Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ZEYNEP
(getauft am
19.05.2014)
Am
19.05. konnte sich von Island her in der mittleren Troposphäre in 5,5 km Höhe
ein Kaltlufttrog weit nach Süden schieben, sodass die Hauptströmung von
Grönland südwärts auf den Nordatlantik verlief und nordöstlich der Azoren auf
Ost und über Nordwestspanien auf Nord drehte. Das Zentrum des zugehörigen
Höhentiefs befand sich westlich von Irland. Im Bodenbereich bildete sich aus
der sich innerhalb der Hauptströmung befindlichen Frontalzone im südöstlichen
Bereich des Höhentiefs ein neues Tiefdruckgebiet, welches am gleichen Tag auf
den Namen ZEYNEP getauft wurde.
Das
Tief ZEYNEP hatte einen anfänglichen Kerndruck von 1003 hPa und beeinflusste
mit der Warmfront, die vom Zentrum aus nordwärts bis zu den Färöer-Inseln
verlief, Großbritannien und Irland. Die Höchsttemperaturen wiesen eine große
Spanne auf und reichten von 13 bis 17°C in den Küstenregionen sowie Irland und bis
zu 26°C in London und weiteren britischen Inlandsregionen. Die Kaltfront reichte
vom Zentrum aus über die Region Galicien hinaus auf den Nordatlantik bis zu den
Azoren. In Lajes wurde bei einem Tagesmaximum von
19°C jedoch kein Niederschlag registriert.
Am
folgenden Tag verlagerte sich das Zentrum des Wirbels ZEYNEP unter das Zentrum
des Höhentiefs, welches sich im Bereich zwischen Irland und Nordspanien
etablierte. Gleichzeitig bildete sich um das Höhentiefzentrum herum ein
abgeschlossener Bereich kalte Luft aus, der sich von der Hauptströmung
abspaltete. Während sich die Warmfront nur wenig verlagerte, kam die Kaltfront
von Westen her weiter nach Westeuropa voran und reichte vom Zentrum aus über
England, der Bretagne, Katalonien und Andalusien bis zur Insel Madeira. Dabei
verdrängte die einströmende polare Meeresluft die subtropische Warmluft von der
Iberischen Halbinsel nach Osten und Nordosten. Gleichzeitig reduzierte sich die
Tageshöchsttemperatur beispielsweise in Madrid von 24°C am Vortag auf 20°C, in
Lissabon wurden statt 20°C noch 17°C als Höchstwert gemessen. Auch in London
reduzierte sich nach dem Durchgang der Kaltfront das Tagesmaximum auf 20°C
gegenüber 26°C am Vortag.
Am
21.05. spaltete sich das Tiefdruckgebiet ZEYNEP in zwei Teiltiefs auf. Dabei
verlagerte sich das Teiltief ZEYNEP II mit dem Zentrum des Höhentiefs zur
portugiesischen Atlantikküste, während das Teiltief ZEYNEP I mit Zentrum westlich
von Irland analysiert wurde. Der Kerndruck des Tiefs ZEYNEP I betrug etwa 1005
hPa, der des Tiefs ZEYNEP II etwa 999 hPa. Die Zyklone ZEYNEP I beeinflusste
mit ihrem Frontenbereich vorwiegend Irland, Großbritannien und Teile
Frankreichs. Während Paris und Brest bei Tagesmaxima um 20°C mit 20 bis 22 l/m²
zweistellige Niederschlagsmengen innerhalb von 24 Stunden verzeichneten, blieb
es östlich des Frontensystems in der subtropischen Luft bei Temperaturen um
30°C, z.B. in Marseille, trocken.
Deutschland
wurde an diesem Tag zum größten Teil von Hoch THIS mit Zentrum über Osteuropa
und Temperaturen bis 30°C beeinflusst, nur an der Nordsee und im äußersten
Westen verhinderten Wolkenfelder des Tiefs ZEYNEP einen Temperaturanstieg über
25°C. Dabei fiel vereinzelt auch etwas Regen, der mit maximal 0,2 l/m² aber nur
gering ausfiel.
Das
Höhentief wurde am 22.05. wieder Teil des Kaltlufttroges, da vom Europäischen
Nordmeer ein neues Höhentief mit kalter Luft nach Süden vorgestoßen war und
Irland erreicht hatte. Damit wurde die Höhenströmung wieder geschlossen und
verlief von Island südwärts bis Marokko und von dort nordwärts über Frankreich
nach Skandinavien. Das Zentrum des südlichen Höhentiefs befand sich über der
südlichen Biskaya, im Bodenniveau wurde das Teiltief ZEYNEP II mit einem
Kerndruck von 999 hPa südwestlich der Bretagne analysiert. Das komplexe Frontensystem
von Tief ZEYNEP II beeinflusste Gebiete von England, Belgien, über Frankreich
bis zu den Balearen. Einen ähnlichen Verlauf gab es auch beim Teiltief ZEYNEP
I, welches sich mit einem Kerndruck von etwa 1007 hPa unter dem nördlichen
Höhentief über der Irischen See befand. Auch hier war die Front weitgehend okkludiert, d.h. die Warmfront wurde von der nachfolgenden
Kaltfront eingeholt und bildete mit ihr eine Mischfront, welche Okklusion
genannt wird. Diese verlief vom Zentrum aus einerseits nach Nordosten bis über
Schottland und andererseits nach Südwesten bis über den Atlantik südwestlich
von Irland. Kräftige Niederschläge fielen dabei beispielsweise in Brest mit 44
l/m², in Genf 32 l/m² und in Locarno 48 l/m². Im Okklusionsbereich,
der sehr warme Luft östlich und deutlich kühlere Luft westlich der Front
trennte, bildeten sich über Schleswig-Holstein kräftige Schauer und Gewitter,
die z.B. in Schleswig 52 l/m² und der Station in Schleswig-Jagel
41 l/m² innerhalb von 12 Stunden brachten.
