Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ZION
(getauft
am 21.08.2011)
Im Verlauf des 20.08.2011 bildete sich an
der östlichen Flanke eines ausgeprägten Kaltlufttropfens im 500 hPa-Niveau, was
ca. 5,5 km Höhe entspricht, westlich der Iberischen Halbinsel eine Wellenstörung
aus, die am Folgetag auf den Namen ZION getauft wurde.
Zum Zeitpunkt der Taufe lag der Wirbel mit
einem Kerndruck von 1015 hPa westlich der Iberischen Halbinsel über dem
Atlantik. Die Warmfront erstreckte sich bis über das Baskenland und die
Kaltfront beschrieb einen Bogen über Portugal, Andalusien, die Straße von
Gibraltar bis über das südliche Marokko. An der Ostflanke der Zyklone ZION
wurde heiße Luft tropischen Urspungs nach Norden transportiert, sodass in weiten
Teilen Spaniens die 35°C-Marke überschritten wurde, örtlich wurden auch mehr
als 40°C erreicht, wie in Saragossa und Cordoba mit jeweils 41°C. In der Nacht
sanken die Temperaturen verbreitet nicht unter 25°C. In Südfrankreich war es
ebenfalls sehr heißt, wie in Toulouse und Bordeaux mit 38°C. In den folgenden
24 Stunden verlagerte sich der Wirbel ZION weiter nach Nordosten und lag am
22.08.2011 mit unverändertem Kerndruck über Nordwestspanien. Mittlerweile hatte
sich eine Okklusion, also eine Front mit Warm- und Kaltfronteigenschaften,
ausgebildet. Diese verlief in einem Bogen entlang der portugiesischen Küste bis
sie sich am Okklusionspunkt an der Nordwestküste der Pyrenäen in Warm- und
Kaltfront teilte. Die Warmfront reichte von Galizien bis zur französischen
Atlantikküste in der Nähe von Bordeaux und ging dort in die Kaltfront eines
neuen Wellentiefs über. Die Kaltfront verlief über Spanien bis Marokko. Im
Warmsektor, dem Bereich zwischen Warm- und Kaltfront wurde es erneut mit
Höchstwerten nahe 40°C sehr heiß, wie z.B. in Palma de Mallorca mit 38°C. Im
Bereich der Kaltfront stieg die Temperatur in Sevilla auf für die Jahreszeit „kühlere“
32°C. Bis zum 23.08.2011 hatte sich der Wirbel ZION weiter nach Nordosten
verlagert und befand sich mit einem Kerndruck von 1013 hPa über der Bretagne.
Die rückläufige Okklusion erstreckte sich über den Golf von Biskaya bis über
Galizien. Vom Okklusionspunkt über der Bretagne verlief die Warmfront fast
zonal über Frankreich, Süddeutschland und Österreich hinweg, wo sie in die
Kaltfront von Tief YANNICK überging. Die Kaltfront von Tief ZION reichte über Frankreich hinweg
bis nach Katalonien, in etwa der Breite von Barcelona. Im Bereich des
Warmsektors war es verbreitet erneut sehr heiß, so stieg die Temperatur in Lyon
auf 36°C. In Süddeutschland wurden verbreitet 34°C erreicht wie in Stuttgart,
München oder Würzburg, in Konstanz stieg das Quecksilber sogar auf 35°C. Solch
hohe Temperaturen wurden in der 3. Augustwoche an einigen Stationen nie zuvor
beobachtet, so wurde z.B. in Stuttgart mit einer Höchsttemperatur von 34°C der
alte Rekordwert aus dem Jahr 1943 um 0,5
Grad übertroffen. Weitere Rekorde gab es in Regensburg oder auch in Konstanz.
