Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ZISSI

(getauft am 25.02.2016)

 

Am 25.02.2016 lag im Bodenfeld ausgehend vom Kern eines Tiefdruckgebietes über der Südküste Grönlands über dem Ostatlantik nahe der Westküste Irlands eine Okklusion vor, die durch bodennahe Kaltluft und Warmluft in der Höhe gekennzeichnet war. An dem Okklusionspunkt, an dem die kältere Luftmasse die wärmere Luftmasse aufsteigen ließ, entwickelte sich langsam ein weiteres eigenständiges Tiefdruckgebiet. Währenddessen übernahm dieses Tief das Frontensystem mit einer vorlaufenden schwachen Warmfront und einer nachfolgenden stärker ausgeprägten Kaltfront. Mit der vorhergesagten Wetterwirksamkeit für Europa wurde in der Prognose vom 25.02.2016 für den Folgetag dieses Tiefdruckgebiet auf den Namen ZISSI getauft.

Im Verlauf des restlichen Tages verlagerte sich das System nach Osten, wobei sich das Tief ZISSI bis zur Südwestküste von Irland allmählich auf einen Kerndruck von 1010 hPa verstärkte. Dessen Frontensystem erreichte bis zum Ende des Tages den Golf von Biskaya. Am darauf folgenden Tag, dem 26.02.2016, verlagerte sich die Zyklone ZISSI weiter nach Südosten über die westliche Bretagne und dem Golf von Biskaya bis hin zu den westlichen Pyrenäen. Dabei verstärkte sich der Wirbel ZISSI auf einen Kerndruck von 995 hPa. Die schwach ausgeprägte Warmfront überquerte in den Vormittagsstunden Nordspanien und verursachte dort Maximaltemperaturen von etwa 10°C. Diese Warmfront wurde jedoch zum Abend und in der darauffolgenden Nacht von der anschließenden Kaltfront eingeholt, sodass erstere angehoben wurde. Die dadurch entstehende Okklusion und deren starke Hebungsgebiete sorgten sowohl an der Westküste Frankreichs als auch der Nordküste Spaniens für Niederschlagsmengen von durchschnittlich 10 mm in den sechs Stunden von 18 bis 24 Uhr UTC, was 19 bis 01 Uhr MEZ des Folgetages entspricht. In der nordspanischen Stadt San Sebastián, welche sich nahe dem Tiefdruckkern befand, wurden sogar bis zu 22 mm im gleichen Zeitraum gemessen. Außerdem überquerte in dieser Zeit die Kaltfront Portugal und weite Teile von Spanien, sodass in der Nacht eine Tiefsttemperatur von 2°C, vereinzelt im Norden Spaniens, wie z.B. in León, auch bis zu 0°C erreicht wurde. Auch die Schneefallgrenze sank währenddessen, sodass über dem spanischen Festland der feste Niederschlag in der Nacht überwog.

Am 27.02.2016 verlagerte sich innerhalb eines in ca. 5,5 km Höhe befindlichen Langwellentroges, d.h. eines Kaltluftvorstoßes nach Süden, der sich vom Ostatlantik über Nordmarokko bis nach Italien zog, ein Höhentief über das Zentrum des Bodentiefs ZISSI. Durch diese Überlagerung verstärkte sich das Tief ZISSI, wodurch es bis zum Mittag einen minimalen Kerndruck von 990 hPa erreichte. Die Zyklone ZISSI verlagerte sich weiterhin in südöstliche Richtung, überquerte die Pyrenäen und befand sich am Ende des Tages mit dem Zentrum über den Balearen. Vom Zentrum führten um 00 Uhr UTC des Folgetages je eine Okklusion nach Südwesten über die Iberische Halbinsel sowie nach Nordosten bis nahe Marseille. Von dort verlief die Warmfront über die Adria bis Nordalbanien, während sich die Kaltfront nach Süden bis Tunesien erstreckte. Dabei wurden im Laufe des Tages an den spanischen Küstenregionen durchschnittliche Windgeschwindigkeiten von 20 km/h bis 30 km/h gemessen. In der nordspanischen Stadt Santander wurden um 06 Uhr UTC maximale Windgeschwindigkeiten bis 61,2 km/h gemessen, welche starken bis stürmischen Windböen der Stärke Beaufort 7 entsprechen. Auch die Okklusion überquerte am Abend die Nordhälfte Spaniens, nahm aber dann stetig an Intensität ab. Dementsprechend lagen in den südlichen bzw. östlichen Bereichen von Spanien keine wesentlichen Niederschlagsmengen mehr vor. Im Norden bzw. Nordwesten wurden wie z. B. in Bilbao hingegen bis zu 39 mm Regen zwischen 15 und 21 Uhr UTC gemessen.

