Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ZOFIA
(getauft am
03.10.2016)
Am 03.10.2016
wurde in der Prognose für den Folgetag ein Gebiet tiefen Luftdrucks über dem
südosteuropäischen Raum auf den Namen ZOFIA getauft. Das Tiefdruckgebiet
entwickelte sich im Bereich des Systems XUN-YANINA entlang der Ausläufer des
Tiefs YANINA, welches sich in der Folge abschwächte und auflöste.
Das Tief ZOFIA
befand sich mit seinem Kern um 00 Uhr UTC, also 01 Uhr MEZ, am 04.10. mit einem
Druck von knapp 1013 hPa über der südlichen Ukraine und Moldawien. Von dort aus
verlief die Warmfront in Richtung Nordosten, wo sie nahe Moskau in die
Kaltfront des Tiefs XUN überging. Bei einer Warmfront schiebt sich eine
Luftmasse wärmerer Luft über eine Luftmasse kälterer Luft. Dabei entstehen
großflächige Schichtwolken, die zu länger anhaltendem Regen führen können. Die
Kaltfront verlief vom Kern ausgehend bogenförmig zunächst in südlicher, dann
westlicher Richtung bis sie in der Region der Bulgarischen Hauptstadt Sofia in
eine andere Front überging. Bei einer Kaltfront schiebt sich eine Kaltluftmasse
unter eine Warmluftmasse und hebt diese dadurch an. Bei diesem Prozess
entstehen häufig Quellwolken mit schauerartigen Regenfällen, zudem können
Gewitter entstehen. Der Okklusionspunkt, also der Punkt an dem die Kalt- und
die Warmfront aufeinanderstoßen, lag um 00 Uhr UTC nordwestlich vom Zentrum der
Zyklone ZOFIA, östlich der Ukrainischen Karpaten. Von dort aus verlief die
Okklusionsfront nordwestlich und erstreckte sich bis über den Norden
Deutschlands. Eine Okklusion entsteht wenn die schneller ziehende Kaltfront die
langsamere Warmfront einholt und die Warmluft anhebt. Die Wetterverhältnisse
beim Durchgang einer Okklusion können Eigenschaften sowohl der Kalt- als auch
der Warmfront aufweisen. In Ocna Sugatag
im Nordwesten Rumäniens wurde nach Durchzug der Kaltfront am 03.10. noch eine
Höchsttemperatur von 13,0°C gemessen, während am Vortag noch 22,8°C erreicht
wurden. Auch in Sibiu gab es in diesem Zeitraum einen
Unterschied der Höchsttemperatur von 8,8 Grad auf 15,8°C. Bis um 06 Uhr UTC des
04.10. fielen in der Stadt Miskolc im Nordosten
Ungarns in einem Zeitraum von 24 Stunden insgesamt 49 mm Regen. Auch hier gab
es einen Temperaturabfall der Maximaltemperatur von 18,2°C auf 12,4°C. In Przemysl, das im Südosten Polens ca. 200 km östlich von
Krakau liegt, fielen bis 18 Uhr UTC in einem Zeitraum von 12 Stunden sogar 68
mm Regen. Auf der Schneekoppe in den Sudeten an der tschechisch-polnischen
Grenze wurden derweil in einer Höhe von ca. 1600 m beim Durchzug der Okklusion
um 18 Uhr UTC des 04.10. Windböen von bis zu 158,5 km/h gemessen worden.
Bis um 00 Uhr UTC
des 05.10. verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ZOFIA mit geringfügig
niedrigerem Kerndruck im Vergleich zum Vortag um ca. 300 km in Richtung
Nordosten. Zentrum und Okklusionspunkt lagen zu diesem Zeitpunkt bei einem
Kerndruck von ca. 1006 hPa südwestlich von Kiew. Die Warmfront erstreckte sich
nordöstlich bis hin zur Wolga. Die Kaltfront führte in Richtung Südosten und
verlief über eine Strecke von mehr als 2000 km zunächst südlich bis zum
Schwarzen Meer und im Bogen über die Ägäis und das südliche Griechenland bis
nach Süditalien. Die Okklusionsfront reichte, der Zugrichtung der Kaltfront
folgend, über Rumänien und Serbien und dann im Bogen über die Adria bis über Norditalien
und die Schweiz. In Ceahlau Toaca
in den Rumänischen Karpaten in einer Höhe von knapp 2000 m wurde nach dem
Durchgang der Kaltfront nur ein Temperaturmaximum von -0,5°C erreicht, wobei zwei
Tage zuvor noch ein Höchstwert von 12,2°C gemeldet wurde. Der Frontendurchzug
brachte in Kirovograd in der zentralen Ukraine im
Verlauf des Tages Gewitter und eine Regenmenge von 38 mm in 24 Stunden. Dabei
wurde nach einer Höchsttemperatur von 23,0°C am Vortag nur noch eine Temperatur
von 13,3°C erreicht. In Zitkavici in Weißrussland
wurden bis 18 Uhr UTC in einem Zeitraum von 24 Stunden 61 mm Regen gemessen.
