tief ZED auf. Es konnte somit nicht mehr auf den Karten der Berliner Wetterkarte analysiert werden.