Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet ZSUZSANNA
(getauft am 23.07.2008)
Am 23.07.2008
bildete sich über der Ägäis ein neues Tiefdruckgebiet, das auf den Namen
ZSUZSANNA getauft wurde. Es entwickelte sich auf der Vorderseite eines
Höhenwirbels über Ostdeutschland im Grenzbereich zwischen der subpolaren
Meeresluft über Mitteleuropa und subtropischer Warmluft über Südosteuropa. An
der Nordflanke des Tiefs kam es noch am selben Tag in der feucht-warmen
Luftmasse zu kräftigen Hebungsvorgängen, was zu sehr ergiebigen, großflächigen
Regenfällen über Rumänien führte. Dort meldeten mehrere Wetterstationen
12-stündige Niederschlagsmengen über 40 Liter pro Quadratmeter, wie
beispielsweise die Stationen Craiova mit 67 l/m2, Cluj-Napoca 52 l/m2
oder Dua 48 l/m2. Auch im angrenzenden Ungarn fielen örtlich
Regenmengen über 30 l/m2.
Bis zum
25.07.2008 verlagerte sich der Tiefdruckkomplex ostwärts zur Türkei. Ausläufer
über dem Balkan streiften den Osten Deutschlands und brachten dort verbreitet stratiforme
Niederschläge, die vor allem im Erzgebirge auch stärkere Intensität erreichten.
So wurden auf dem Fichtelberg binnen 24 Stunden Regenmengen von 8,7 l/m2
registriert. Auf der Schneekoppe im Riesengebirge in 1602 m Höhe fielen im
selben Zeitraum 15,5 l/m2 sowie im Altvatergebirge auf dem
Hochschaar in 1350 m Höhe sogar 31,3 l/m2. Daran wird deutlich, dass
orografische erzwungene Hebung eine wesentliche Rolle bei den
Niederschlagsvorgängen gespielt hat. Während dessen meldete Ungarn unverändert
anhaltenden Dauerregen mit Niederschlagsmengen jenseits der 50 Liter auf den
Quadratmeter. Im Nordosten Rumäniens gab es in den Abendstunden des 24.07.2008
sogar kräftige Gewitterschauer, die zu lokalen Überschwemmungen führten.
Am 26.07.2008
lag ZSUZSANNA nahezu stationär über Südosteuropa. Während in weiten Teilen
Deutschlands verbreitet 25°C überschritten wurden, blieb es in Bayern, wo sich
noch dichtere Wolkenfelder ZSUZSANNAs bemerkbar machten, etwas kühler. Weiter
nach Nordwesten ziehend, lag das Tiefdruckgebiet ZSUZSANNA am Folgetag über dem
südöstlichen Russland und tags darauf bereits über Kasachstan. Auf der Rückseite
des Wirbels gelangte in diesen Tagen recht kühle Luft aus der Arktis nach
Osteuropa. Dabei stieg die Temperatur sowohl in Archangelsk als auch in Moskau
nur noch auf Höchstwerte von wenig über 16°C. Bei auflandigem Wind wurden an
der russischen Eismeerküste teilweise nicht einmal 10°C erreicht. Im Innern der
Halbinsel Kola gab es in der Ortschaft Lovozero mit einem Minimum von -0,3°C
sogar leichten Frost.
Unter Abschwächung
verlagerte sich ZSUZSANNA in der Folge weiter nach Sibirien und konnte zum
Augustbeginn letztmals auf den Europäischen Wetterkarten analysiert werden.
Geschrieben am 09.09.2008 von Gera Rohlfing
Wetterkarte: 24.07.2008
Pate: Zsuzsanna Sessil-Szebik