Um 00 Uhr UTC des
Folgetages, dem 06.10., hatte sich der Kern des Tiefs ZOFIA unter leichter
Abschwächung in Richtung Westen verlagert. Das Gebiet niedrigsten Druckes mit
Werten um 1010 hPa lag zu diesem Zeitpunkt über dem südlichen Polen. Die
Kaltfront verlagerte sich geringfügig in Zugrichtung nach Südosten, ebenso die
Okklusion, die nun die Eigenschaften einer Kaltfront aufwies und daher auf der
Berliner Wetterkarte zu diesem Zeitpunkt als zweite, nachfolgende Kaltfront zu
erkennen ist. Die Warmfront verlagerte sich im Bereich des Kerns in Richtung
Norden und zog dabei über Minsk und Wilna hinweg, weiter östlich blieb sie
nahezu stationär. In Wilna kam es an diesem Tag zu einem geringen Anstieg der
Maximaltemperatur um 1,7 Grad auf 9,5°C. Der Wind erreichte in Böen bis zu 57,6
km/h, was auf der Beaufortskala der Windstärke 7 entspricht. Dabei kam es zu
leichten bis mäßigen Niederschlägen. Im ebenfalls in Litauen gelegenen Laukuva war es in der Nacht auf den 06.10. sogar zu
Windböen bis 79,3 km/h, also Windstärke 9, gekommen. In der weißrussischen
Hauptstadt Minsk wurde in der Nacht mit Durchzug der Warmfront bei leichtem bis
mäßigem Regen nur eine Abkühlung um 0,3 Grad von einer Tageshöchsttemperatur
von 9,7°C auf eine nächtliche Minimaltemperatur von 9,4°C beobachtet.
Am 07.10. um 00
Uhr UTC konnte ein noch weiter abgeschwächtes Zentrum des Tiefs ZOFIA über
Ungarn, dem Norden Rumäniens und der westlichen Ukraine mit Tiefstwerten des
Drucks um 1017 hPa analysiert werden. An der äußeren Kaltfront sowie auch am
südlichen Ende der inneren Kaltfront, die sich im Vergleich zum Vortag kaum
weiter verlagert hatte, ist die Entstehung zweier neuer Gebiete tiefen Druckes
mit zyklonaler Drehung zu erkennen. Die Warmfront verlief zu diesem Zeitpunkt
vom Okklusionspunkt östlich von Riga nördlich an Moskau vorbei und dann in
südöstlicher Richtung. Die Okklusion erstreckte sich im Bogen von den
nördlichen Alpen über Deutschland und die Ostsee. Mit dem Durchzug der
Okklusion und der Kaltfront kam es an diesem Tag auch in weiten Teilen
Deutschlands zu Niederschlägen, wobei die größten Regenmengen im Norden und
Osten auftraten. In Putbus auf Rügen wurden bis 18 Uhr UTC in einem Zeitraum
von 24 Stunden 14 mm Regen gemessen. Im ca. 35 km entfernt gelegenen Kap Arkona
wurden im selben Zeitraum lediglich weniger als 1 mm Regen registriert. Am Kap
Arkona traten dabei hohe Windgeschwindigkeiten mit Böen bis 93,7 km/h und damit
Windstärke 10 auf. Auf dem Brocken wurde mit 26 mm deutschlandweit der meiste
Niederschlag verzeichnet. Hier traten Windböen bis Windstärke 9 auf. Nördlich
des Kerns des Tiefdruckgebietes ZOFIA wurden 17 mm Regen in Kaunas in Litauen,
19 mm im russischen Poskinskie Gory
nahe der Grenze zu Lettland und 35 mm im weiter östlich, fast auf der Höhe von
Moskau gelegenen Maksatikha registriert. Entlang der
nahezu stationären Warmfront in Richtung Osten wurden meist geringe
Niederschlagsmengen von 1 bis 3 mm gemessen.
