Lebensgeschichte

 

Tiefdruckgebiet ZOE

(getauft am 08.03.2012)

 

Am 08.03. wurde über dem Nordatlantik ein aus den USA herangezogenes Tiefdruckgebiet in die starke westliche Strömung des Tiefdruckwirbels YUPPADEE eingebettet. Da abzusehen war, dass dieses Tief für das Wettergeschehen in Europa von großer Bedeutung sein würde, wurde es noch an diesem Tag auf den Namen ZOE getauft.

Der Kern befand sich am Tauftag mit einem Druck von knapp unter 995 hPa über dem Nordatlantik, etwa 1800 km südöstlich des Kap Farvel, dem südlichsten Punkt Grönlands. Das Frontensystem von Tief ZOE wies schon am ersten Tag eine Okklusionsfront auf. Diese entsteht beim sogenannten Okklusionsprozess, bei dem die Kaltfront des Druckgebildes die Warmfront einholt und sich eine Mischfront herausbildet. Diese führte vom Kern des Wirbels in einem ca. 600 km langen Bogen in südwestlicher Richtung über den Atlantik. Der Okklusionspunkt, welcher den Punkt beschreibt, an dem sich die Okklusionsfront wieder in Warm- und Kaltfront aufteilt, befand sich nahezu am Zentrum des Tiefdruckgebietes. Die Warmfront des Tiefs ZOE verlief von dort aus in einem knapp 2000 km langen, südöstlichen Bogen weiter über den Nordostatlantik bis etwa auf die Breite der französischen Stadt Brest. Die Kaltfront erstreckte sich hingegen vom Okklusionspunkt aus wellenförmig Richtung Südwesten und hinaus aus dem Analysebereich der Berliner Wetterkarte.

Bis zum darauffolgenden Tag, dem 09.03., hatte sich die Zyklone, die immer noch an die starke westliche bis nordwestliche Strömung angeschlossen war, um fast 4000 km verlagert und befand sich mit ihrem Zentrum nun über dem Polarkreis, etwas mehr als 300 km westlich der mittleren norwegischen Westküste. Der Kerndruck von Tief ZOE war an diesem Tag weiter bis auf ungefähr 978 hPa gesunken, was eine Verstärkung des Wirbels anzeigt. Die recht kurze Okklusionsfront verlief vom Zentrum aus bogenförmig Richtung Süden bis etwa 150 km nordwestlich der norwegischen Stadt Trondheim. Vom dortigen Okklusionspunkt aus verliefen wiederum eine Warmfront und eine Kaltfront. Während sich die Warmfront als gerade, südwestliche Linie über die Nordsee bis hin zur Küste der Benelux-Staaten erstreckte, verlief die Kaltfront in einem etwa  200 km langen, südwestlichen Bogen weiter hinaus über den Nordostatlantik bis etwa auf die Breite von Dublin.

In den Gebieten entlang der deutschen Nordseeküste, die während der Nacht zum 10.03. von der Warmfront überzogen wurden, registrierten einige Wetterstationen Niederschlagsmengen von bis zu 1,5 l/m² innerhalb von 24 Stunden. So fielen beispielsweise an der Station in Bremerhaven zwischen nachts um 01 Uhr MEZ und morgens bis 07 Uhr MEZ etwa 0,9 l/m² in Form von Sprühregen und Regen. In der norwegischen Stadt Bergen, an der norwegischen Nordseeküste, wurden sogar 4,3 l/m² Regen im selben Zeitraum registriert.

An diesem Tag hatte sich das Tief ZOE mit seinem Zentrum weiter bis zur westlichen Barentssee zwischen die nördliche norwegische Küste, sowie die norwegische Insel Spitzbergen verlagert. Der Druck des Kerns war weiter bis auf ca. 973 hPa gefallen. Das Tief wies an diesem Tag eine doppelte Okklusionsfront auf. Neben der eigentlichen Okklusionsfront des Systems, die vom Zentrum aus zuerst nach Nordosten und dann bogenförmig Richtung Süden bis zum Westrand der Finnischen Seenplatte verlief, befand sich etwa 500 km östlich, eine zur ersten Okklusionsfront vorgelagerte, parallele zweite Okklusionsfront. Diese verlief vom russischen Murmansk über Petrosawodsk bis knapp südlich von St. Petersburg. Vom Okklusionspunkt der ersten Okklusionsfront über der westlichen Finnischen Seenplatte aus verlief eine Warmfront in einem südwestlichen Bogen über den Ostrand der Ostsee, Norddeutschland, Brüssel und den Norden Frankreichs, sowie eine Kaltfront, die ebenfalls in einem Bogen über Stockholm, Dänemark, die Nordsee bis hin zur Irischen See reichte. Niederschläge wurden an diesem Tag vor allem in Kaltfrontnähe registriert, ein Großteil davon wieder im norwegischen Raum. Die Station im norwegischen Bergen meldete in 24 Stunden bis 07 Uhr morgens des Folgetages etwa 6 l/m² Sprühregen, in Trondheim wurden 7 l/m² gemessen. Des Weiteren wurden an der Rückseite des Frontensystems der Zyklone ZOE starke Winde erfasst. An der Station Thorshavn auf den Färöer-Inseln wurden über 21 m/s gemessen, was eine Windstärke von 9 auf der Beaufort-Skala, also Sturm bedeutet. 

Bis zum nächsten Tag, dem 11.03., hatte sich der Wirbel nicht mehr so weit verlagert, wie noch am Tag zuvor. Er befand sich nun einige hundert Kilometer westlich der Insel Spitzbergen. Der Kern des Tiefs hatte sich wieder etwas mit Luft aufgefüllt und betrug knapp 980 hPa. Vom Zentrum aus verlief die bogenartige Okklusionsfront in östlicher bis südöstlicher Richtung bis an die Westküste der russischen Insel Nowaja Semlja. Die Warmfront verlief vom dortigen Okklusionspunkt aus in Richtung Südwest bis etwa 100 km nördlich der russischen Stadt Archangelsk. Die Kaltfront erstreckte sich hingegen, ebenfalls in einem südwestlichen Bogen über die russische Halbinsel Kola bis zum westlichen Rand des Weißen Meeres.

Bis zum 12.03. zog dieses lebhafte Tiefdruckgebiet weiter in Richtung Norden bis außerhalb des Darstellungsbereiches und konnte daher nicht weiter namentlich auf der Berliner Wetterkarte analysiert werden.

 


Geschrieben am 02.04.2012 von Gregor Meusel

Berliner Wetterkarte: 10.03.2012

Pate: Frank Menze (www.Druckerpatronen.de)