Lebensgeschichte
Tiefdruckgebiet
ZUSEL
(getauft
am 17.08.2010)
Am 10.08. wurde in der 500 hPa – Karte, dies
entspricht einer Höhe von ca. 5500 m, die Ausbildung eines Troges zwischen der
Grönländischen West- und der Kanadischen Ostküste sichtbar. Eingelagert in den
Trog war ein Höhentief, welches typischerweise mit einem Gebiet kalter Luft in
der der Höhe einhergeht. Bis zum 11.08. bildete sich auch am Boden ein
Tiefdruckgebiet aus, welches mit seinen Kern und einer kurzen, rückläufigen
Okklusion (Mischfront mit Warm- und Kaltfronteigenschaften) im 850 hPa –
Niveau, genau zwischen den beiden o.g. Küsten lag. Die Warmfront erstreckte
sich entlang der Südküste Grönlands, die
Kaltfront bog vom Kern mit einem scharfen Knick nach Südwesten ab und ging im
Bereich der Neufundland-Inseln in eine nachfolgende Warmfront über. Am
darauffolgenden Tag war das Tief noch stationär. Die Fronten hatten sich aber
komplett zu einer Okklusionsfront zusammengeschlossen, die sich nun in einem
Bogen vor der Südwestspitze Grönlands erstreckte. Der Kerndruck war mit ca.
1005 hPa um 5 hPa höher, als am Vortag. In der 500 hPa – Karte sah man die
gegenteilige Druckveränderung. Dort hatte sich der Trog verstärkt.
Während der Wirbel am Tage des 13.08.
stationär blieb, zog er bis zum Morgen des 14.08. gen Westen und bildete 2
Kerne aus, die durch eine Okklusion miteinander verbunden waren. Der erste Kern
befand sich auf Höhe des Polarkreises an der Grönländischen Westküste, der
zweite Kern wurde Nahe der Südostspitze Grönlands analysiert. Kern I wurde
schnell wieder aufgefüllt und erschien auf der Karte des nächsten Tages nicht
mehr. Kern II bildete dagegen das Bodenzentrum des weiter nach Osten gezogenen
und sich verstärkenden Höhentrogs. Der Kern der Zyklone befand sich am 16.08. ca.
100 km südlich von Angmagssalik (Südwestküste Grönlands). Eine kurze Okklusion
reichte vom Kern Richtung Osten, teilte sich aber bereits vor der Isländischen
Küste in eine Warmfront, die nördlich von Island verlief und eine Kaltfront,
die sich in einem Bogen über Reykjavik und den Atlantik, bis zum Azorenhoch
erstreckte, auf. Noch war in den Prognosen nicht sicher, ob sich eine
Abspaltung des Azorenhochs oder das Tiefdruckgebiet durchsetzen würde und das
Wetter der nächsten Tage in Mitteleuropa mitbestimmen sollte. Auf der 0
UTC (2 Uhr MESZ) Bodenkarte des 17.08.
wurde deutlich, dass sich das Tief durchgesetzt hatte und es wurde auf den
Namen ZUSEL getauft. Das Zentrum lag nun nahe der Südküste Islands, während das
Frontensystem einen ungewöhnlichen Aufbau hatte, da es sich vom Zentrum
abgespalten hatte. Zwischen Grönland und Island begann eine lang gestreckte
Okklusion, die in einem Bogen um die Nord- und Ostküste Islands bis zur
Südküste Irlands reichte, wo sie sich in eine kurze, nach Südwesten verlaufende,
Warmfront und eine mit dem über dem Atlantik nachfolgenden Tief verbundene
Kaltfront aufspaltete. Im Frontbereich meldeten die Britischen und Irischen
Wetterstation starke Winddrehungen und leichten Regen bzw. Sprühregen. So
herrschte vor der Front ein Südwestwind, während dahinter ein Nordwest- bis
Nordwind dominierte. Ausgehend von der Okklusion erstreckte sich zudem eine
Warmfront von der Ostküste Grönlands bis nördlich der Inselgruppe Jan Mayen in
der Norwegischen See, die ebenfalls leichte Niederschläge brachte. Durch den korrespondierenden Höhenwirbel, der
seinen Einfluss bereits bis nach Südwesteuropa ausgedehnt hatte, wurden im
Laufe des Tages über der Iberischen Halbinsel einige Schauer und Gewitter
ausgelöst. So meldete die Station Murcia Gewitter und 14 l/m² Niederschlag
innerhalb von 12 h. Die Temperaturen stiegen durch die Niederschläge und die
von Norden herantransportierten kalten Luftmassen in Spanien und Portugal
verbreitet nicht über die 30°C-Marke, während in Italien und Griechenland noch
Subtropische Luftmassen vorherrschten und Temperaturen zwischen 35°C und 40°C
erreicht wurden.
Tief ZUSEL zog im Laufe des Tages,
eingelagert in den Trog der Höhenströmung, weiter nach Südosten und lag am
18.08. mit seinem Zentrum vor der Nordwestküste Schottlands. Die Okklusion
begann noch immer westlich von Island, erstreckte sich im Uhrzeigersinn um
Island herum und entlang der Ostküste Großbritanniens, bis nach Paris, wo sie
in Richtung Biskaya schwenkte und bis zur Nordküste Spaniens reichte. Eingelagert
in den Frontbereich waren leichte Niederschläge, Bordeaux meldete
beispielsweise eine 24-stündige Niederschlagsmenge von 3 l/m², Jan Mayen
meldete um 6 UTC Regen und knapp 1 l/m² in 24 h. Entlang dieser Front Im
Bereich der Biskaya schloss sich eine Okklusion eines kleinen nachfolgenden
Tiefs an. Bei Edinburgh spaltete sich eine weitere Okklusion im 850 hPa -
Niveau ab, die sich über Amsterdam bis zum Erzgebirge erstreckte und in der
Nacht starke Bewölkung und leichte Niederschläge nach Deutschland brachte.
ZUSEL lag mittlerweile eingekeilt zwischen
den beiden starken Wirbeln YVETTE über Dänemark und ANGELIKA über dem Atlantik.
Letzterer schob ZUSEL zusehens in den Kernbereich von YVETTE, sodass sich bis
zum 19.08. ein gemeinsames Frontensystem ZUSEL-YVETTE ausgebildet hatte. Dabei
verlief die Okklusion von ZUSEL nun gegen den Uhrzeigersinn um die Südküste
Islands herum, schwenkte nach Osten ein und verband sich vor der norwegischen
Küste bei Stavanger mit der rücklaufenden Kaltfront des Wirbels YVETTE. Das
steuernde Zentrum von ZUSEL lag zu diesem Zeitpunkt mit einem Druck von etwas
unter 1005 hPa weiterhin vor er Westküste Schottlands. Die nun stark verkürzte
Okklusion befand sich hauptsächlich über dem Europäischen Nordmeer und war kaum
noch wetteraktiv, verursachte aber im Bereich der Shetlandinseln noch leichten
Niederschlag.
Im Laufe des Tages konnte der Wirbel YVETTE
seinen Einfluss weiter ausdehnen uns sich verstärken, sodass die Front und das
Zentrum von ZUSEL in das weitläufige Frontensystem von YVETTE aufgenommen
wurde. So war dies der letzte Tag der Zyklone ZUSEL auf der Berliner
Wetterkarte.
Geschrieben am 03.09.2010 von Katrin Krüger
Berliner Wetterkarte vom 17.7.2010
Pate: Susanne Moser