Im Laufe des 28.02.2016 verlagerte sich das Tief ZISSI nach Osten und überquerte dabei das nördliche Mittelmeer bis Korsika und Sardinien. Dabei bleib der Kerndruck von 990 hPa erhalten. Aufgrund einer sich stärker ausprägenden Warmfront und deren nachfolgenden wärmeren Luftmassen über Norditalien wurde in Trieste sogar eine Höchsttemperatur von 16,4°C gemessen. Auch an diesem Tag wurden starke bis stürmische Böen der Stärke Beaufort 7 und 8 mit Windgeschwindigkeiten von durchschnittlich 50 bis 70 km/h an den italienischen Küsten verzeichnet. Das Maximum wurde in Monte Cimone um 06 Uhr UTC mit 92,7 km/h gemessen, was sogar Stärke 10 auf der Beaufortskala darstellt. Die Kaltfront zog zudem tagsüber über weite Teile Italiens, während sich die Okklusion letztendlich auflöste. Die Kaltfront des Wirbels ZISSI sorgte dabei durchschnittlich für Niederschlagsmengen von 10 mm zwischen 12 und 18 Uhr UTC. Wie in Lamezia Terme wurden vereinzelt auch Mengen bis 23,6 mm gemessen.

An den folgenden beiden Tagen, dem 29.02.2016 und dem 01.03.2016, blieb die Zyklone ZISSI quasi stationär über Italien, schwächte sich jedoch immer weiter ab. Währenddessen entstand in der Nacht zum 01.03.2016 aus dem Tief ZISSI und dessen Frontensystem ein weiteres Tiefdruckgebiet über Ungarn, sodass das ursprüngliche Tief nun ZISSI I und das neu entstandene Tiefdruckgebiet ZISSI II genannt wurde. Bis zum 02.03.2016 löste sich jedoch der Wirbel ZISSI I auf. Das Tief ZISSI II, welches nunmehr nur noch Tief ZISSI genannt wurde, schwächte sich allmählich ab und erreichte im Verlauf des Tages nur noch einen Kerndruck von 1005 hPa. Dabei verlagerte es sich bis zur folgenden Nacht in Richtung Nordosten bis nach Weißrussland. Zu dem Tief gehörte am 02.03.2016 um 00 Uhr UTC eine vom Kern nach Südwesten weisende Okklusion, welche bis Bukarest reichte. Des Weiteren verliefen eine Warmfront nach Südosten bis zum Kaspischen Meer und eine Kaltfront nach Süden bis zur Krim. Aufgrund der starken Abschwächung kam es an beiden Tagen zu keinen wesentlichen Niederschlagsmengen in den betroffenen Gebieten.

Am 02. und 03.03.2016 verlagerte sich die Zyklone ZISSI weiter in Richtung Nordosten bzw. Norden und blieb quasi stationär über Westrussland, nahe St. Petersburg. Trotz einer leichten Verstärkung auf 1000 hPa, löste sich das Tief ZISSI und dessen Frontensystem am 03.03.2016 im Laufe des Tages auf und konnte dementsprechend am Folgetag nicht mehr auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 22.04.2016 von Florian Ruff

Berliner Wetterkarte: 27.02.2016

Pate: Franziska Wolfersberger-Klein