Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ZEUS

(getauft am 06.03.2017)

 

Am 06.03.2017 lab über dem westlichen Zentraleuropa ein Höhentrog. An der Rückseite eben dieses bildete sich ein Tiefdruckgebiet aus, welches sich über dem südöstlichen Polen befand. Noch an diesem Tag wurde das neu entstandene Tiefdruckgebiet auf den Namen ZEUS getauft.

Mit einem Kerndruck von knapp unter 1005 hPa befand sich der Kern des Tiefs ZEUS südöstlich von Warschau an den Ausläufern der nördlichen Karpaten. Etwa 100 km davor gelagert verlief die räumlich sehr wenig ausgedehnte Warmfront. Die Kaltfront hingegen erstreckte sich von den Karpaten östlich vorbei an Budapest, über Belgrad, die Adria, vorbei an Sizilien und reichte nahezu bis zum libyschen Tripolis. Trotz der Aufgleiterscheinungen der warmen auf die kalte Luftmasse an den Karpaten fielen die Niederschlagssummen in der Slowakei sehr gering aus. Die Station von Strbske Pleso, die niederschlagsreichste Station der Slowakei, meldete 2,2 l/m² innerhalb von 24 Stunden bis zum 6 Uhr UTC Termin des Folgetages. Im gleichen Zeitraum tags zuvor waren es während der Bildung des Tiefs ZEUS noch 12,2 l/m² an gefallenen Niederschlägen. Demgegenüber fielen im albanischen Korca, nachdem sich die Kaltfront der Zyklone ZEUD über der Adria mit Feuchtigkeit anreichern konnte, 40 l/m². Während sich der Kern des Tiefs ZEUS entgegen der ursprünglichen Prognosen nicht in westlicher sondern in nordöstlicher Richtung verlagerte, kam es in Polen zu durch Schauern verstärkten Niederschlägen, in Mlawa fielen dabei innerhalb von 12 Stunden bis 18 Uhr UTC 25 l/m² und in Suwalki im 24-stündigen Zeitraum bis zum 6 Uhr UTC Morgentermin 22,4 l/m².

Bis zum 07.03.2016 hatte der Wirbel ZEUS den Nordosten Polens bei Suwalki erreicht. Der Druck im Kern betrug unverändert etwas unter 1005 hPa und das Frontensystem des Tiefs ZEUS bestand auch weiterhin aus einer Warm- und Kaltfront, welche aber im Vergleich zum Vortag stark veränderte Ausdehnungen und Verlaufsrichtungen aufwiesen. Die nun deutlich ausgeprägte Warmfront verlief in östlicher Richtung 100 km südlich von Riga, nördlich an Moskau vorbei in Richtung Perm, endete aber rund 800 km vor dem Ural, wo sie in die Kaltfront eines östlich von Vorkuta befindlichen unbenannten Tiefdrucksystems überging. Dem gegenüber verlief die Kaltfront in westlicher Richtung. Nachdem sie einen Bogen um Warschau beschrieben hatte, zog sie sich weiter über Leipzig, Münster und Amsterdam und verlief dann in einem nordwärts gerichteten Bogen über die westliche Nordsee und entlang der britischen Küste, ehe sie bei den Shetland Inseln in die Okklusionsfront des Tiefs XAVER überging. Unter einer Okklusionsfront wird dabei die Mischform einer Warm- und Kaltfront verstanden, die sich aufgrund unterschiedlicher Geschwindigkeiten von Warm- und Kaltfronten durch deren Vermischung ausbildet. Durch die Verschiebung der Frontenlage verschob sich auch die Wetterwirksamkeit des Tiefs ZEUS weiter in westliche Richtung und führte auf dem Brocken zu Spitzenböen von 61,2 km/h, was einem fast 50-prozentigen Anstieg der Windgeschwindigkeiten im Vergleich zum Vortag und einem Anstieg auf Stärke 7 der Beaufortskala entsprach. Bei durchgängigen Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, denn die bis 18 Uhr UTC erfasste Höchsttemperatur lag bei -0,1°C, betrug das Wasseräquivalent 0,9 l/m². Das Wasseräquivalent ist dabei die Menge Wasser, die durch Schmelzen, der auf der Messfläche befindlichen Schneedecke freigesetzt wird. Insgesamt fielen die Niederschläge relativ niedrig aus, denn die höchsten Niederschlagssummen konnten im niederländischen Twenthe mit 3,8, in Lüdenscheid mit 10,5 und im polnischen Klodzko mit 3,6 l/m² registriert werden.

