Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet  ZEO

(getauft am 07.12.2005)

 

 

Am 7. Dezember 2005 entstand am Okklusionspunkt des Tiefdruckgebietes YANNICK westlich von Irland ein Tiefdruckgebiet, welches am 7. Dezember 2005 auf den Namen ZEO getauft wurde. Der Kerndruck betrug bei seiner Geburt weniger als 1005 hPa.

In den Morgenstunden des 8. Dezembers lag ZEO mit seinem Zentrum über den Britischen Inseln. Auf dem Satellitenbild der Berliner Wetterkarte vom 8.12 2005 (Seite 3 und Seite 6) ist ZEO an der schönen Wolkenschleppe, die sich von Island bis nach Südfrankreich erstreckt, zu erkennen. Diese Wolken gehörten zu seiner Okklusionsfront, die ebenfalls von Nordwesteuropa bis zum südlichen Westeuropa reichte. An dieser Front kam es über Ostfrankreich und dem westlichen Deutschland zu leichten Niederschlägen. Paris und Bad Salzuflen meldeten 24-stündige Niederschlagsmengen von 4 Liter pro Quadratmeter. In den hören Lagen der westdeutschen Mittelgebirge fiel Schnee (z.B. Kahler Asten 12 cm Gesamtschneehöhe)

Am 9. Dezember war ZEO weiter über dem Ärmelkanal nach Frankreich gezogen. Über dem Raum von Korsika induzierte ZEO einen zweiten Kern und wurde als ZEO I mit Kern über Südostfrankreich und ZEO II mit Kern über Korsika in den Wetterkarten geführt. Der Kerndruck beider Tiefdruckgebiete lag bei ca. 1015 hPa. ZEO II sorgte durch seine mitgeführte Höhenkaltluft für teilweise kräftige Schauer und Gewitter. So fielen in Florenz innerhalb von 24 Stunden mehr als 14 Liter Niederschlag auf dem Quadratmeter bei Tages- und Nachttemperaturen von ca. 5°C.

Nur einen Tag später am 10. Dezember löste sich ZEO I wieder auf und so wurde ZEO II wieder zu ZEO. Sein Kerndruck war mit 1015 hPa weiterhin stabil und lag südwestlich von Sardinien. Seine Fronten reichten von Mallorca bis nach Israel und produzierten weitere kräftige Regengüsse (z.B. Ancona 20 Liter pro Quadratmeter).

An den darauf folgenden Tagen veränderte ZEO seine Position kaum und blieb quasistationär über Sardinien liegen. Aus diesem Grund kam es erneut zu sehr starken Regenfällen. So fielen verbreitet bis zu 70 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden (z.B. Pescara 69 Liter, Kap St. Maria di Leuca 72 Liter). Auch die Temperatur betrug lediglich 10°C; damit war es genauso warm wie auf den Britischen Inseln.

Am 14. Dezember vertiefte sich ZEO auf weniger als 990 hPa und zog mit seinem Zentrum nach Tunesien. Durch den starken Druckgradienten wurden einzelne Sturmböen bis Stärke 10 gemessen (z.B. Tripolis). Auf Sizilien wurde die Rekordmenge von 127 Liter pro Quadratmeter innerhalb eines Tages registriert; normal sind dort im 86 Liter im ganzen Monat Dezember.

Am 15. und 16. Dezember 2006 schwächte sich ZEO allmählich ab und wanderte mit seinem Zentrum nach Israel. Sein Luftdruck im Zentrum stieg auf mehr als 1005 hPa und seine Fronten hatten sich weitgehend aufgelöst. Am 17. Dezember 2006 wurde ZEO nicht mehr in den Wetterkarten analysiert.

Insgesamt legte ZEO auf seinen Weg von Irland über Frankreich, Tunesien nach Israel mehr als 2000 km zurück. Besonders seine sehr hohen Niederschlagsmengen mit teilweise mehr als 100 Liter pro Quadratmeter innerhalb eines Tages (über den Zeitraum aufaddiert sogar mehr als 200 Liter) im Mittelmeerraum sind hervorzuheben. Auch seine Lebensdauer mit 10 Tagen lag deutlich über dem Durchschnitt der Lebensdauer von Tiefdruckgebieten von 3 bis 4 Tagen.

 

 


Geschrieben am 03.03.2006 von Thomas Schartner

Wetterkarte: 08.12.2005

Pate: Michael Kokott