Am
23.05. verlagerte sich das Teiltief ZEYNEP II mit der Höhenströmung nach
Norden. Das Tief ZEYNEP I wurde über dem Ärmelkanal und der Wirbel ZEYNEP II
über den Färöer-Inseln analysiert. Beide waren durch eine Okklusionsfront
verbunden, die von dem Tief ZEYNEP II aus über Südschweden bis nach Deutschland
verlief. Dabei entstanden an diesem Tag heftige Gewitter über Tschechien. Der
Prager Flughafen meldete eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 25 l/m², die
Station Kbely 45 l/m², wobei allein zwischen 14 und
17 Uhr 29 l/m² fielen. Liberec registrierte innerhalb
von 12 Stunden 32 l/m². Diese Gewitterzone verlagerte sich bis zur Nacht über
Sachsen nach Westpolen, sodass beispielsweise Görlitz mit 24 l/m², Hoyerswerda
mit 31 l/m² und Stettin mit 28 l/m² ebenfalls ergiebige Regenmengen
verzeichneten.
Am
24.05. wurde ein drittes Teiltief, welches den Namen ZEYNEP III erhielt, über
dem Skagerrak analysiert, wobei die Tiefdruckgebiete ZEYNEP I und II ihre Lage
zum Vortag kaum veränderten. Das komplexe Frontensystem zwischen diesen
Teiltiefs hatte sich schon weitgehend abgeschwächt. Dennoch wurden nochmals
zweistellige Regenmengen gemessen, z.B. in Manchester mit 10 l/m² und in
Bournemouth mit 14 l/m² innerhalb von 24 Stunden. Das Tief ZEYNEP III brachte
dabei die subtropische Luft weit in den Norden Europas, sodass z.B. in Uppsala
28°C, Helsinki 29°C und in Tallinn 30°C als Tagesmaxima erreicht wurde.
Während
das Tief ZEYNEP I am 25.05. leicht abgeschwächt über Wales analysiert wurde und
der Wirbel ZEYNEP II sich aufgelöst hatte, konnte sich das Tief ZEYNEP III mit
Zentrum über der nördlichen Ostsee auf einen Kerndruck von 1010 hPa verstärken.
Gleichzeitig bildeten sich neue Fronten aus. Die Warmfront verlief vom Zentrum
aus nordostwärts über Finnland zum Weißen Meer, die
Kaltfront über Gotland nach Polen. In der Warmluft bildeten sich erneut Schauer
und Gewitter, die örtlich kräftig ausfielen, z.B. über Oslo mit 17 l/m² und Jyvaeskylae, im zentralen Finnland gelegen, mit 48 l/m². Das
Teiltief ZEYNEP I war dafür verantwortlich, dass in Edinburgh bei einer
Tageshöchsttemperatur von nur 13°C 28 l/m² innerhalb von 24 Stunden registriert
wurden.
Durch
das sich rasch abschwächende Höhentief mit Zentrum über Irland war das Teiltief
ZEYNEP I am 26.05. nur noch in der Höhe zu erkennen. Ein deutliches
Bodenzentrum konnte nicht mehr analysiert werden. In London wurden durch die
Höhenkaltluft nochmals Regenschauer ausgelöst, die sich innerhalb von 24
Stunden auf 10 l/m² summierten. Das Teiltief ZEYNEP III konnte sich nicht
weiter nach Norden verlagern, da sich das neue kräftige Hoch VINKO vom
Europäischen Nordmeer und Spitzbergen her nach Nordskandinavien drängte. Mit
dem Zentrum über Südfinnland und einem Kerndruck von 1014 hPa brachte der
Wirbel ZEYNEP III nur noch geringen Regen. Gleichzeitig machte sich von Norden
her der Wetterwechsel besonders durch die deutlich zurückgegangenen Tagesmaxima
bemerkbar. Jyvaeskylae verzeichnete nur noch 9°C,
Helsinki aber nochmals 24°C.
Am
folgenden Tag konnte auch in Helsinki nur noch eine Höchsttemperatur von 9°C
gemessen werden. Gleichzeitig hatten sich die beiden Teiltiefs ZEYNEP I und III
soweit abgeschwächt, dass diese am 27.05. nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden konnten.
Geschrieben am 10.07.2014 von
Matthias Treinzen
Berliner Wetterkarte: 21.05.2014
Pate: Aktan
Aktas