Das Tiefdruckgebiet ZEUS verlagerte sich weiter in nördlicher Richtung über Litauen und Lettland bis es am 08.03.2017 auf den Karten der Berliner Wetterkarte über der Ostseeinsel Gotland analysiert wurde. Der Kerndruck hatte sich leicht abgeschwächt und war auf knapp unter 1010 hPa gestiegen. Von diesem Kern aus verlief eine Okklusionsfront zunächst in nördliche Richtung, beschrieb dann aber einen scharfen Bogen in östlicher Richtung, führte dabei an Helsinki vorbei und endete am nördlich von St. Petersburg befindlichen Okklusionspunkt. Der Okklusionspunkt ist dabei die Region, in der die Warm- und Kaltfront sich vermischen und so die Okklusionsfront ausbilden. Vom Okklusionspunkt aus verlief zum einen die Warmfront in südöstlicher Richtung vorbei an Nowgorod, ehe sie zwischen Kasan und Samara in die Kaltfront eines sich außerhalb des Analysebereiches der Berliner Wetterkarte befindlichen Tiefdruckgebietes überging. Auf Gotland am Flughafen von Visby konnte der Mischcharakter der Okklusion gut beobachtet werden. Obwohl die stündlich erfassten Temperaturen stetig anstiegen und erstmals seit Tagen den Gefrierpunkt in der Nacht zum Folgetag überschritten, sanken die Tiefsttemperaturen auf -5,3°C, wobei zwei Tage zuvor diese noch -1,3°C betragen hatten. Dabei fielen 0,2 l/m² an Niederschlägen, die trotz der Temperaturen als nicht gefrierender Sprühregen auftraten. Im russischen St. Petersburg stiegen die Tagestiefsttemperaturen innerhalb von 3 Tagen von -6,6°C auf +1,9°C. Bei durchgängig starker Bewölkung blieb es aber trotzdem trocken.

Die Zyklone ZEUS setzte ihre Bewegung im Laufe des Tages in nördlicher Richtung fort und hatte am 09.03.2017 schließlich die norwegischen Lofoten erreicht. Der Kerndruck hatte sich nochmals leicht verstärkt und war wieder auf ein wenig unter 1005 hPa gesunken. Dabei behielt das Tief ZEUS sein Frontenschema des Vortages bei, vom Kerngebiet ging eine Okklusionsfront ab, die in nordöstlicher Richtung dem norwegischen Küstenverlauf folgte und auf Höhe des Nordkaps am Okklusionspunkt endete. Von dort spaltete sich die Okklusion in die Warmfront, die einen leichten Bogen beschreibend in östlicher Richtung verlief und vor der russischen Küste am Flussdelta des Indiga endete, sowie in die Kaltfront, die einen Bogen um Murmansk beschrieb, südwärts über St. Petersburg vorbei an Wilna und Minsk führte und schließlich bei Warschau endete, auf. Dem schwedischen Paharova brachte dies einen deutlichen Temperatureinbruch, so sanken in 24 Stunden die Tagestiefsttemperaturen um 6,2 Grad von -9,2 auf -15,4°C. Ähnlich sah es bei den Tageshöchsttemperaturen aus, die von -5,3 auf -7,8°C gefallen waren. In der Nacht zum 10.03. traten in St. Petersburg Nebelschwaden auf, die dann in Niederschläge in Form von Regen übergingen, welche in Summe 7,0 l/m² innerhalb von 12 Stunden bis 6 Uhr UTC ergaben.

Im Laufe der Nacht löste sich Tief ZEUS auf. Damit war der 09.03.2017 der letzte Tag, an dem das Tief ZEUS auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden und damit auf eben dieser auftauchen konnte.

 


Geschrieben am 15.05.2017 von Patrick Ilmer

Berliner Wetterkarte: 08.03.2017

Pate: Rainer Birke