In Berlin wurden, unter Einfluss kühler maritimer Luft, 22°C erreicht. Im
Bereich der Warmfront bildeten sich einige Gewitterzellen mit teils ergiebigen
Niederschlagsmengen. So wurden z.B. in Nantes 37 l/m² und in Angers sogar 42
l/m² gemessen. Diese sogenannten Gewittercluster erreichten in abgeschwächter
Form auch nördlichere Regionen Deutschlands. Bemerkenswert war dabei der
Druckverlauf mit kurzzeitigen Schwankungen von bis zu 4 hPa innerhalb von 30
Minuten in Berlin-Dahlem. Nachfolgend ereignete sich eine rasche Verlagerung
des Tiefdruckgebietes ZION nach Norden bis über die zentrale Nordsee, wo der Wirbel
am 24.08.2011 mit einem Kerndruck von unter 1010 hPa lag. Die Okklusion reichte
über die Nordsee und Dänemark bis über Niedersachsen. Am Okklusionspunkt
spaltete sich die Warmfront ab, die über Ostdeutschland, Tschechien, Ungarn und
Rumänien verlief. Die Kaltfront reichte bis über Südwestdeutschland. In
Süddeutschland wurden mit 31°C bis 33°C wieder verbreitet Heiße Tage
registriert, wie z.B. in Mannheim mit 31°C und Augsburg mit 33°C. Im
Tagesverlauf bildeten sich erneut Gewitterzellen, die nun auch den Berliner
Raum trafen. So zog ein sehr blitzreiches Gewitter mit teils orkanartigen Böen
bis zu 56 kn, wie in Berlin-Schönefeld, dies entspricht Windstärke 11, über
Berlin hinweg. Die Niederschlagssummen fielen dabei unterschiedlich aus, so
fielen in Berlin-Dahlen innerhalb 3 Stunden 12 l/m², während in
Berlin-Schönefeld im gleichen Zeitraum 29 l/m² fielen. In ganz Deutschland
wurde gegen 21 Uhr UTC, das entspricht 23 Uhr MESZ, in den Gewittern innerhalb
von 90 Minuten mehr als 120.000
Blitze registriert. Auch in Süddeutschland gab es schwere Gewitter die bis zu
51 l/m² Niederschlag brachten, wie in Ingolstadt. Bis zum 25.08.2011 verlagerte
sich der Wirbel ZION weiter nach Norden. Der Okklusionspunkt lag nun nahe Oslo.
Die Warmfront verlief über Südschweden, Polen und die Ukraine bis über das
Schwarze Meer. Die Kaltfront erstreckte sich bis über Ostdeutschland. Wie in
den vergangenen Tagen war es innerhalb des Warmsektors sehr heiß, so stieg das
Quecksilber in Budapest und Belgrad auf 38°C, Zagreb meldete eine
Höchsttemperatur von 37°C. In den folgenden 24 Stunden spaltete sich die
Zyklone ZION über der nördlichen Nordsee liegend auf. Tief ZION I lag am
26.08.2011 mit einem Kerndruck von 1005 hPa über der Inselgruppe der Shetlands.
Die Warmfront verlief in einem weiten Bogen über den Nordatlantik und die
Okklusion über die Nordsee. Der Wirbel ZION II hatte sich nach Norden verlagert
und lag am 26.08.2011 über Mittelnorwegen. Die Warmfront erstreckte sich über
Schweden und die Ostsee bis über das Baltikum, sodass verbreitet ein Sommertag,
also ein Tag mit mindestens 25°C beobachtet wurde, wie z.B. in Tallinn mit 25°C
und Riga mit 26°C. Bis zum 27.08.2011
löste sich der Kern ZION I über dem Nordatlantik liegend auf und das Tief ZION
II verlagerte sich unter Abschwächung, nun als ZION auf den Wetterkarten
geführt, weiter nach Nordosten und lag schließlich mit einem Kerndruck von 1010
hPa über Norwegen auf der Breite von Narvik. Das nicht mehr wetterwirksame
Frontensystem beschränkte sich auf Nordskandinavien.
Bis zum 28.08.2011 löste sich das Tief ZION
über Nordskandinavien liegend auf und wurde fortan nicht mehr auf der Berliner
Wetterkarte geführt.
Geschrieben
am 07.09.2011 von Tobias Mahnkopf
Berliner
Wetterkarte: 24.08.2011
Pate: Rouven
Balci (www.tomsgutscheine.de)