Bis zum 08.10. um
00 Uhr UTC fiel der Kerndruck der Zyklone ZOFIA wieder auf unter 1015 hPa. Das
Tief hatte sich mit seinem Kern in Richtung Nordosten verlagert, wobei die
tiefsten Druckwerte nordöstlich und südwestlich von Minsk gemessen wurden. Auf
der Analysekarte zu diesem Termin ist nur noch eine Kaltfront zu erkennen, die
nördlich des Asowschen Meeres in die Warmfront des neu entstandenen
Tiefdruckgebietes ANDREA überging. Vom südwestlich von Moskau gelegenen
Okklusionspunkt aus verlief die Warmfront in Richtung Osten und die
Okklusionsfront südlich von Moskau und Riga entlang Richtung Westen. Während es
im Tagesverlauf in Deutschland und Polen vielerorts leichte Regenfälle gab,
brachte das schwächer werdende Tief ZOFIA an diesem Tag seine stärksten Regenfälle
im Gebiet der Grenze zwischen Weißrussland, Russland und in Litauen sowie an
der schwedischen Ostseeküste. Dabei fielen 24 mm bis 06 Uhr UTC innerhalb von
12 Stunden in Vitebsk in Weißrussland und 18 mm im
gleichen Zeitraum im russischen Smolensk. Innerhalb von 24 Stunden bis 18 Uhr
UTC konnten 15 mm in Utena in Litauen sowie knapp 20
mm im schwedischen Gladhammar registriert werden.
Unter
Abschwächung verlagerte sich das Tiefdruckgebiet ZOFIA bis um 00 Uhr UTC des
Folgetages geringfügig in Richtung Westen und befand sich nun mit seinem Kern
über der Nordhälfte Polens. Das fast vollständig okkludierte Tief wies nur noch
eine Okklusion und keine Warm- und Kaltfronten mehr auf. Vom Kern über der
polnischen Ostseeküste aus verlief diese in Richtung Südosten, bis sie bei Kiew
in das Frontensystem des Tiefdruckgebiets ANDREA überging. Tief ZOFIA hatte zu
diesem Zeitpunkt einen Kerndruck um 1016 hPa. In Norddeutschland brachte das
Tiefdruckgebiet ZOFIA einen weiteren Regentag. Auch die Niederlande sowie Dänemark
und Südschweden waren von Niederschlägen betroffen. Weiter östlich ging das
Regengebiet in den Einflussbereich der Zyklone ANDREA über. An den Küsten kam
es noch zu Windböen der Stärke 7, vereinzelt auch der Stärke 8. Verbreitet
fielen Regenmengen von 0 bis 3 mm und nur vereinzelt bis knapp 10 mm.
Bis 00 Uhr UTC
des 10.10. hatte sich das Tief ZOFIA unter Einfluss des ausgeprägten
Hochdruckgebietes PETER unter deutlicher Abschwächung über 500 km in Richtung
Westen verlagert und befand sich mit einem Kerndruck von knapp 1025 hPa über
der deutschen und der niederländischen Nordseeküste. Die Okklusionsfront
verlief von der holländischen Nordseeküste ausgehend bogenförmig nördlich um
Dänemark herum und ging über Südschweden in das Frontensystem des Tiefs ANDREA
über. Im Laufe des Tages kam es noch zu Regenfällen in den Anrainerstaaten der
Nordsee, im Wesentlichen entlang der Küsten. Über dem Nordosten Großbritanniens
war bis zum Abend bereits ein Anstieg des Luftdruckes unter dem Einfluss der
Antizyklone PETER zu erkennen. An den südlicheren Nordseeküsten machte sich
durch ein Sinken des Luftdrucks der Einfluss des Tiefdruckgebietes ANDREA
bemerkbar. Das Tiefdruckgebiet ZOFIA schwächte sich hingegen so weit ab, dass
es sich bis zum Folgetag vollständig auflöste und nicht weiter auf der Berliner
Wetterkarte analysiert werden konnte.
Geschrieben am 02.04.2017 von Juliane Busch
Berliner Wetterkarte: 04.10.2016
Pate: Christopher Schlage